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KlimaneutralGroßbritannien wird zum Klimaschutz-Vorreiter

Die britische Regierung und das britische Parlament im Palast von Westminster verfolgen seit Jahren eine zielstrebige Klimapolitik.
Die britische Regierung und das britische Parlament im Palast von Westminster verfolgen seit Jahren eine zielstrebige Klimapolitik. (Foto: pixabay.com)

Beim Brexit Chaos, in der Klimapolitik zielstrebig: Theresa May will Großbritannien als erstes größeres Industrieland per Gesetz zur Klimaneutralität bis 2050 verpflichten. Vor allem in Sachen Energiewende machen die Briten erstaunliche Fortschritte.

17.06.2019 – „Dieses Land war mit seinen Innovationen führend während der industriellen Revolution, jetzt müssen wir wieder vorangehen auf dem Weg einer saubereren, grüneren Form des Wachstums.“ So begründete Premierministerin Theresa May am vergangenen Mittwoch ihre Entscheidung, das britische Klimaschutzgesetz zu ändern.

Damit folgt May dem Rat des Committee on Climate Change. Seit elf Jahren überwacht das unabhängige Gremium, größtenteils bestehend aus Wissenschaftlern, die Treibhausgasemissionen des Landes und berichtet jährlich über Fortschritte. Es ist das wichtigste Beratergremium für Regierung und Parlament in Klimaschutzfragen und schlägt der Politik konkrete Maßnahmen vor.

Großbritannien wird zum Vorbild

Bislang sah das Klimaschutzgesetz von 2008 eine Reduzierung der britischen Emissionen bis 2050 um 80 Prozent vor. Über eine Rechtsverordnung soll das Gesetz nun auf „netto null“ Emissionen angepasst werden. Netto null bedeutet, dass noch entstehende Emissionen komplett kompensiert werden müssen. Eine Zustimmung im Parlament gilt als sicher und könnte noch vor der Sommerpause erfolgen.

Das macht Großbritannien zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Kein anderes Industrieland hat das Ziel der Klimaneutralität bislang gesetzlich verankert. Allerdings gibt es ähnliche Pläne bereits in Frankreich und Neuseeland. Andere Staaten dürften entsprechend bald nachziehen. Die finnische Regierung plant sogar, bis 2035 klimaneutral zu sein.

Zwar hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich betont, Deutschland solle bis 2050 klimaneutral werden. Gesetzlich festgelegt ist das hierzulande allerdings nicht.

Britische Energiewende auf der Überholspur

Lernen kann Deutschland von den Briten nicht nur in Sachen Klimaziele einiges, sondern auch bei der Energiewende. Seit Jahren zeigt ein CO2-Mindestpreis seine Wirkung und der Umbau des Energiesystems trägt deutlich schneller Früchte. Besonders im Stromsektor hat das Vereinigte Königreich in den vergangenen zehn Jahren erstaunliche Fortschritte erzielt.

2008 stammten noch fast 34 Prozent des Stroms aus Kohle, 2018 dagegen nur noch 11 Prozent und 2019 ist dieser Wert deutlich in den einstelligen Bereich gerutscht. Kürzlich kam das Land über zwei Wochen ohne Kohlekraftwerke aus. Spätestens 2025 soll der Kohleausstieg im einstigen Kohleland vollendet sein.

CO2-Emissionen im Strombereich sinken massiv

Gleichzeitigt haben sich in den vergangenen zehn Jahren die Anteile von Gas und Atomkraft am Strommix kaum verändert, sie sind sogar leicht gefallen auf 33,5 bzw. 8,3 Prozent. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen des Stromsektors sind in dieser Zeit um 60 Prozent gesunken, auf 207 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. In Deutschland sind es mit 474 Gramm mehr als doppelt so viel.

Erreicht haben das die Briten durch einen massiven Ausbau der Wind- und Solarenergie. Kohlekraftwerke wurden zu Biomasseanlagen umgerüstet. Als nächstes sind wohl die Gaskraftwerke dran: Das Committee on Climate Change hat bereits vorgerechnet, dass es ab den 2020er Jahren billiger wird, bestehende Gaskraftwerke durch neue Ökostrom-Anlagen zu ersetzen. cw


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