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Frankreich – Medien in der KlimakriseJournalisten für eine bessere Klimaberichterstattung

Zwei Kinder fliehen vor brennendem Regenwald
Was haben europäische Handelsabkommen für Soja- und Getreideimporte mit der Zerstörung indigener Lebensräume im Amazonas-Regenwald zu tun? Französische Medienschaffende wollen sich zu einer fundierten und möglichst ehrlichen Klimaberichterstattung verpflichten. (Foto: pixundfertig on Pixabay / Free License)

In Frankreich haben über 500 Journalisten eine Charta unterzeichnet, die Klimakrise medial umfassender darzustellen. Anlass war ein Aufruf des Weltklimarats an die Medien, ihrer Rolle bei der Information über Klimathemen besser gerecht zu werden.

19.09.2022 –Die Folgen der Klimakrise sind vielfältig, die Zusammenhänge höchst komplex – und die Darstellung in den Medien werde dem nicht immer gerecht. Der Weltklimarat (IPCC) hatte in seinem jüngsten Bericht die Medienschaffenden weltweit daran erinnert, welch entscheidende Rolle sie bei der Gestaltung der öffentlichen Wahrnehmung, des Verständnisses und der Handlungsbereitschaft mittels ihrer Berichterstattung spielten.

Der Mangel an Informationen zu diesen zukunftsrelevanten Themen hindere Bürger daran, fundierte Entscheidungen zu treffen und verzögere das Handeln in einer Zeit, in der wir, so mahnen die IPCC-Experten, Gesellschaften mehr denn je mobilisieren müssten, um die Klimakrise einzudämmen bzw. sich rechtzeitig an ihre schlimmsten Auswirkungen anzupassen. Da Greenwashing, irreführender Lobbyismus und falsche Informationen florierten, sei auch die Verantwortung von Journalisten enorm.

Frankreichs Medienschaffende nahmen sich den Weckruf zu Herzen: Auf der Website von France Info rief eine Gruppe von Journalisten und Wissenschaftlern nun zur Notwendigkeit einer besseren Klimaberichterstattung auf – denn eine tendenziöse Berichterstattung, die die wahren Zusammenhänge nicht benennt, schade der demokratischen Debatte. Es gelte, die Ursachen und Verursacher beim Wort zu nennen – etwa bei Dürresommern mit Hitzetoten und Waldbränden mit immensen Schäden, wie sie in diesem Jahr in Europa auftraten, wären die direkten Zusammenhänge mit der Klimakrise noch zu selten konkret benannt worden.

Laut einer Befragung von Viavoice vom letzten Jahr glauben denn auch 53 Prozent der Franzosen, dass die Medien den Themen Umwelt und dem Klima nicht genug Raum einräumten. Mehr als die Hälfte der medial interessierten Bürger wünscht sich demnach eine konstruktive und zudem mehr lösungsorientierte Berichterstattung.

Charta für ein besseres Klima

In der Erklärung charte pour un journalisme à la hauteur d‘urgence écologique verpflichten sich nun mehr als 500 französische Journalisten verschiedener Medien und Verlage, den menschengemachten Klimawandel nicht als einzelnes Thema zu behandeln, sondern dessen Auswirkungen in der gesamten Berichterstattung besser zu berücksichtigen sowie Zusammenhänge und übergreifende Themen besser zu recherchieren und zu erklären. Um die Ernsthaftigkeit einer Situation deutlich herauszustellen und nicht zu verharmlosen, sollten etwa abgedroschene Fotos wie bspw. planschende Kinder im Schwimmbad zum Thema klimawandelbedingte Hitzewellen nicht mehr verwendet werden. Auch rund 30 Redaktionen, darunter Auslandsrundfunksender wie France 24 sowie etliche Journalistenschulen, tragen die Charta mit.

Lösungsorientierung geben

Die Berichterstattung sollte, so die Unterzeichnenden, nicht nur die Auswirkungen der Klimakrise ins Visier nehmen, sondern vor allem auch die Strategien für mehr Klimaschutz beleuchten. Die Journalisten verpflichten sich in der Charta zu einer profunden Recherche und Weiterbildung zum Thema, um die Erkenntnisse der Wissenschaft verständlich zu vermitteln und ihren kritischen Blick zu schulen. Auch müsse der Blick verstärkt auf die Verantwortung von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft als Ganzes gerichtet und die strukturellen Zusammenhänge und Abhängigkeiten ehrlicher durchleuchtet werden.

Und auch im eigenen Arbeitsumfeld soll Klimaschutz integriert werden. Redaktionen wollen bei ihrer Arbeit CO2-Emissionen verringern – etwa mit der Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel und der Vermeidung unnötiger Reisen. Da die Medien auf Werbung finanziell angewiesen sind und somit maßgeblich gezielte Inhalte transportieren, müsse auch hier versucht werden, die Weichen in Richtung Klimaschutz stellen – auf klimaschädliche Produkte soll nach Möglichkeit verzichtet werden. Eine große, allerdings wohl auch die schwierigste Stellschraube. Die Redaktionen fordern daher auch mehr journalistische Unabhängigkeit von ihren Besitzern. na


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