Menü öffnen

KlimakriseKlimakipppunkte sind instabiler als gedacht

Waldsterben
Ist es schon zu spät? Klimakipppunkte könnten bereits unumkehrbar überschritten sein .(Bild: su mx / pixabay)

Das Klimasystem ist wohl noch sensibler als angenommen. Fünf entscheidende Kippschwellen könnten bereits überschritten worden sein. Ein folgenreicher Dominoeffekt und eine dauerhafte Veränderung des Erdklimas wären dann nicht mehr zu verhindern.

12.09.2022 – Das Erdklima ist vielleicht nicht mehr zu stabilisieren. Das legt eine Metastudie nahe, die 200 Analysen von klimatischen und meteorologischen Messdaten verglichen hat. Die Studie deutet darauf hin, dass die von Wissenschaftlern identifizierten Klimakipppunkte noch instabiler sind als bisher angenommen. Das Erdklima könnte demnach bereits gekippt sein – und eine unumkehrbare Temperaturerwärmung nicht mehr aufzuhalten.

Sensibles Klima

Das Erdklima ist ein hochkomplexes System. Obwohl Wissenschaftler die Mechanismen immer besser verstehen, bleibt Spielraum bei Prognosen zu den Auswirkungen des globalen Temperaturanstiegs. In vielen Systembereichen beobachten Klimaforscher bereits seit Längerem Hinweise darauf, dass eine kritische Schwelle bald erreicht sein könnte.

Einig sind sie sich über neun globale Kippelemente und sieben regionale Schwellen.  Zu ersteren gehören der Permafrost und die tropischen Korallenriffe, der Amazonasregenwald sowie das arktische Meereis. Der Monsun, die Berggletscher und boreale Wälder sind hingegen unter den regionalen Kipppunkten.

Zu spät?

Die neue Metastudie von Klimaforschern der Universität Stockholm scheint dies zu bestätigen. Bisher hat sich das globale Klima um im Schnitt etwa 1,1 Grad erwärmt. Fünf kritische Kipppunkte könnten damit bereits unumkehrbar überschritten worden sein. Einige weitere wären zudem nicht mehr aufzuhalten, da sie ab einer Erwärmung um 1,5 Grad eintreten.

Die Forscher bezeichneten die Metaanalyse als erste umfassende Neubewertung aller potenziellen Kippelemente, ihren Kipppunkten und den Zeitskalen und Folgen ihres Umkippens. „Zwischen 1,5 und zwei Grad Erwärmung folgt in den Erdsystemmodellen ein ganzer Cluster weiterer Verschiebungen“, berichten die Wissenschaftler im Wissenschaftsmagazin Scinexx.

Kurswechsel dringend notwendig

Die aktuelle Klimapolitik reicht nicht aus, um den Temperaturanstieg unter 2 Grad zu halten. Stattdessen steuert die Welt auf etwa 2,6 Grad zu – wenn alle Verpflichtungen eingehalten werden. In diesem Fall würden zahlreiche weitere Kippschwellen überschritten. Mindestens vier Kippunkte sind zudem miteinander verknüpft, so die Forscher. Das bedeutet, sollte einer aktiviert werden, zieht er die weiteren drei mit.

„Um gute Lebensbedingungen auf der Erde zu erhalten, die Menschen vor zunehmenden Extremen zu schützen und stabile Gesellschaften zu ermöglichen, müssen wir alles tun, um das Überschreiten von Kipppunkten zu verhindern. Jedes Zehntelgrad zählt“, so Koautor der Analyse Johan Rockström vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung. Bereits jetzt wird die Menschheit lernen müssen, mit einem anderen Klima zu leben, so die Forscher. jb


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft