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KlimawandelMeeresspiegel könnte um mehr als zwei Meter steigen

Malé, die Hauptstadt der Malediven
Die Hauptstadt der Malediven Malé liegt nur einen Meter über dem aktuellen Meeresspiegel. Zukünftig könnte das Zuhause der über 150.000 Einwohner vom Klimawandel stark bedroht sein. (Foto: Shahee Ilyas / commons.wikimedia.org, CC BY-SA 3.0)

Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte das Meer um 2,38 Meter ansteigen, 187 Millionen Menschen wären obdachlos. Mit diesem bedrohlichen Ausblick warnen 22 Polarexperten vor einem ungebremsten Klimawandel – und fordern schnelle Klimaschutz-Maßnahmen.

25.05.2019 – Wie dringend Maßnahmen gegen die Klimaerwärmung inzwischen erforderlich sind, unterstreicht eine aktuelle Studie: Der Anstieg des Meeresspiegels könnte bis zum Jahr 2100 doppelt so hoch ausfallen, wie etwa vom Weltklimarat IPCC prognostiziert. Dass dieser in den nächsten Jahrzehnten steigen wird, ist unbestritten. Über die Höhe des Anstiegs sind sich Experten bislang uneinig. In den letzten Jahren hat sich allerdings abgezeichnet, dass die Eisschilde schneller und stärker abschmelzen, als von vielen Wissenschaftler angenommen.

In ihrer jüngsten Analyse prognostizieren Forscher um Jonathan Bamber von der University of Bristol einen Meeresspiegelanstieg zwischen 62 und 238 Zentimetern, sollte sich der Planet weiter wie bisher erwärmen. Grundlage der Veröffentlichung ist eine Befragung von 22 führenden Polarforschern, die nun statistisch ausgewertet wurde. Damit ist die IPCC-Prognose radikal überholt, das Abschmelzen der antarktischen und grönländischen Gletscher schreitet schneller voran, als noch vor ein paar Jahren angenommen.

187 Millionen Menschen könnten ihr Zuhause verlieren

Dass ein derartiger Anstieg des Meeresspiegels verheerende Auswirkung hätte, ist naheliegend. Fast 1,8 Millionen Quadratkilometer Land wären verloren, 187 Millionen Menschen müssten umgesiedelt werden. Im Pazifik würden ganze Inselstaaten überflutet und damit unbewohnbar werden. Schwere soziale Unruhen wären unabwendbar.

Veröffentlicht wurde die Untersuchung in der renommierten Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS). Bearbeitet und freigegeben wurde die Analyse auch von Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Hans J. Schellnhuber.

Erderwärmung bis 2100 um fünf Grad Celsius

Die Forscher selbst bewerten das Szenario für einen Anstieg des Meeresspiegels um mehr als zwei Meter eher als unrealistisch. Dies würde eine globale Erderwärmung bis 2100 um fünf Grad Celsius voraussetzen, wofür die Wahrscheinlichkeit nur bei rund fünf Prozent liege. Bei der Klimakonferenz von Paris hatte sich die Staatengemeinschaft dazu verpflichtet, den Temperaturanstieg der Erde auf „deutlich“ unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Sollte das Abkommen eingehalten werden, könne man den Anstieg mit großer Wahrscheinlichkeit auf 26 bis 85 Zentimeter begrenzen, prognostizieren die Forscher.

In jedem Fall ist eine Korrektur der IPCC-Prognose dringend notwendig. Der Weltklimarat hatte den maximalen Anstieg des Meeresspiegels vor ein paar Jahren mit 98 Zentimetern beziffert. Schon damals gab es daran Kritik, viele Studien hatten bereits auf einen höheren Anstieg hingewiesen.

Eisschmelze schreitet schneller voran als gedacht

Inzwischen zeigen neuste Satellitendaten, dass die Eisschmelze deutlich schneller voranschreitet als noch vor ein paar Jahren angenommen. Dadurch steigt auch der Pegel der Weltmeere mit einem größeren Tempo. Wissenschaftler entdecken immer neue Effekte, die ein schnelleres Abschmelzen in Grönland und der Antarktis bescheinigen. jk


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