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KlimaschutzSinkende CO2-Emissionen trotz mangelnder Klimapolitik

Zwei Blöcke des Braunkohlekraftwerks Niederaußem im Rheinischen Revier wurden 2018 in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt und werden 2022 vollständig stillgelegt
Zwei Blöcke des Braunkohlekraftwerks Niederaußem im Rheinischen Revier wurden 2018 in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt und werden 2022 vollständig stillgelegt. (Foto: © Kimba Reimer / flickr.comCC BY 2.0).

Erstmals seit neun Jahren sind 2018 die deutschen Treibhausgase wieder gesunken – und das deutlich um fast sechs Prozent. Allein: Mit der Klimaschutzpolitik der Bundesregierung hat das kaum zu tun, sondern eher mit zufälligen Entwicklungen.

09.01.2019 – Gut 850 Millionen Tonnen Treibhausgase haben die Deutschen im vergangenen Jahr in die Luft geblasen und damit rund 50 Millionen Tonnen weniger als in den vergangenen Jahren, hat die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende ausgerechnet. Das ergibt erfreuliche 5,7 Prozent geringere klimaschädliche Emissionen, nach neun Jahren bewegt sich endlich was. Doch so einfach ist das nicht, denn die Ursachen für den Rückgang lassen kein gutes Gefühl zurück.

Der Großteil der eingesparten Treibhausgase beruht auf einem milden Winter, die Deutschen haben schlicht weniger geheizt. Teile der energieintensiven Industrie haben weniger produziert und die im Sommer stark gestiegenen Benzin- und Dieselpreise haben ihr Übriges getan. Der Primärenergieverbrauch erreichte damit den niedrigsten Stand seit den 1970er Jahren.

Nur europäische Klimaschutzmaßnahme zeigt Wirkung

„Schon der nächste durchschnittlich kalte Winter und kleinere konjunkturelle Veränderungen werden die positive Entwicklung wieder zunichtemachen“, kommentierte Agora-Chef Patrick Graichen. Der Rückgang sei nicht nachhaltig. Nur eine Klimaschutzmaßnahme habe Wirkung gezeigt: Die Reform des europäischen Emissionshandelssystems ETS hatte 2018 zu einem Anstieg des CO2-Preises auf durchschnittlich 15 Euro geführt und so etliche Steinkohlekraftwerke unwirtschaftlich werden lassen. Die Steinkohle-Verstromung fiel auf das niedrigste Niveau seit der Erfassung im Jahr 1950. Die Emissionen aus der Energiewirtschaft sanken entsprechend um zehn Millionen Tonnen CO2.

Mehr Klimaschutz ist möglich

Die Politik müsse endlich Klimaschutzmaßnahmen umsetzen, insbesondere bei der Braunkohle sowie im Verkehrs- und Gebäudebereich, fordert Graichen. „Ansonsten sind die Klimaschutzziele für 2020 und 2030 nicht zu erreichen.“ Insbesondere auf Braunkohle werden CO2--Preise mittel- bis langfristig keinen Einfluss haben, glaubt der Agora-Chef. Dafür seien deren Kosten zu gering.

Dass deutlich größere Sprünge bei der CO2-Minderung möglich sind, zeigt ein Blick auf die Stromerzeugung: Erstmals stammte 2018 genauso viel Strom aus Erneuerbaren Energien wie aus Kohle, jeweils 35,2 Prozent der Stromerzeugung entfielen auf Wind, Sonne und Co. sowie auf Stein- und Braunkohle. Insgesamt ergibt das einen Ökostromanteil von 38,2 Prozent, denn nach wie vor werden große Mengen des Kohlestroms ins Ausland exportiert. Die deutschen Stromüberschüsse betrugen über 50 Terawattstunden, fast ausschließlich Braunkohlestrom. Die Bundesregierung müsste nur den Mut beweisen, etliche dieser Kraftwerke abzuschalten und könnte somit ohne Gefahren für die Versorgungssicherheit viele Millionen Tonnen Treibhausgase einsparen. cw


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