Menü öffnen

TreibhausgaseSteigende Methan-Konzentration gibt Rätsel auf

Regenwald in Thailand
Stärkere Niederschläge in tropischen Regenwäldern lassen die Methanfreisetzung steigen. (Foto: Boudewijn Huysmans auf Unsplash)

In den letzten Jahren ist immer mehr Methan in die Atmosphäre gelangt – Ursache ungeklärt. Klimaforscher auf der ganzen Welt sind beunruhigt, denn das Treibhausgas gilt als besonders klimaschädlich. Über mögliche Gründe kann man nur spekulieren.

05.06.2019 – Nachdem kürzlich bekannt wurde, dass die Erde inzwischen die höchste CO2-Konzentration in der Atmosphäre seit Aufzeichnungsbeginn erreicht hat, sind Klimaforscher jetzt aus einem anderen Grund erneut beunruhigt: die Methan-Konzentration steigt immer weiter. Abgesehen davon, dass ausgerechnet dieses Treibhausgas besonders klimaschädlich ist, können die Wissenschaftler den starken Anstieg der letzten Jahre nicht mit Sicherheit erklären.

Ein aktueller Bericht der US-amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA zeigt, dass die weltweite Methankonzentration im Jahr 2018 um 10,77 ppb (parts per billion) gestiegen ist. In den beiden Vorjahren waren es jeweils sieben ppb. Während in den 70er und 80er Jahren die Konzentration ebenfalls sehr stark zugenommen hat, flachte sie sich in den 90er Jahren immer weiter ab. Zwischen 1999 und 2007 gab es praktisch keinen Anstieg mehr – was übrigens bis heute wissenschaftlich nicht endgültig erklärt werden kann.

Höchste Methan-Konzentration der letzten 650.000 Jahre

Seit dem Jahr 2007 ist der Methan-Ausstoß allerdings wieder deutlich gestiegen, die Konzentration in der Erdatmosphäre hat ihren höchsten Wert der letzten 650.000 Jahre erreicht. Trotzdem hat Kohlendioxid (CO2) mit einem Anteil von 75 Prozent an den menschengemachten Emissionen noch immer den größten Einfluss auf die Klimaerwärmung. So ist es nicht verwunderlich, dass Methan mit einem Anteil von 15 Prozent in der öffentlichen Diskussion öfter mal vergessen wird.

Die jährlich freigesetzten Mengen werden – genau wie bei Lachgas und anderen Treibhausgasen – in der Wissenschaft in CO2-Äquivalente umgerechnet. Allerdings hat ein Gramm Methan einen ungefähr 20 bis 30 Mal stärkeren Treibhausgaseffekt als ein Gramm CO2. Es besitzt jedoch nur eine Verweildauer in der Atmosphäre von neun bis 15 Jahren – deutlich geringer als die Verweildauer von CO2.

Wo wird Methan freigesetzt?

In Deutschland entsteht Methan vor allem in der Land- und Forstwirtschaft. Ein besonders großer Faktor spielt hierbei die Massentierhaltung. Aber auch in Klärwerken und Mülldeponien wird das schädliche Treibhausgas freigesetzt.

In der Wissenschaft werden mehrere Begründungen diskutiert, wodurch der Anstieg des Methan-Ausstoßes ausgerechnet im Jahr 2007 ausgelöst wurde. Hauptverursacher könnten demnach vor allem verstärkte Niederschläge in den tropischen Regenwäldern sein. Außerdem haben auch die gestiegenen Temperaturen in der Arktis zu einer erhöhten Freisetzung des Treibhausgases geführt.

Über diese Ursachen herrscht in der Wissenschaft schon länger eine relativ große Sicherheit. Eine erhöhte Feuchtigkeit durch Regenfälle verstärkt demnach in den Tropen die Methanbildung von Mikroorganismen. Gleichzeitig wird durch tauenden Permafrost ebenfalls mehr Methan freigesetzt, das zuvor im Boden gespeichert wurde.

Höherer Methan-Ausstoß oder geringerer Abbau?

Jedoch könnte der starke Anstieg der letzten Jahre nicht nur durch höhere Methanemissionen begründet werden, sondern auch durch einen reduzierten Abbau des Gases. So gibt es unterschiedliche Bakterien, die Luftschadstoffe wie Methan in der Atmosphäre abbauen und deshalb auch als „Waschmittel der Atmosphäre“ bezeichnet werden. Sollte also etwa die Konzentration an Hydroxyl-Radikal – eines dieser Oxidationsmittel – gesunken sein, könnte die Methan-Konzentration durchaus auch aufgrund des reduzierten Abbaus steigen. Das wäre eine ziemlich schlechte Nachricht, da damit auch die Konzentration vieler anderer Luftschadstoffe steigen und die Methan-Konzentration noch weiter außer Kontrolle geraten könnte.

Auf jeden Fall scheint die zunehmende Erderwärmung die Entwicklung bei der Freisetzung von Methan immer weiter zu beschleunigen. Die steigende Konzentration des Klimagases in der Atmosphäre treibt unterschiedliche Prozesse – wie etwa den zunehmend tauenden Permafrost – weiter an, sodass immer mehr Methan freigesetzt wird. Die Begrenzung der Erderwärmung könnte dadurch noch viel schwerer werden, als vor ein paar Jahren angenommen. jk


Mehr zum Thema


energiezukunft