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Doppelter JetstreamÜber Westeuropa häufen sich die Hitzewellen

Zwei Feuerwehrleute in einem Wald legen Feuerschneisen.
In Spanien gehen Feuerwehrleute gegen die Gefahr von Waldbränden vor, indem sie bei Trockenlagen kontrolliert Feuerlegen. So können sie einem drohenden Waldbrand die Grundlage entziehen. (Bild: pxhere, Public Domain)

Hitzewellen über Europa haben deutlich stärker zugenommen als in anderen Gebieten der Nordhalbkugel. Schuld ist vor allem das Phänomen eines doppelten Jetstream.

06.07.2022 – Mitte Juni breitete sich zuletzt eine Hitzewelle von Portugal, über Spanien, Frankreich und England nach Deutschland aus. Waldbrände sorgten vielerorts für verheerende Verwüstungen. Auch Nordeuropa und aktuell Norditalien waren und sind von langanhaltend hohen Temperaturen und ausbleibendem Regen betroffen. Nachdem der Sommer 2021 verhältnismäßig mild und regenreich war, suchten Hitzewellen schon 2018, 2019 und 2020 Europa heim.

Ein internationales Team von Forschenden hat nun ermittelt, dass Hitzewellen über Europa drei- bis viermal schneller zugenommen haben als in den übrigen nördlichen mittleren Breitengraden, wie etwa in den USA oder Kanada. Dafür werteten Wissenschaftler:innen vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Königlichen Niederländischen Meteorologischen Institut (KNMI) und weiteren Beobachtungsdaten aus den letzten 42 Jahren aus. Als anhaltende Hitzewellen definierten die Forschenden mindestens sechs aufeinanderfolgende Tage, an denen die maximale Lufttemperatur den Schwellenwert der 10 Prozent wärmsten Tage an einem bestimmten Ort in den Monaten Juli und August überschritt.

Dabei zeigten sie erstmals, dass dieser rasche Anstieg an Hitzewellen mit der Zunahme an sogenannten doppelten Jetstream-Lagen zusammenhängt. Jetstreams sind Windbänder in fünf bis zehn Kilometern Höhe, die Hoch- und Tiefdruckgebiete transportieren. Die zwei größten befinden sich jeweils auf der Nord- und Südhalbkugel und sorgen normalerweise für eine Abfolge verschiedener Wetterbedingungen. Dass der Jetstream aufgrund der menschengemachten Globalen Erwärmung schwächelt und sich Hoch- und Tiefdruckgebiete länger in einer Region halten und so stärker werden ist bereits bekannt. Vor etwa einem Jahr waren der Westen der USA und Kanada von einer verheerenden Hitzewelle betroffen.

Jetstream teilt sich in zwei Zweige

Doch die Doppel-Jet-Lagen über Europa sorgen für noch häufigere Hitzewellen, wie die Forschenden herausfanden. „Dabei teilt sich der Jetstream in zwei Zweige mit erhöhtem Wind, einer über Süd- und einer über Nordeurasien", erklärt Kai Kornhuber, Mitautor und Wissenschaftler an der Columbia University in New York und am PIK. Efi Rousi, vom PIK und Hauptautorin der Studie sagt: „Unsere Studie zeigt, dass die zunehmende Verweildauer von Doppeljets etwa 30 Prozent der Hitzewellentrends für ganz Europa erklärt. Wenn wir jedoch nur die kleinere westeuropäische Region betrachten, erklärt sie fast 100 Prozent.“ Als Westeuropa werden dabei Portugal, Teile von Frankreich, England, Deutschland und Polen, sowie Belgien, die Niederlande und die baltischen Staaten definiert.

„In dieser Region, die mit dem Ausgang der vom Nordatlantik nach Europa ziehenden Sturmbahn zusammenfällt, kommen die Wettersysteme normalerweise vom Atlantik und haben daher eine abkühlende Wirkung“, so Rousi. Wenn es aber zum Doppeljet komme, werden die Wettersysteme nach Norden abgelenkt und es können sich über Westeuropa anhaltende Hitzewellen entwickeln. Im Mittelmeerraum und Osteuropa hingegen, seien Hitzewellen wahrscheinlich eher eine Auswirkung trockener Böden.

Eine mögliche Erklärung der langanhaltenden Doppel-Jets sieht das Team der Forschenden in der besonders starken Erwärmung der hohen Breiten, wie in Sibirien, Nordkanada und Alaska. „Im Sommer haben sich diese Regionen viel schneller erwärmt als der arktische Ozean, da die überschüssige Energie über dem Ozean das Schmelzen des Meereises beschleunigt“, sagt Mitautor Dim Coumou, Forscher am Institut für Umweltstudien (IVM) der Vrije Universiteit Amsterdam und am KNMI. Das Land rund um den arktischen Ozean habe sich im Sommer sehr schnell erwärmt, was mit einem schnellen Rückgang der Schneedecke im späten Frühjahr einherging. Dieser zunehmende Temperaturunterschied zwischen Land und Ozean begünstige das Fortbestehen von Doppel-Jet-Zuständen im Sommer, so Coumou. Nachdem die erste Hitzewelle dieses Jahr bereits im Juni Westeuropa erfasste, könnten uns im Juli und August weitere Hitzewellen drohen. mf


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