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Pariser KlimazieleUmweltrat aktualisiert deutsches CO2-Budget

Rauchende Schornsteine
Das 1,5-Grad-Klimaziel ist für Deutschland kaum mehr zu schaffen. (Bild: digifly840 / pixabay)

Der Umweltrat hat das für Deutschland verbleibende CO2-Budget aktualisiert. Den Berechnungen nach wird Deutschland das 1,5‑Grad-Klimaziel mit den aktuellen Maßnahmen deutlich verfehlen. Für eine zwei Drittel Chance auf unter 2 Grad könnte es reichen.

17.06.2022 – Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) hat das CO2-Budget aktualisiert, das Deutschland noch verbleibt, wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden sollen. Grundlage ist der aktuelle Stand der Klimaforschung, den der Weltklimarat im IPCC-Bericht dargelegt hat. Die Sachverständigen brachten die Berechnungen auf den neusten Stand der Forschung und forderten eine transparente öffentliche Debatte über notwendige Emissionsminderungen. Die deutsche Klimapolitik ist zwar auf dem richtigen Weg für das Unter-2-Grad-Ziel. Für einen angemessenen und fairen Beitrag Deutschlands zum 1,5 Grad Ziel reichen die Klimamaßnahmen hingegen nicht.

Emissionen müssen sinken

Der Umweltrat hat dabei verschiedene Emissionsszenarien analysiert. Als Reduktionsziele wurden 1,5-Grad und 1,75-Grad untersucht, wobei der zweite Wert dem Minimalziel entspricht, deutlich unter 2 Grad globaler Erwärmung zu bleiben. Für beide Ziele wurde der Pfad einer angenommenen 50-prozentigen und 67-prozentigen Wahrscheinlichkeit errechnet. Diskussionen um das Pariser 1,5-Grad-Klimaziel beziehen sich meist auf den letzteren Wert, der einer Zwei-Drittel-Chance entspricht.

Für die 67-prozentige Chance auf das 1,5-Grad-Ziel verbliebe Deutschland nur noch ein CO2-Budget von 2 Gigatonnen. Wird angenommen, dass Emissionen in den kommenden Jahren linear sinken, wäre dieses Budget bereits 2027 – also in nur fünf Jahren – vollständig aufgebraucht. Demnach reichen weder die deutschen Klimamaßnahmen noch Reduktionziele aus, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten.

Etwas besser steht Deutschland dar, wenn die Minimalziele des Pariser Klimaabkommens als Referenz herangezogen werden. Für eine Zwei-Drittel-Chance, das 1,75-Grad-Ziel zu erreichen, dürfte Deutschland noch maximal 6,1 Gigatonnen CO2 emittieren. Auch hier gilt die Annahme, dass ab diesem Jahr Emissionen linear bis auf null sinken. Die Klimaneutralität wäre in diesem Fall 2040 erreicht. Die Sachverständigen gehen davon aus, dass die Berechnungen für diesen Pfad in etwa mit den deutschen Klimazielen vereinbar sind. Nachdem allerdings 2021 die Klimaziele im Verkehr und bei Gebäuden erneut verfehlt wurden, wird eine schnelle Reduktion der CO2-Emissionen immer dringender erforderlich.

„Deutschland muss von allen fossilen Energieträgern unabhängig werden, nicht nur von denen aus Russland“, sagt Prof. Wolfgang Lucht vom SRU. „Das noch verbleibende CO2-Budget schmilzt rapide. Dies ist vor allem eine Folge der zuletzt verschleppten Energiewende in Deutschland.“

Eine transparente Debatte schaffen

Vor zwei Jahren berechneten die Sachverständigen ein CO2-Budget für Deutschland, das deutlich zeigte, dass die damaligen Klimaschutzmaßnahmen unzureichend zur Begrenzung der globalen Erwärmung beitrugen. In seinem Urteil zum nationalen Klimaschutzgesetz im vergangenen Jahr bezog sich das Bundesverfassungsgericht ausdrücklich auf die Analysen des SRU. Der Umweltrat ist offiziell das Beratergremium der Bundesregierung.

Neben aktuellen Berechnungen diskutiert der Umweltrat nun auch, welche Änderungen sich aus dem letzten IPCC-Bericht ergeben haben und warum ein transparenter Umgang mit CO2-Zielen notwendig ist. So sind die Berechnungen nicht direkt vergleichbar, da seit der ersten Analyse Großbritannien aus der Europäischen Union ausgetreten ist und in der aktuellen Berechnung des IPCC erstmals auch Emissionen aus der Landnutzung miteinbezogen wurden. Um Transparenz mehr in der Klimadebatte zu schaffen, empfiehlt der SRU der Bundesregierung, das CO2-Budget klar zu benennen und zu begründen.

So geht der Umweltrat davon aus, dass ein nationales CO2-Budget für Deutschland ausreichend, angemessen und gerecht sein sollte. Damit ist gemeint, dass Deutschland als Industrienation mehr leisten kann und sollte als ärmere Staaten und im Hinblick auf die Weltgemeinschaft keinen größeren Anteil an Emissionen beanspruchen sollte, als ihm zusteht. Die Analyse gilt dabei ab 2022 und berechnet die Emissionen Pro-Kopf, woraus sich ein Budget für die Gesamtbevölkerung ergibt.

Wie schon im Vorgängerbericht analysiert der SRU ausschließlich Kohlenstoffdioxidemissionen. Kohlenstoffdioxid macht etwa 90 Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands aus und ist laut IPCC der relevanteste Faktor beim kontinuierlichen Anstieg der globalen Temperatur. Deshalb sei und bleibe es essenziell, vor allem diese Emissionen politisch und rechtlich bindend zu begrenzen. jb


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