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Klimakrise – COP27Weltweite CO2-Emissionen bleiben zu hoch

Flugzeug mit Kondensstreifen über sterbendem Wald mit abgeholzten Baumstämmen
Hoher Ölverbrauch bei wieder steigendem Flugverkehr treibt die CO2-Emissionen nach oben. Unten auf der Erde sorgt der Raubbau an den Wäldern für eine ungesunde Kohlenstoffbilanz. (Foto: Immo Wegmann on Unsplash)

Die CO2-Emissionen werden laut Bericht des Global Carbon Projects bis Ende 2022 weltweit bei 36,6 Mrd. Tonnen CO2 liegen. Bleiben sie so hoch, wäre das verbliebene Kohlenstoffbudget zur Einhaltung der 1,5°C-Grenze in neun Jahren aufgebraucht.

14.11.2022 – Während auf der Klimakonferenz COP27 in Ägypten die Staats- und Regierungschefs der Welt über Klimaschutzmaßnahmen verhandeln, stellt das Global Carbon Project seinen aktuellen Bericht zum Global Carbon Budget 2022 vor, und der ist alles andere als ermutigend: Im Jahr 2022 erreichen die fossilen CO2-Emissionen weltweit 36,6 Milliarden Tonnen CO2 und werden somit leicht höher liegen als vor der Corona-Pandemie. Zusammen mit Landnutzungsemissionen von 3,9 Milliarden Tonnen belaufen sich die Gesamtemissionen auf 40,6 Milliarden Tonnen und damit leicht unter den bislang höchsten Werten von 2019 (40,9 Milliarden Tonnen).

Die weiterhin hohen Emissionen stehen im Widerspruch zu dem Rückgang, der nötig wäre, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, warnen die Autoren des Berichts. Um die globale Erwärmung mit einer 50prozentiger Wahrscheinlichkeit auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, dürften insgesamt nur noch 380 Milliarden Tonnen CO2 emittiert werden. Wenn man von den Emissionswerten des Jahres 2022 ausgeht, werde diese Menge nun schon in neun Jahren erreicht sein.

Der Bericht zeigt aber auch, dass sich das langfristige Wachstum der fossilen Emissionen abgeschwächt hat. 24 Länder mit wachsenden Volkswirtschaften hätten ihre fossilen CO2-Emissionen sogar gesenkt. Das reiche jedoch bei Weitem nicht, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Um bis zum Jahr 2050 null CO2-Emissionen zu erreichen, müssten die gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen um durchschnittlich 1,4 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr gesenkt werden – vergleichbar mit dem beobachteten Rückgang der Emissionen im Jahr 2020 infolge der COVID-19-Pandemie, was das Ausmaß der erforderlichen Maßnahmen verdeutliche.

Ölverbrauch steigt wegen zunehmendem Flugverkehr

Die prognostizierte Zunahme der fossilen CO2-Emissionen im Jahr 2022 ist laut Bericht vor allem auf den höheren Ölverbrauch durch den wieder gestiegenen Flugverkehr zurückzuführen. Dabei zeigten sich deutliche regionale Unterschiede. So errechnen die Experten, dass die Emissionen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 in China um etwa 0,9 Prozent und in der Europäischen Union um 0,8 Prozent sinken. In anderen Regionen würden sie hingegen zunehmen: in den USA um 1,5 Prozent, in Indien um 6 Prozent und in der übrigen Welt um 1,7 Prozent.

Dieser Trend spiegele die derzeitigen geopolitischen Krisen und die Pandemielage wider: Der Rückgang der Emissionen in China ist laut Bericht auf die Auswirkungen coronabedingter Lockdowns zurückzuführen. In der EU hingegen sei der Rückgang vor allem durch die Einschnitte in der Gasversorgung zu erklären. Hier liegen die Emissionen 2022 rund 10 Prozent niedriger als im Vorjahr. Allerdings werde dies teilweise durch einen Anstieg der Emissionen aus Kohle um 6,7 Prozent und Öl um 0,9 Prozent wieder wettgemacht.

„Wir sehen einige positive Entwicklungen, aber bei Weitem nicht die tiefgreifenden Maßnahmen, die jetzt eingeleitet sein müssten, um die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu halten“, mahnt Julia Pongratz, Professorin für Physische Geographie und Landnutzungssysteme an der LMU und Teil des Kernteams des Berichts. „Die fossilen Emissionen steigen, statt zu sinken. Die Landnutzungsemissionen liegen weiterhin hoch – im Widerspruch zu dem auf der letztjährigen Klimakonferenz gefassten Beschluss, bis 2030 die globale Entwaldung zu stoppen. Unsere Ambitionen müssen verschärft, ihre Umsetzung viel nachdrücklicher vollzogen werden, wenn die Ziele des Pariser Abkommens Realität werden sollen.“

Massive Landnutzung treibt Kohlenstoffbilanz nach oben

Einen großen Einfluss auf die globale Kohlenstoffbilanz hat auch die Landnutzung durch den Menschen. „Den größten Anteil hat die Entwaldung mit Emissionen von etwa 6,7 Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr im letzten Jahrzehnt – hier gibt es großes Potenzial für Emissionsreduktionen. Die Hälfte dieser Emissionen, 3,5 Milliarden Tonnen CO2, wird durch nachwachsende Wälder und Aufforstungen kompensiert. Diese Senken gilt es aufrechtzuerhalten und weiter auszubauen“, sagt LMU-Mitarbeiter Clemens Schwingshackl, der ebenfalls zum Bericht beitrug. Die Landnutzungsemissionen entstünden vor allem in den tropischen Regionen. Indonesien, Brasilien und die Demokratische Republik Kongo waren im letzten Jahrzehnt für zusammen 58 Prozent der weltweiten Landnutzungsemissionen verantwortlich, berichten die Wissenschaftler.

Verbleib der anthropogenen CO2-Emissionen

Der Bericht zum Global Carbon Budget erfasst auch den Verbleib der anthropogenen CO2-Emissionen in den natürlichen Senken. Für 2022 schätzen die Wissenschaftler die CO2-Aufnahme des Ozeans auf 10,5 Milliarden Tonnen, die auf dem Land auf 12,4 Milliarden Tonnen. Die verbleibende knappe Hälfte der Gesamtemissionen lasse die atmosphärische CO2-Konzentration weiter steigen, auf 51 Prozent über ihrem vorindustriellen Niveau.

Der Bericht zum Global Carbon Budget wird gemeinsam von mehr als 100 internationalen Wissenschaflter:innen aufgrund von Daten globaler Messnetzwerke, Satellitendaten, statistischen Erhebungen und Modellrechnungen erstellt. Das Global Carbon Budget 2022 ist bereits die 17. Ausgabe des jährlich erscheinenden Berichts. na


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