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Fridays for Future„Wir streiken, bis ihr endlich zuhört“

Die Berliner Organisatorinnen des Klimastreiks Franziska Wessel und Luisa Neubauer (von links), streiken gemeinsam mit Greta Thunberg aus Schweden (Foto: © Manuel Först).

Aus ganz Deutschland und Europa sind am Freitag Organisatoren der Fridays for Future Bewegung angereist, um gemeinsam für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu demonstrieren. Und sie werden weiter streiken, bis man ihre Forderungen erhört.

01.04.2019 – Seit 15 Wochen ziehen Schüler und Studenten in Berlin jeden Freitag in den Invalidenpark. Eine Grünfläche, gelegen zwischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium. Und Luisa Neubauer kann gar nicht fassen was aus dieser Bewegung geworden ist. „Vor 15 Wochen hatten wir keine Anlage, keine richtige Bühne, und genau ein Medienvertreter war vor Ort“, erinnert sich die Mitorganisatorin der Berliner Fridays for Future Streiks zurück. Am Freitag den 29.03. jedoch ist alles anders. Während schon zwei Wochen zuvor, zum weltweiten Fridays for Future Tag, ebenfalls 25.000 Teilnehmer in Berlin gezählt wurden, ist der Medienrummel an diesem Freitag noch mal um einiges größer. Der Grund: Greta Thunberg, die Initiatorin der internationalen Schülerstreiks fürs Klima hat sich angekündigt.  

Und nicht nur die Medien, auch die streikenden Schüler sind in freudiger Erwartung. „Ich erwarte, dass mehr Leute da sind als sonst“, sagt Salkan, 14 Jahre und glaubt, dass Greta Thunberg für viele eine zusätzliche Motivation darstellt, den Streik an diesem Freitag zu besuchen. Auch Salkan findet es toll, wie sehr sich die junge Schwedin schon in ihrem Alter einsetzt, trotz der Widerstände, die ihr immer wieder entgegen schlagen.

Scharfe Kritik an Altmaier und Scheuer

Doch die lässt bei der Startkundgebung im Invalidenpark erst einmal auf sich warten. Raum also für die anderen nationalen und internationalen Gäste des Berliner Klimastreiks. Denn von überall aus Deutschland und Europa sind Organisatoren der Fridays for Future Bewegung angereist. Auch Jakob Blasel aus Kiel ist da und übt in seiner Rede scharfe Kritik an Peter Altmaier und Andreas Scheuer, den beiden Dienstherren der angrenzenden Ministerien. Auch Kohle- und Verkehrskommission kommen bei ihm nicht gut weg. Dort würden Menschen mit einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren sitzen, so Blasel und damit weitab von den streikenden jungen Menschen, die für ihre Zukunft kämpfen.

An alle Wahlberechtigten richtet er dann noch den Appell, die kommende Europawahl zur Klimawahl zu machen und trifft damit den Nerv seiner europäischen Mitstreiter, die aus Polen, der Schweiz, Frankreich, Belgien, Dänemark und Großbritannien angereist sind. Und die britische Klimaaktivistin erläutert treffend: „Der Klimawandel macht nicht vor Grenzen halt.“ Dazu ergänzt Luisa Neubauer, dass die Fridays for Future Bewegung die Leute aktuell zusammenbringe, während Politiker, wie beim Brexit, die Menschen in Europa voneinander entfernen würden.

Ein Demonstrationszug vorbei an Freund und Feind

Zu den wöchentlichen Berliner Klimastreiks gehört jedoch nicht nur die Kundgebung im Invalidenpark, sondern auch ein Demonstrationszug durch Berlins Mitte. Und da taucht sie dann endlich auf: Greta Thunberg, die sich mit den anderen Aktivisten von Fridays for Future an der Spitze des Demonstrationszuges einreiht, vor sich ein Banner mit der deutlichen Botschaft: „Our House is on Fire“. Abgeschirmt werden sie und die anderen Demonstranten von einem breiten Spalier an Ordnern. Denn an der Spitze des Zuges wird deutlich, wie sehr die Anwesenheit der 16-Jährigen Schwedin Aufmerksamkeit erzeugt. In mehreren Reihen drängen sich die Medienvertreter für ein gutes Bild.

Trotzdem schafft es der Demonstrationszug seinen Weg aufzunehmen. Vorbei geht es unter anderem an der Deutschlandzentrale des WWF, wo ein Plakat Angela Merkel darauf hinweist, dass die Zeit für die Kohle abgelaufen ist. Die Demonstranten jubeln. Wenige Meter weiter hingegen gibt es laute Protestrufe für die Menschen im Berliner Sitz der FDP, die sich bislang nicht für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit stark gemacht haben.

„Wir wollen eine Zukunft, ist das zu viel verlangt?“

Weiter ziehen die Demonstranten zum Brandenburger Tor, wo erstmals in den 15 Wochen der Berliner Klimastreiks die große Abschlusskundgebung stattfindet. Und dort bekommt auch Thunberg ihren großen Auftritt auf der Bühne. „"Wenn wir sagen, dass wir Angst vor der Zukunft haben, dann tätscheln sie uns den Kopf und sagen: Alles wird gut, macht euch keine Sorgen. Aber wir sollten uns Sorgen machen, wir sollten Panik haben und uns aus unserer Komfortzone heraus bewegen“, fordert sie und zeigt das gemeinsame Ziel auf: „Wir wollen eine Zukunft, ist das zu viel verlangt?“

Und für diese Zukunft werden die jungen Aktivisten der Fridays for Future Bewegung in ganz Europa weiter vehement kämpfen, dies wird an diesem Tag noch einmal deutlich. „Wir werden weiter streiken, bis sie endlich zuhören“, sagt Keira aus Belgien. Und Hugo aus Frankreich meint: „Lasst uns die Welt verändern, wie sie gerade ist.“ Auch Luisa Neubauer ruft dazu auf, weiter Woche für Woche in Berlin auf die Straße zu gehen. Denn wenn eine Generation es schaffen muss und kann etwas zu ändern, dann die ihre. Manuel Först


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