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KlimawendeZu wenig Kommunen mit Klimaschutzmanager

Agri-PV über Apfelbäumen in der baden-württembergischen Gemeinde Kressbronn am Bodensee
Klimaschutz mit Ausblick: Agri-PV über Apfelbäumen in der baden-württembergischen Gemeinde Kressbronn am Bodensee. (Foto: Nicole Allé)

Nur wenige Kommunen in Deutschland leisten sich Klimaschutzmanager, in Baden-Württemberg ist es knapp ein Fünftel. Die Landesenergieagentur rät daher dringend, mehr Personal für den Klimaschutz einzustellen. Denn die Aufgaben werden immer komplexer.

17.04.2023 – Klimaschutz, Wärmewende, Klimaanpassung – die Aufgaben der Kommunen werden immer größer und komplexer. Dabei spielen personelle Ressourcen für den erfolgreichen Klimaschutz auf kommunaler Ebene eine entscheidende Rolle, sagt die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW). Auch Klimaschutzmanager gehörten dazu. In Baden-Württemberg verfügen 201 aller 1.101 Kommunen über solche Stellen. Das entspricht 18 Prozent – ein ausbaufähiger Wert, so die KEA-BW. Den übrigen Kommunen empfiehlt sie nachzuziehen. Das lohne sich auch finanziell, denn der Bund bezuschusse die Beschäftigung von Klimaschutzmanagern über mehrere Jahre mit bis zu 90 Prozent.

Kommunalbefragung zum Klimaschutz in Kommunen

2020 waren laut Magazin „kommunal“ in den rund 11.000 Kommunen in Deutschland schätzungsweise etwa 1.300 Stellen mit einem Klimaschutzmanager bzw. einer Klimaschutzmanagerin besetzt. Bisher ist der Stand des kommunalen Klimaschutzes in Deutschland nicht zentral erfasst. Kommunen sind aber Schlüsselakteure für die Klimawende. Das Umweltbundesamt plant daher in diesem Jahr eine Kommunalbefragung zum Klimaschutz in Kommunen 2023. Die Befragung soll zentrale Kriterien des kommunalen Klimaschutzes erfassen wie etwa Treibhausgas-Bilanzen oder Klimaschutzkonzepte sowie einen Überblick geben über Themenfelder, in denen die Kommunen aktiv sind, wie etwa die kommunale Planung.

Klimaschutz systematisch und ganzheitlich angehen

Aufgabe der Klimaschutzmanager ist es, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen und dessen Umsetzung zu koordinieren. Dafür analysieren die Fachleute alle klimarelevanten Bereiche vor Ort, binden Akteure mit ein und steuern die Klimaschutzaktivitäten in der Kommune – so das Ziel. Sie unterstützen beispielsweise bei der Einführung eines Energiemanagementsystems oder der klimafreundlichen Mobilitätsplanung, bringen die energetische Sanierung kommunaler Liegenschaften voran und setzen sich für den Ausbau Erneuerbarer Energien vor Ort ein, beschreibt die Landesenergieagentur das Arbeitsfeld. Begleitende Öffentlichkeitsarbeit sowie die Sensibilisierung und Mobilisierung von Bürgern seien zudem entscheidende Bausteine der Energiewende.

Klimaschutzmanagement personell ausbaufähig

Laut dem Statusbericht Kommunaler Klimaschutz der KEA-BW verfügen 27 Landkreise sowie 174 Städte und Gemeinden im Land über Klimaschutzmanager. 82 Prozent aller Kommunen im Südwesten nutzen die Vorteile des zusätzlichen Fachpersonals noch nicht. Dazu gehören die Hälfte aller Kommunen mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern, drei Viertel der Kommunen mit 10.000 bis 20.000 Bürgern sowie 90 Prozent der Kommunen mit weniger als 10.000 dort gemeldeten Personen. Auf sie entfällt rund die Hälfte der Bevölkerung Baden-Württembergs.

Landesenergieagentur unterstützt

Die KEA-BW rät vor allem den größeren Kommunen, die staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen und entsprechende Personalstellen im Klimaschutzmanagement zu schaffen. Die Landesenergieagentur berät sie dabei und unterstützt die Arbeit fachlich und mit regelmäßigen Netzwerktreffen. Aber auch für kleine Kommunen lohnt sich das.

Bund gibt lukrative Förderung

Wer die Vorteile des zusätzlichen Personals nutzen will, bekommt dafür Geld vom Staat: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert die Schaffung von Stellen für ein Klimaschutzmanagement über die Kommunalrichtlinie. Für die erstmalige Erstellung eines Klimaschutzkonzepts durch Klimaschutzmanager beträgt der Förderzuschuss 70 Prozent aller Ausgaben über zwei Jahre. Finanzschwache Kommunen könnten 90 Prozent der förderfähigen Gesamtausgaben als Zuschuss erhalten. Auch die Begleitung der Umsetzung des Konzepts fördert der Bund. Der Zuschuss liegt hier bei 40 Prozent, für finanzschwache Kommunen bei 60 Prozent. Der Bewilligungszeitraum betrage maximal drei Jahre. Insgesamt wäre damit eine Personalstellenförderung über fünf Jahre möglich, berichtet die KEA-BW. na

Wie Städte und Gemeinden ihren individuellen Weg zu mehr kommunalem Klimaschutz finden können, beschreibt ein Erklärvideo der KEA-BW


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Kommentare

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Paul 17.04.2023, 18:54:07

Ich habe in meinem Bachelor-Studium ein Praktikum in der Klimaschutz-Stabsstelle eines Landkreises gemacht. Grundsätzlich eine wichtige Aufgabe, aber keine Arbeitsstelle, die Spaß macht. Das bedeutet: Viele kündigen schnell wieder.

Gründe dafür sind einerseits die inzwischen schlechten Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst (wenig Homeoffice Möglichkeiten, befristete Verträge und - vergleichsweise - geringe Bezahlung) und andererseits das Problem, dass das Erreichen von Zielen in diesem Job den politischen Willen der Kommunalverwaltung benötigt: Ausreichendes Budget für Maßnahmen, Kompetenzabgabe des Tiefbauamts (bezüglich Maßnahmen für Gebäude oder Mobilität) und kommunale Politiker*innen, die an Klimaschutz interessiert sind und nicht jede echte Maßnahme verhindern und nur auf Pressefotos aus sind.

Es braucht also Menschen, die in diesen Positionen strategisch denken und Spaß daran haben, sich am ewigen strukturkonservativen kommunalen Verwaltungsapperat die Zähne auszubeißen.


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