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Die Meinung
09. November 2020

Direkte Bürgerenergie weltweit

Bürgerenergie muss wieder einfach sein, damit jeder mitmachen kann. Auf die deutsche Politik kann man dabei nicht mehr warten. Selbstorganisation und Improvisation sind gefragt. Die Klimakrise wirkt sich weltweit aus – warum also nicht auch weltweit andere im Kampf gegen die Klimakrise unterstützen.

Erhard Renz, sonnenfluesterer.de, Aktivist der Bürgerenergiewende  

Erhard Renz, sonnenfluesterer.de, Aktivist der Bürgerenergiewende  
Erhard Renz, Der Sonnenflüsterer
Foto: Privat

09.11.2020 – Bürgerenergie selbst organisieren und bspw. unbürokratisch Mikrokredite vergeben – also genau das Gegenteil, was Peter Altmaier in seinem neuesten EEG Entwurf dem Parlament vorgelegt hat. Ich als Rentner erlaube es mir, diesen Entwurf weder zu lesen noch zu kommentieren. Es gibt genug aus der Branche der Erneuerbaren Energien, die das getan haben. Bürgerenergie muss wieder einfach sein, damit jeder mitmachen kann.

Aber die Klimaveränderung wirkt weltweit und kann auch weltweit von jedem bekämpft werden. Deshalb habe ich aufgehört in Deutschland in den engen Schranken des EEG zu agieren und vergebe weltweit klimafreundliche Kleinkredite.Das ist so einfach, dass eigentlich jeder, der über 25 Dollar verfügt mitmachen kann. Fünfundzwanzig Dollar sind ca. 21 Euro und die hat eigentlich jeder frei zur Verfügung. Über die Plattform KIVA.org gelangt man zu Menschen wie der 18-jährigen Tebello aus Lesotho. Ohne Sicherheiten gibt ihr keiner Geld, um sich den effizienten Ofen mit integrierter Batterie und kleinem Solarmodul zu kaufen. Ich und weitere drei Geldgeber haben ihr das Geld (je 25 Dollar) gegeben. Sie kauft sich das Gerät und plant, uns in 14 Monaten das Geld zurückzuzahlen.

Durch Corona können derzeit in vielen Ländern keine geregelten Raten geplant werden. Aber 96 Prozent der Gelder werden zurückgezahlt. Ohne Bürokratie, ohne Verträge und ohne Steuern. Das Geld kommt komplett bei Tebello an und wenn sie nicht zurückzahlt, ist mein Geld weg. Wer möchte, kann an KIVA Organisation spenden, muss man aber nicht. Corona bedingt ist es in den letzten Monaten auch gelungen, Projekte in einem Umfang von 500.000 Dollar zu finanzieren. An der Finanzierung haben sich über 14.000 Menschen in kürzester Zeit gefunden. Bürgerenergie geht – wenn man will!

Viele mit denen ich rede sagen: Was können denn 25 Dollar schon verändern. Nun, im Gegensatz zu Deutschland geht es in KIVA nicht um Kilowattstunden und Rendite, sondern um Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen. Tebello hat in Zukunft Zugang zu sauberer Solarenergie. Einhundert Prozent Erneuerbare Energie. Das macht mehr Spaß als jede Wirtschaftlichkeitsberechnung nach Peter Altmaiers EEG.

Leider sind die meisten Projekte in KIVA nicht klimafreundlich. Derzeit stehen mehr als zehntausend Kleinprojekte im System auf der Suche nach Geldgebern. In meinen beiden Teams der Klimalotsen und Climate Pilots habe ich über 2.500 Menschen organisiert, die klimafreundliche Projekte suchen, empfehlen und finanzieren. In den letzten zwölf Monaten konnten wir mit 675.000 Dollar tausende klimafreundliche Solar Projekte mitfinanzieren. Insgesamt haben wir über 1,3 Millionen Dollar vergeben. Unser Ziel ist es, auf das KIVA System einzuwirken, um immer häufiger klimafreundliche Projekte zu generieren. Das ist ein langer Weg, denn im Gesamtsystem sind knapp zwei Millionen Geldgeber aktiv, die letztes Jahr 126 Millionen Dollar verliehen haben. Die Klimalotsen gehören inzwischen zu den Top 20 Teams im KIVA System und bewegen sich zielsicher auf die Top Ten zu.

Wir wollen zeigen, dass die Energiewende auch direkt vom Geldgeber zum Bedürftigen ohne bürokratische Schikanen vorangebracht werden kann. Ich betrachte die direkte Finanzierung von Mensch zu Mensch mit zinsfreien Kleinbeträgen für einen der Bausteine eines Systemwechsels. Denn was nützen mir 21 Euro mehr auf dem Bankkonto, wenn Tebello in Lesotho damit so viel mehr anfangen kann? Was könnte ich im bürokratischen Deutschland mit 21 Euro erreichen? Einen Menschen klimaneutral stellen? Sicher nicht. Deswegen lasst uns die Bürgerenergie auch weltweit in kleinen, solaren Schritten gehen. Wenn es wieder ein unbürokratisches EEG in Deutschland gibt, machen wir hier weiter.




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