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Nachgefragt
14. Januar 2022

Das Ziel „Klimaneutral 2030“ bleibt

Die Bürgerinitiative Klimawende Köln hat es geschafft den größten Energieversorger in der Region, die RheinEnergie, zu einer klimaneutralen Strom- und Wärmeversorgung bis 2035 zu verpflichten. Wie sie das geschafft haben und warum Klimawende Köln weiter für 100 Prozent Erneuerbare Energien bis 2030 kämpft, erläutert Tim Petzoldt im Interview.

Tim Petzoldt, Klimawende Köln

Tim Petzoldt, Klimawende Köln
Ein Mann mit halblangen Haaren und rotem Kapuzenpullover auf einer Wiese.
Bild: © Ute Bley, Klimawende Köln

Was hat euch von der Klimawende Köln dazu bewegt, mit der Forderung einer klimaneutralen Stromversorgung bis 2030 an die RheinEnergie heranzutreten?

Gemeinsam gegründet haben wir vor drei Jahren die Bürgerinitiative, weil viele von uns sehr unzufrieden mit dem Klimaschutz in Köln waren. Wir haben unseren Einsatz dann auf die RheinEnergie fokussiert, weil diese zu 75 Prozent im Besitz der Stadt und größter Einzelemittent in Köln ist. Nur weil der Energieversorger mehrheitlich in kommunaler Hand ist, konnten wir die Forderung im Rahmen eines Bürgerbegehrens überhaupt an die RheinEnergie adressieren. Unsere ursprüngliche Forderung war, dass sowohl Strom als auch Wärme bis 2030 zu 100 Prozent erneuerbar sind. Doch formell zulässig innerhalb eines Bürgerbegehrens war nur die Forderung nach einem einzigen klimaneutralen Sektor, und so haben wir uns für den Strom entschieden.

Mit einem Bürgerbegehren können Bürger:innen Anträge in den Stadtrat einbringen, bei denen die Ratsmitglieder dann entscheiden, ob sie die Forderungen inhaltlich übernehmen.

In Köln hätten wir dafür 25.000 Unterschriften einreichen müssen. Im September 2020 haben wir unsere Sammlung von Unterschriften und eine öffentliche Kampagne dazu gestartet, um klarzumachen, warum wir diesen Weg einschlagen. Das hat der RheinEnergie offensichtlich nicht gefallen. Denn während sie sich vor dem Start des Bürgerbegehrens noch für Gespräche mit uns traf, blockierte sie diese nach dem Start der Unterschriftenkampagne.

Hatte die RheinEnergie denn vor den Gesprächen mit euch überhaupt ein Klimaschutzkonzept?

Erst nachdem sich unsere Bürgerinitiative gegründet hatte, hat die RheinEnergie im Sommer 2020 das Ziel „Klimaneutralität 2040“ ausgegeben. In den ersten Gesprächen mit uns hat sie Vorschläge gemacht, wie sie dieses Ziel erreichen will. Dann haben wir die Klimaschutzroadmap, so heißt das Konzept, gemeinsam mit wissenschaftlichen Expert:innen genauestens analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Maßnahmen bei Weitem nicht ausreichen, um bis 2040 klimaneutral zu sein. Abgesehen davon, dass 2040 für die Einhaltung der Pariser Klimaziele ohnehin viel zu spät ist. Das hat uns dazu bewegt, das Bürgerbegehren zu initiieren.

Am Ende wurde das Bürgerbegehren nicht in den Stadtrat eingebracht. Was war passiert?

Es zeichnete sich relativ schnell ab, dass wir die nötigen Unterschriften erreichen werden. In der Zwischenzeit fanden auch Kommunalwahlen in Köln statt, aus der die Grünen als stärkste Fraktion hervorgingen und gemeinsam mit der CDU und Volt die Ratsmehrheit stellen. Die Grünen sind dann im Frühjahr letzten Jahres an die RheinEnergie und uns herangetreten, ob wir nicht doch wieder gemeinsame Gespräche aufnehmen könnten. Wir waren dazu bereit und auch die RheinEnergie hat sich darauf eingelassen.

Mit dem Ergebnis, dass Strom und Wärme bis 2035 auf Erneuerbare Energien umgestellt werden sollen.

In den Gesprächen wurde sehr schnell deutlich, dass Strom und Wärme bei der RheinEnergie nicht getrennt betrachtet werden können. Hätten wir unser Bürgerbegehren durchgezogen, hätte sie auch kein Strom mehr verkaufen können, der in ihren Heizkraftwerken entsteht, wenn diese noch fossil betrieben werden. Die RheinEnergie hat uns dargelegt, dass sie die Wärmeversorgung aber nicht bis 2030 auf Erneuerbare Energien umstellen kann. So kamen wir zu dem Ergebnis, dass eine klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung bis 2035 das Ziel sein sollte.

Ein Ziel, welches vom Stadtrat Mitte Dezember 2021 angenommen wurde. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis?

Es ist ein wichtiger erster Schritt. In den Gesprächen haben wir sehr darauf gepocht, dass das Ziel „Klimaneutralität 2035“ mit vielen konkreten Maßnahmen unterfüttert wird, wie etwa einer Solaroffensive und der Dekarbonisierung der Fernwärme durch den Einsatz von Großwärmepumpen, Solarthermie sowie der Untersuchung und ggf. Erschließung von tiefer Geothermie. Dank der vielen gesammelten Unterschriften haben wir der RheinEnergie durchaus einige Zugeständnisse abverlangen können. Dennoch streben wir weiterhin das Ziel einer hundertprozentigen Erneuerbaren Energieversorgung bis 2030 an. Zwar liefert die RheinEnergie schon seit Anfang dieses Jahres an Privatkunden und kleinere Gewerbekunden 100 Prozent Ökostrom, doch bei Groß- und Sonderkunden will sie das im selben Maße erst für 2035 zusagen.

Um wen handelt es sich bei diesen Kunden?

Neben Industrieunternehmen handelt es sich vor allem um Stadtwerke in der Kölner Umgebung, die von der RheinEnergie beliefert werden und an denen sie zum Teil mehrheitlich beteiligt ist. Daher treten wir jetzt an diese Stadtwerke heran, mit dem Ziel, dass diese sich ebenfalls zur Klimaneutralität bis 2030 verpflichten. Denn nur das bringt die Stadtwerke, die RheinEnergie sowie Köln und die Umgebung den Pariser Klimazielen näher.

Das Interview führte Manuel Först


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