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Nachgefragt
18. April 2023

Rebuild Ukraine – Solarstrom für den Wiederaufbau

Auf der Messe RebuildUkraine in Warschau im Februar 2023 ging es um den Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg. Der erfahrene Anbieter für Solarstromanlagen SunStrom aus Dresden war mit dabei und will einen Beitrag zur solaren Zukunft der Ukraine leisten.

Tino Schröter, Projektleiter bei SunStrom

Tino Schröter, Projektleiter bei SunStrom
Rebuild Ukraine
Quelle: SunStrom

Herr Schröter, was hat es mit RebuildUkraine auf sich?

Ziel der Messe war, eine Kommunikationsplattform zu bieten, um einen Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren voranzutreiben. Dabei ging es zwischen der Ukraine und Europa viel um wirtschaftliche Hilfe, aber auch Hilfe von NGOs und anderen gemeinnützigen Organisationen.

Zum einen bot die Messe eine Plattform zum Networking für die Kommunen und Gemeinschaften der Ukraine. Das waren teilweise Städte, deren Bürgermeister vor Ort waren, die sich aber auch präsentieren konnten. Und es ist auch eine Plattform für internationale Geldgeber und Dienstleister, letztere hauptsächlich aus dem Baugewerbe. Die Aussteller waren größtenteils Gemeinschaftsstände aus überwiegend europäischen Ländern sowie den USA und Korea plus ein paar kleinere, eigenständige Stände. Ein Konferenzbereich bot zudem die Möglichkeit für politische Diskussionen, und wahrscheinlich auch Fragen der Finanzierung. Wir waren ausschließlich als Aussteller im Deutschen Pavillon dort.

Wie ist SunStrom auf RebuildUkraine aufmerksam geworden?

Wir wurden Ende November von der Wirtschaftsförderung Sachsen kontaktiert, ob wir Interesse hätten, an der Messe teilzunehmen. In der Ukraine sehen wir allerdings nicht unbedingt eine Möglichkeit, international zu expandieren und größer zu werden. Das Hauptinteresse ist wirklich, ein bisschen zu helfen. Unsere Absicht ist, einen Beitrag zur solaren Zukunft in der Ukraine zu leisten und dabei von Anfang an zu helfen, die Erneuerbaren Energien zu etablieren.

Ist der Wiederaufbau auch eine Chance für ein Erneuerbares Stromsystem in der Ukraine?

Es ist auf jeden Fall eine große Chance. Das ukrainische Netz war relativ marode, da musste sowieso was passieren. Aber nun ist die Bereitschaft eine andere, um den ganzen Energiesektor nicht nur leicht zu ändern, sondern ihn komplett zu überarbeiten. Weg von der zentralen Energieversorgung, hin zur dezentralen Energieversorgung. In der jetzigen Situation ist es für die Ukraine leichter, den Weg der kompletten als nur der schrittweisen Änderung zu gehen.

Gab es denn Interesse an Erneuerbaren Energien?

Da bestand großes Interesse. Das kam auch daher, dass Erneuerbare Unabhängigkeit bieten. Viele Haushalte haben Erfahrung mit Stromausfällen gemacht. Mit einer Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher könnte man sich absichern. Ansonsten sind Firmen, genau wie im Rest von Europa, interessiert an preiswertem Strom, den man für sich selbst herstellen kann. Besonders wichtig ist das für energieintensive Prozesse.

Die zentrale Energieversorgung ist auch in der Kriegssituation ein Nachteil. Bei den Gesprächen auf der Messe hatte ich den Eindruck, dass vielen bewusst geworden ist, dass man das Energiesystem komplett anders aufbauen muss in Bezug auf Netzstruktur und Energieträger. Die Ukraine nutzt momentan hauptsächlich Kernenergie und Steinkohle. Gerade die Kohle kommt hauptsächlich aus dem Ostteil Donbass. Das sind Regionen, wo man nur noch schwer Zugriff hat. Viele Tagebaue sind in russischer Hand, da wird es auch schwierig. Und Kernenergie ist ebenfalls eine sehr abhängige Energiequelle in Bezug auf Technologie und Art des Brennmaterials. Gerade dem wollen wir entgegenwirken. Damit sich die Kernenergie oder andere konventionelle Energien nicht wieder verfestigen. Wir wollen versuchen, wenn auch nur im kleinen Maßstab, die Erneuerbaren zu implementieren, um eine Alternative zu bieten.

Wie weit sind die Wiederaufbaupläne denn fortgeschritten?

Es gibt seit Anfang des Jahres eine ukrainische Staatsagentur für Wiederaufbau. Die bietet eine digitale Plattform, wo jeder vom Krieg Betroffene, von der Privatperson bis zum Unternehmen, einen Schaden melden kann. Man kann sich das wie bei einer Versicherung vorstellen. Der Schaden wird registriert, von lokalen Zuständigen begutachtet und soll dann ausgeglichen werden. Das soll über Fördertöpfe möglich werden, die aber noch entstehen müssen.

War das Thema Nachhaltigkeit auf der Messe denn präsent?

Von den europäischen Ländern hatten vor allem Deutschland und Dänemark die Erneuerbaren im Portfolio. Aber ich denke schon, dass wir vermitteln konnten, dass wir als Installateure für Erneuerbare Energien ein Teil des Bausektors sind und beim Wiederaufbau von Gebäuden mit bedacht werden sollten. Ukrainische Städte haben teilweise schon Konzepte für öffentliche Gebäude wie Schulgebäude oder Krankenhäuser vorgestellt. Gezeigt wurde der Zustand, in dem sie vorher waren und der, in dem sie jetzt sind – also zerstört – und wie es in der Zukunft aussehen soll. Dort konnte man leider noch wenig Photovoltaik auf den Dächern erkennen. Aber es gab auch Städte, die mit Nachhaltigkeitskonzepten aufgetreten sind. Es gibt also ukrainische Kommunen, die sich speziell mit diesem Thema beschäftigen und ihren Wiederaufbau bewusst in eine grüne, nachhaltige Richtung lenken wollen.

Was sehr präsent war, war der Optimismus. Die kommunalen Vertreter der Ukraine haben wirklich versucht, klar die Botschaft rüberzubringen: Die Infrastruktur in der Ukraine war vorher okay, jetzt ist es alles sehr schlecht, aber die Zukunft wird viel besser. Gerade bei den Stadtentwicklungsplänen hat man das gesehen. Alles war modern, bunt und optimistisch. Man hatte wirklich den Eindruck, dass die Ukraine eine Zukunft hat, und zwar eine bessere Zukunft als je zuvor.

Das Interview führte Julia Broich.


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