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Verkehr740.000 Tonnen weniger Emissionen durch CO2-Steuer

Autos auf der Autobahn
Durch die CO2-Steuer wird die Fahrleistung von Benzin-Pkw in Deutschland vermutlich abnehmen. (Foto: Alexander Popov on Unsplash)

Seit dem 1. Januar hat Deutschland eine CO2-Steuer. Bisher war unklar, wie stark sich die Erhöhung der Spritpreise auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung wagt nun eine Prognose.

15.02.2021 – Für den Wärme- und Verkehrsbereich wurde in Deutschland in diesem Jahr eine CO2-Bepreisung eingeführt. Über einen nationalen Emissionshandel erhält der Ausstoß von Treibhausgasen beim Autofahren und Heizen damit einen Preis. Getragen werden die Kosten von den Unternehmen, die Heizöl, Erdgas, Benzin und Diesel in den Markt bringen. Dafür müssen sie Emissionsrechte erwerben, die nach einer ersten Einführungsphase per Auktion ersteigert werden können. Gestartet ist der CO2-Preis mit 25 Euro pro Tonne, bis 2025 soll er schrittweise auf bis zu 55 Euro angehoben werden.

Wie sich die daraus resultierende Preiserhöhung an den Tankstellen auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt, war bisher unklar. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung hat deshalb Mobilitätsdaten über einen Zeitraum von 15 Jahren analysiert und ihre Ergebnisse in einer Studie veröffentlicht.

Fahrtleistung von Benzinern geht zurück, von Diesel-Pkw nicht

In ihrer Untersuchung zeigen die Wissenschaftler, dass die gefahrenen Kilometer und damit auch der Gesamtverbrauch tatsächlich gesunken sind, wenn Kraftstoff teurer geworden ist. Jedoch galt dieser Zusammenhang nicht für alle Antriebsarten: Während Benziner regelmäßig weniger genutzt wurden, veränderte sich der Verbrauch bei Dieselfahrzeugen infolge von Preisschwankungen nicht.

So gehen die gefahrenen Kilometer von Benzinautos im Schnitt um 2,5 Prozent zurück, wenn die Preise an den Tankstellen um zehn Prozent steigen. Wird dieser Zusammenhang nun auf die am 1. Januar eingeführte CO2-Steuer übertragen, ergibt sich folgende Prognose: Der Preis von Benzin ist zum Jahresbeginn im Schnitt um fünf Prozent gestiegen, weshalb Benziner in diesem Jahr wahrscheinlich etwa 1,25 Prozent weniger Kilometer zurücklegen.

Doch es gibt auch einen Effekt, der genau in die entgegengesetzte Richtung wirkt. Bei steigenden Benzinpreisen erhöht sich zugleich der Kraftstoffverbrauch. Das führen die Forscher auf ein geändertes Fahrverhalten zurück – beispielsweise der Verzicht auf längere Fahrten, bei denen der Verbrauch im Schnitt niedriger als im Stadtverkehr ist. Insgesamt wurde in der Studie ein Rückgang des Kraftstoffverbrauchs um 2,3 Prozent beobachtet, wenn die Preise um zehn Prozent steigen. In Folge der CO2-Steuer würde dies in einem Verbrauchsrückgang in Höhe von 1,15 Prozent resultieren.

Diese beiden Zusammenhänge konnten die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung für Dieselautos jedoch nicht bestätigen. Weder die Fahrleistung noch der Kraftstoffverbrauch ändern sich signifikant infolge einer Preisänderung. Eine mögliche Begründung dafür könnte sein, dass Dieselautos oft von Pendlern und Vielfahrern genutzt werden, die auf Preisänderungen kaum reagieren.

Ähnlicher Effekt wie die Stilllegung von 360.000 Fahrzeugen

In der Studie wird insgesamt prognostiziert, dass die kürzlich eingeführte CO2-Steuer in Höhe von 25 Euro pro Tonne zu einem Rückgang der CO2-Emissionen von Pkw um mindestens 740.000 Tonnen führt. Das sind immerhin fast ein Prozent der gesamten Pkw-Emissionen in Deutschland. Einen ähnlich großen Effekt hätte demnach nur die Stilllegung von 360.000 Fahrzeugen.

Wenn der CO2-Preis tatsächlich bis zum Jahr 2025 auf 55 Euro steigt, dürften die Verkehrsemissionen um 1,62 Millionen Tonnen sinken. Das wären immerhin 1,7 Prozent der gesamten Pkw-Emissionen. Und dabei handelt es sich insgesamt um eher konservative Schätzungen, die darauf fußen, dass die Bevölkerung auf die CO2-Steuer genauso reagiert wie auf sonstige Benzinpreisänderungen. Frühere Studien hätten jedoch gezeigt, dass die Auswirkung auf das Fahrverhalten bei einer CO2-Steuer deutlich größer sein könnte, so die Forscher. Ein derartiger Preisaufschlag werde von Autofahrerinnen und Autofahrern stärker wahrgenommen und könne den Effekt sogar noch vergrößern.

„Unsere Studie zeigt, dass die CO2-Steuer im Verkehrssektor die Emissionen reduzieren dürfte“, sagt RWI-Umweltökonom Colin Vance. „Allerdings wird die Wirkung vermutlich zunächst nur moderat sein, unter anderem, weil Dieselfahrer kaum auf Preisänderungen reagieren. Langfristig dürften höhere CO2-Steuern aber dazu führen, dass Menschen ihr Fahrverhalten anpassen oder auf andere Verkehrsmittel umsteigen.“ jk


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