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ElektromobilitätBequemeres und schnelleres Laden im Trend

Das Angebot an öffentlichen und halb-öffentlichen Ladesäulensystemen entwickelt sich dynamisch. Immer häufiger kann auch per App geladen werden, die Ladezeiten werden immer kürzer und die Integration von Lastmanagement Standard. In Bälde sollen auch eichrechtliche Probleme gelöst sein.

24.05.2018 – „Die Kinderkrankheiten der Anfangsphase sind überwunden. Wir sehen bei Ladesäulen zumindest der größeren Hersteller keine ernstzunehmenden Qualitätsprobleme“, sagt Katharina Vassillière, Sprecherin von Smartlab. Der Trend geht zu höherer Leistung und kürzeren Ladezeiten, intelligenten Ladeinformations- und Lastmanagementsystemen, Nachrüstbarkeit, Kompatibilität und bequemem Bezahlen per App.

Unterschieden werden Ladesäulen für den öffentlichen und halböffentlichen Bereich, die mit Wechselstrom (AC) oder mit Gleichstrom (DC) betrieben werden. Am üblichsten beim AC-Laden sind Typ 2 Säulen mit einer Leistung von 3,7 bis 43 kW. Daneben gibt es auch noch Typ 1 Ladesäulen mit einer Leistung von 3,7 bis 7 kW AC. DC-Schnellladesäulen liegen meist im Leistungsbereich von 24 bis 50 kW, wobei mittlerweile auch Säulen mit 150 kW oder gar bis 350 kW angeboten werden. Für das AC-Laden sind die Typ 2 Stecker als Standard festgelegt, beim DC-Laden die Combo-Stecker (CCS) und die Chademo-Stecker, die vor allem bei japanischen Autos üblich sind. „Wie es mit Chademo weitergeht bleibt abzuwarten, da bereits koreanische Automobilhersteller auf CCS setzen“, sagt Frank Müller vom Bundesverband E-Mobilität (BEM).  Vor allem die Triple Charger Ladesäulen mit 50 kW liegen derzeit im Trend, berichten er und Vassillière. Diese verfügen über Ladepunkte für AC und DC-Laden mit Typ 2, CCS und Chademo.

Ladezeiten je nach Anwendungsfall

„Zukünftig geht es im Bereich Reichweitengewinnung insbesondere durch Eon, EnbW und Alego an und auf Autobahnen jedoch in Richtung 150 kW“, so Müller. Zielmarke ist vor allem dort zumindest ein 80-prozentiges Laden während einer kurzen Kaffeepause innerhalb weniger Minuten. Beim jetzigen Stand der Technik empfiehlt Müller Ladezeiten von 15 bis 45 Minuten. „Die Ladezeiten sind jedoch je nach Standort zu wählen“, sagt er. Als Faustregel gilt: Lange Standzeit mit AC. Mittlere Standzeit wie Einkaufen oder Essen mit 24 kW DC oder AC und Reichweitenverlängerung an Knotenpunkten mit 50 bis 150 kW DC. „Welche Ladesäule am geeignetsten ist, hängt ganz vom Anwendungsfall ab, ob Wallbox in einem Parkhaus, Ladesäule in der Innenstadt oder an einer Ausgangsstraße“, sagt Vassillière.

Wobei hierbei auch die stark unterschiedlichen Kosten ins Gewicht fallen. AC-Ladepunkte und -säulen werden derzeit laut Vassillière von 3000 bis 7000 Euro netto angeboten, DC-Säulen ab 30.000 Euro (jeweils ohne Installations- und Netzanschlusskosten). Die Kosten für DC-Schnellladesäulen mit mehr als 50 kW können sich laut Müller auf bis zu 60.000 Euro (150 kW) oder gar bis zu 90.000 Euro (350 kW) belaufen. Wichtige Hersteller für AC-Ladesäulen sind Mennekes, EBG, Walther, Keba, ABL und Alfen, im DC-Bereich vor allem ABB sowie EBG, Efacec, Evtec, Tritium, Circontrol, Chargepoint, Alpitronic, Siemens und Xcharge.

Multikompatible Systeme mit W-Lan und Umweltsensorik

Ein multikompatibles System, das Laden, öffentliches W-Lan, Umweltsensorik und Beleuchtung integriert, bietet die EnbW-Tochter Smight an. Müller sieht für derartige Systeme vor allem in neu zu planenden Quartieren ein großes Potenzial. Daneben können zeitgesteuerte Pufferspeicher wie der Power Booster von Ads-Tech, die mit Schnelladesäulen und erneuerbaren Energien kombiniert werden können, mittelfristig helfen, Netzanschlusskosten einzusparen. Derzeit brauchen Schnelladesäulen einen Netzanschluss von mindestens 100 kW, so Müller. „Der Netzanschluss sollte jedoch so gewählt werden, dass das Ladeinfrastruktursystem (LIS) ausbaufähig ist. Zudem sollte die LIS über ein intelligentes Lastmanagement verfügen“, sagt BEM-Experte Müller.

Mehrere Hersteller bieten bereits Ladesäulen mit integrierten Lastmanagementsystemen an, so Vassillière. Der nächste Schritt sei nun jedoch, ein IT basiertes Lastmanagementsystem zu entwickeln, über das herstellerübergreifend verschiedene Ladesysteme gesteuert werden können. Gemeinsam mit 18 Partnern ist Smartlab im Rahmen von 3connect, ein Forschungsprojekt des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Programms „IKT für Elektromobilität III“ derzeit dabei, eine entsprechende Lösung zu entwickeln.

Spontanes Laden überall per App

Immer mehr im Trend liegt das möglichst bequeme Laden an möglichst vielen Orten. Das gängigste Zugangsmedium ist derzeit immer noch die RFID-Karte. „Immer mehr Mobilitätsanbieter ermöglichen aber auch den Zugang per App“, so Vassillière. Auf diese Weise wird auch spontanes Laden von Kunden ohne Vertragsbindung vereinfacht.  Ladenetz.de bietet aktuell noch eine Web-App an, über die die Ladesäulen von E-Autofahrern freigeschaltet werden können, die keine Ladekarte besitzen. „Zukünftig werden wir aber auch eine native App anbieten“, so die Smartlab-Sprecherin. Im Fokus der Weiterentwicklung stehe die verstärkte Vernetzung. 2.000 Ladepunkte umfasst der Ladenetz-Verbund derzeit, über Roaming-Kooperationen europaweit 13.000 Ladepunkte. Umgekehrt erhalten andere Mobilitätsanbieter über Smartlab einen einheitlichen Zugang zu Ladenetz.de, dem derzeit über 140 Stadtwerke angeschlossen sind.

Vassillière ist auch zuversichtlich, dass bis Ende dieses Jahres eichrechtliche Probleme gelöst werden können. Denn die bisherigen Ladesäulen erfüllen derzeit allesamt nicht die verschärften Vorgaben des Mess- und Eichgesetzes (MessEG) und der Mess- und Eichverordnung (MessEV) an die Abrechnung von Ladevorgängen, sofern diese nach Menge (kWh) oder Zeit erfolgt. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie und Behörden arbeite man derzeit mit Hochdruck an eichrechtskonformen Lösungen, so Vassillière. Bis dahin rate man allerdings den Stadtwerke-Partnern die Ladevorgänge pauschal abzurechnen. Hans-Christoph Neidlein


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