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Neue Studie entlarvt MythosEs gibt genug Strom für alle Elektroautos

Öffentliche Ladestationen mit Parkplatz
Auch an öffentlichen Ladestationen wird genug Strom für Elektroautos fließen. (Foto: pixabay, CC0 1.0)

Eine neue Studie räumt mit einem Mythos auf: Deutschland hat auch mit vielen Millionen Elektroautos auf den Straßen ausreichend Strom zur Verfügung und Stromnetze werden nicht zusammenbrechen. Allein auf lokaler Ebene könnte es vereinzelt eng werden.

10.08.2018 – Derzeit fahren nicht einmal ein Prozent der über 46 Millionen Pkw auf deutschen Straßen elektrisch. Dennoch hält sich die Angst vor Elektroautos hartnäckig, zu wenig Reichweite, kaum Ladepunkte und überhaupt: Wo soll der ganze Strom herkommen, wenn sich alle ein Elektroauto kaufen? Es ist ein relativ weit verbreiteter Mythos, dass wir Unmengen an zusätzlicher Energie erzeugen müssten, um den Individualverkehr zu elektrifizieren. Eine neue Studie der Unternehmensberatung McKinsey liefert nun Zahlen wie sich mehr Elektroautos auf Strombedarf und Stromnetze auswirken wird.

Diese fallen sehr viel nüchterner aus als von vielen befürchtet, berichtet das Manager Magazin und zitiert aus der Analyse. Würde sich der Elektroauto-Bestand bis 2030 auf sieben Prozent erhöhen, würden die über drei Millionen E-Autos nur einen sehr geringen Einfluss auf die Stromnachfrage haben. Diese würde um gerade einmal ein Prozent bzw. fünf Gigawattstunden steigen.

Für das System verkraftbar

Würden wie von McKinsey angenommen im Jahr 2050 etwa 40 Prozent aller Fahrzeuge, gut 18 Millionen Pkw, elektrisch angetrieben werden, würden diese 6,5 Prozent der gesamten Stromnachfrage abbilden. Das entspricht 40 von insgesamt 619 Terawattstunden. Laut Studie ist das verkraftbar, zumal dieser zusätzlich benötigte Strom aus Erneuerbaren Energien stammen dürfte und somit eine deutliche Verbesserung der Luftqualität insbesondere in den Städten zu erwarten wäre.

Und wie sieht’s mit dem Stromnetz aus? Für das gesamte deutsche Stromnetz dürften die Auswirkungen durch Millionen Elektroautos ziemlich gering ausfallen, schätzen die Autoren der Studie. Die Spitzenlast werde bis 2030 im Schnitt um nur ein Prozent steigen, bis 2050 um fünf Prozent. Für das Stromnetz sei dies verkraftbar.

Mehr E-Autos im Speckgürtel

Interessant wird es auf lokaler Ebene, denn McKinsey rechnet damit, dass sich E-Autos nicht in ganz Deutschland im gleichen Maße entwickeln. Während sich Ostdeutschland vermutlich nicht als Speerspitze erweisen wird, dürften einige Landkreise schneller den Umstieg schaffen. Das hängt insbesondere mit der Einkommen- und Wohnstruktur zusammen. Dort, wo die Menschen gut verdienen und in vielen Eigenheimen mit in der Regel zwei Autos wohnen, könnte bald ein E-Auto als Zweitwagen in der Garage stehen.

Das gilt insbesondere für das Umland großer Städte. Die Autoren haben als Vorreiter den Münchner Speckgürtel, den Hochtaunuskreis nördlich von Frankfurt am Main und Wolfsburg mit Umgebung ausgemacht. Dort könnten die Netzbetreiber Probleme bekommen und sich die Spitzenlastzeiten verschärfen. Wenn die Menschen abends nach Hause fahren und ihr E-Auto an die Steckdose hängen, verbrauchen die deutschen Haushalte ohnehin viel Strom. Die Nachfrage steigt also zu einer ungünstigen Zeit.

Steuerung durch günstige Stromtarife

McKinsey rät deshalb Stromanbietern, deutlich günstigere Stromtarife nachts oder in den frühen Morgenstunden anzubieten, um mit Anreizen die Spitzenlast abzumildern. Alternativ könnten große Batteriespeicher helfen.

Eine noch unbekannte Komponente sind öffentliche Schnellladesäulen, wie sie etwa entlang von Autobahnen entstehen sollen. Es lasse sich schwer vorhersagen, welche Nutzergruppen diese Lademöglichkeiten wie stark nutzen werden. Eine hohe Nachfrage könnte auch hier die lokalen Stromnetze schnell an ihre Grenzen bringen. cw


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Udo D. Schlegel 10.08.2018, 11:56:40

+536 Gut Antworten

Wenn es doch so einfach wäre… Ich habe zu dem Thema andere Zahlen und würde mich freuen wenn mir jemand erklären könnte wie wir das Thema lösen.

Rechnen wir mal:

Ein e-Auto benötigt eine Energie von 20 kWh auf 100km. Im Jahr fährt ein Auto im Schnitt 15 000km.

Mit diesen Zahlen komme ich auf 300 000 kWh/ Jahr /PkW.

16 Millionen Fahrzeuge benötigen so eine Energie von: 4.800 000 000 000 kWh

oder 4800 TWh. Bei 45 Millionen Fahrzeugen erspare ich mir die Rechnung.

Woher soll diese Energie kommen?

Ein AKW erzeugt im Jahr ~10 TWh. Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke haben wir aber dann nicht mehr!

Ich hoffe ich habe einen kardinalen Rechenfehler! Denn so viele Windräder können wir in Deutschland nicht bauen.

Udo D. Schlegel

Helmut Corbeck 10.08.2018, 12:53:56

+572 Gut Antworten

Hallo Udo

 

Du must deine Werte noch durch 100 teilen, da die 20 kWh nicht pro Kilometer verbraucht werden.

Das macht dann, wenn alle zur Zeit 45 Mio PKW umgestellt sind nur ca 130 TWh/a

Udo D. Schlegel 10.08.2018, 15:45:06

+497 Gut Antworten

Hallo Helmut,

vielen Dank.

Nur, wo kommen dann die ~130TWh/a her?

sonnenstromer 12.08.2018, 20:43:10

+510 Gut Antworten

Mein Peugeot ION braucht ca 11-17kwh pro 100 km. Je nach Bedarf von Licht, Winterreifen... 15 kWh entsprechen ca. 1,8 Liter Benzin. Also können doch 4 Elektroautos statt 1 Benzinauto mit dieser Energie auskommen, wenn ich jetzt mal einen Verbrauch von 7 Liter Benzin pro Benzinauto annehme.

Jede Tankstelle ist beleuchtet, die Zapfsäulen benötigen für ihren Betrieb Strom, die Pumpen auch, der Tankstellenshop ist beleuchtet und klimatisiert, im Shop selber wird jede Menge Strom verbraucht (vom Kaffee bis zur Eistruhe) und auch die Kasse bis hin zum EC-Terminal benötigen Strom. Strom, der benötigt wird, um zu tanken. Nicht zum Fahren, nur zum Tanken. Rund 200.000 kWh pro Tankstelle. Die fertigen Kraftstoffe müssen transportiert werden, von der Raffinerie zur Tankstelle. Dazu werden Pipelines, Tankzüge und Tanklaster benötigt. Auch hierfür wird Energie und Strom benötigt: für den Betrieb des Lasters, für den Triebwagen der Züge bis zu den Pumpen. Alles benötigt Energie und Strom. Nun zur Herstellung der Treibstoffe. Hierzu wird vor allem Eines benötigt: Energie, vor allem Wärme und Strom. So muss u.a. das Rohöl auf über 400 Grad erhitzt werden, um die chemischen Prozesse auszulösen, an deren Ende Benzin und Diesel (und viele andere Stoffe) stehen. Laut einer Anfrage des Department of Energy in den USA von 2009 werden in einer Raffinerie rund 1,585 Kilowattstunden Strom für die Erzeugung eines Liters an Kraftstoff benötigt. Für den Durchschnitts verbrauch von 7 Litern auf 100 km kommen alleine an dieser Stelle mehr als 11 Kilowattstunden an Strom zusammen. Abschließend bleibt nur noch der Blick auf den Weg des Rohöls über die Weltmeere. Auch hierbei werden große Mengen Energie benötigt, um das „schwarze Gold“ vom Bohrloch zum Hafen zu pumpen und über die Weltmeere zu schippern. Durch die Verbrennung von Schweröl in den Schiffsdieseln werden große Mengen Schadstoffe ausgestoßen. Und während des Schiffstransfers muss das Rohöl laufend warmgehalten werden.

Andilectric 06.11.2018, 15:19:27

+357 Gut

Super Kommentar! Genau diese "Nebenwirkungen" der Verbrennerfahrzeuge werden von 95 % der Menschen ausgeblendet. Es zählt - wenn überhaupt - die Verbrauchsanzeige auf dem Display. Die Menschheit hat die Sehkraft eines Maulwurfs, wenn es darum geht, die Realität zu akzeptieren.

Sonnenstromer 03.12.2018, 19:18:55

+358 Gut

In die Rechnung gehören auch noch die CO2-Mengen, die durch Gas-Flaring entstehen. Das ist sinnloses Abfackeln von Erdgas, das bei der Erölförderung mit an die Oberfläche kommt

Dazu gibt es bei youtube ein erschütterndes Video: Abgefackelt - wie Ölkonzerne unser Klima killen

I3 Fahrer 04.09.2018, 19:04:58

+571 Gut Antworten

2016 --> 50 TWh Export an Überschußstrom

Dabei werden aber die regenerativen Stromerzeuger zusätzlich in den Spitzen noch abgeregelt damit weniger Strom produziert wird.


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