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ElektromobilitätMit E-Carsharing gegen die Klimakrise

Wie hier in Berlin, am Potsdamer Platz, könnte Deutschlands Carsharing-Zukunft aussehen (Foto: Avda / www.avda-foto.de, CC BY-SA 3.0)  

Elektrisch betriebene Pkws haben schon heute einen deutlichen Klimavorteil gegenüber Verbrennern, stellen Experten klar. Damit der Verkehrssektor jedoch klimaneutral wird, müssen in Städten Car-Sharing Angebote mit E-Autos vehement ausgebaut werden.

12.04.2019 – Ja, Elektroautos weisen im Herstellungsprozess aktuell eine sehr schlechte Klimabilanz auf, im Vergleich zu Benzinern und Diesel-Pkw. Schuld ist die energieintensive Batterieproduktion. Und je größer die Batterie, desto höher die damit verbundenen Emissionen. Doch diese Startlast kompensiert das Elektroauto mit jedem gefahrenen Kilometer, zeigen Wissenschaftler des ifeu-Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg in einer neuen Studie auf, die von der Agora Verkehrswende in Auftrag gegeben wurde.

Darin vergleichen sie die Klimaeffekte von elektrisch betriebenen Pkw über ihren gesamten Lebensweg, mit den Treibhausgasemissionen von Benzin- und Dieselfahrzeugen. Als Referenz dienen E-Autos mit einer Batteriekapazität von 35 Kilowattstunden (kWh) und einem Verbrauch von 16 kWh auf 100 Kilometer, im Vergleich zu 4,7 Liter Diesel-Autos und 5,9 Liter Benzinern.

Das Ergebnis: Nach einer Fahrtstrecke von 150.000 km sind die Emissionen von E-Autos über den gesamten Lebenszyklus 24 Prozent geringer als bei Benzinern und 16 Prozent geringer als bei Benzinern. Dabei wird unterstellt, dass die Energiewende bei der Stromerzeugung wie von der Bundesregierung beabsichtigt fortgeführt wird. Bei ausschließlich genutzten Solarstrom wäre der Klimavorteil der E-Autos sogar doppelt so hoch.

Die Antriebswende kann nur ein Teil der Verkehrswende sein

Und der Klimavorteil von elektrisch betriebenen Pkws gelingt umso schneller, je kleiner die verbaute Batterie und je höher die Jahresfahrleistung ist. Für Christian Hochfeld, Direktor der Agora Verkehrswende, zeigt die Studie damit, dass die Antriebswende nur ein Teil der Verkehrswende seien kann. „Damit der Verkehrssektor wirklich klimaneutral wird, brauchen wir auch die Mobilitätswende – dazu gehören Carsharing, Ridesharing und Ridepooling mit Elektroautos“, so Hochfeld.

Denn als besonders vorteilhaft für das Klima erweisen sich demnach gemeinschaftlich genutzte Stadtfahrzeuge mit kleiner Batterie, die entsprechend häufig genutzt werden. So besitzt ein Stadtfahrzeug mit einem kleinen Akku von 25 kWh bereits nach einer Fahrleistung von 40.000 km einen Klimavorteil gegenüber vergleichbaren Benzinern. Langstreckenfahrzeuge mit einer Batterie von 60 kWh hingegen haben erst ab einer Fahrleistung von 150.000 km einen Klimavorteil.

Es fehlt an der Infrastruktur für E-Carsharing

Und das Carsharing-Angebot – vor allem in Städten – wächst. Der Bundesverband CarSharing verzeichnete im letzten Jahr ein Plus von 2.250 Fahrzeugen in Deutschland. Insgesamt waren zu Beginn 2019 20.200 gemeinschaftlich genutzte Autos im Einsatz. Und der Elektro-Anteil im Carsharing ist 50-mal höher als in der nationalen Pkw-Flotte. Doch 2018 blieb die Zahl der Elektrofahrzeuge in der deutschen Carsharing-Flotte fast unverändert.

Dies liegt an der bislang schwach ausgebauten Ladeinfrastruktur in Deutschland und dadurch fehlende Wirtschaftlichkeit von E-Autos, wie Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverband CarSharing, bemerkt. „Die Anbieter wollen auf emissionsfreie Antriebe umstellen. Aber die Rahmenbedingungen stimmen noch nicht: Die Fahrzeuge sind immer noch zu teuer. Und für die Einrichtung von Ladeinfrastruktur an CarSharing-Stationen fehlt nach wie vor ein Förderkonzept“, so Gehrke. Reine E-Carsharing Projekte mussten ihr Angebot sogar zurückfahren.

Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur müsste die Politik ihre Bemühungen entsprechend deutlich erhöhen. Und Verkehrsminister Andreas Scheuer forderte tatsächlich jüngst eine Milliarde Euro zusätzlich für den Ausbau der Ladeinfrastruktur 2020. Dabei geht es für Scheuer aber bislang vor allem um die Förderung privater und gewerblicher Ladesäulen – Zuhause und am Arbeitsplatz.

Damit wird er wohl wieder die Absatzzahlen von VW und Co. im Blick haben, die inzwischen vermehrt in Elektromobilität investieren und in Zukunft viele private Abnehmer für ihre E-Autos brauchen. Für eine echte klimaneutrale Verkehrswende braucht es jedoch weniger Autos in den Straßen der Städte. Und neben verstärkten Investitionen in die Radinfrastruktur und den ÖPNV, können eben auch E-Carsharing-Angebote Abhilfe schaffen. mf  


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