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Klimaklage





CO2-EmissionenWiderstand aus Deutschland schmälert Grenzwerte für Lkws

Bild inmitten eines Staus auf einer Autobahn mit vielen Lkws.
Der Warenverkehr mit Lkws verstopft europäische Straßen und fördert die Emissionen im Verkehrssektor (Foto: maxpixel.net, CC0 Public Domain)

Die Europäische Union hat sich erstmals auf Emissionsnormen für Lkws und Busse geeinigt. Doch nach dem Willen des EU-Parlaments wären diese noch weitaus höher ausgefallen. Deutschland und andere EU-Staaten jedoch verhinderten schärfere Vorgaben.

21.02.2019 – Bis 2030 müssen die CO2-Emissionen von neuen Lkws und Bussen um 30 Prozent gegenüber 2019 sinken. Bis 2025 wird ein Wert von Minus 15 Prozent vorgegeben. Nach Aussage des EU-Klimakommissars Miguel Arias Cañete eine „ehrgeizige, ausgewogene Übereinkunft“, die dazu beitragen wird, die Ziele der EU – eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2030 – zu verwirklichen. Doch wie bereits bei den strengeren CO2-Grenzwerten für neue Pkws gehen die Vorgaben für Umweltpolitiker nicht weit genug.

Doch während sich bei den neuen Grenzwerten für Pkws das EU-Parlament mit schärferen Vorgaben von Minus 37,5 Prozent bis 2030 durchsetzen konnte, war es dieses Mal der Rat der Europäischen Union, als Vertreter der Mitgliedstaaten, der ehrgeizigere Ziele erfolgreich bremste. 35 Prozent weniger CO2-Emissionen und ein Zwischenziel von 20 Prozent – mit diesen Forderungen waren die Abgeordneten der EU in die Verhandlungen gegangen. Dass im Endeffekt geringere Vorgaben durchgesetzt wurden, liege neben Italien und anderen zentraleuropäischen Ländern auch an Deutschland, kritisiert der niederländische Grünen-Politiker und zuständige Berichterstatter des Europäischen Parlaments, Bas Eickhout. Diese hätten stärkere Klimaziele blockiert.

"Die  Bundesregierung agiert einmal mehr als Anwalt der Autolobby statt des Klimaschutzes.“  –  Sven Giegold gegenüber der Osnabrücker Zeitung.

Auch Sven Giegold, Europaabgeordneter der Grünen, lässt gegenüber der Osnabrücker Zeitung durchblicken, dass die Bundesregierung in den Verhandlungen wieder einmal im Sinne der Autobranche agiert und schärfere Grenzwerte verhindert habe, um die Automobilbranche nicht stärker zu belasten. Dabei mahnt Giegold: „Das kurzfristige Denken der Bundesregierung und Autobranche wird sich langfristig rächen. Arbeitsplätze und Absätze werden künftig durch saubere Motoren gesichert.“

Und Käufer von Nutzfahrzeugen hätten bereits ein natürliches Interesse daran, sich sparsamere Fahrzeuge zuzulegen, merkt Paul Vorreiter vom Deutschlandfunk an. Deswegen sei es zwar nachvollziehbar, dass die Reduktionsziele weniger ambitioniert ausfallen als bei Pkws, aber die sauberen Lkws der Zukunft müssten auch günstig sein. Daher will die EU auch Anreize für Produzenten und Käufer von emissionsfreien oder -armen Lkws und Bussen schaffen – wie Boni für Hersteller, die zwei Prozent ihrer Lkw- oder Bus-Flotte mit Null-Emissions-Antrieben ausstatten.

Deutschland: E-Mobilität Entwicklungsland

Bislang hinkt die deutsche Automobilindustrie jedoch auch beim Ausbau von elektronisch betriebenen Lkws und Bussen hinterher, während in anderen Ländern bereits eifrig an der Zukunft gebaut wird. So will Tesla noch in diesem Jahr mit der Serienproduktion eines 800 km reichweitenstarken E-Trucks starten und chinesische, polnische und türkische Unternehmen bestimmen zunehmend den Markt für E-Busse im Personennahverkehr, auch in Deutschland.

Zusätzlich fehlt bislang eine vernünftige Ladeinfrastruktur in Deutschland, wie auch Alternativen – zum Beispiel durch Hochspannungsleitungen für Lkws auf Autobahnen. Mit den neuen Vorgaben aus der EU könnte die deutsche Automobilindustrie jedoch stärker unter Druck gesetzt werden die Probleme anzugehen. mf

Kommentare

Denkender Bürger am 13.03.2019

+242 Gut Antworten

Wieso fordert eigentlich kaum einer laut und öffentlich, den Güterverkehr - insbesondere den Güterfernverkehr - endlich wieder weitgehend auf die Schiene oder wo es möglich ist aufs Binnenschiff zurück zu holen?!

Wenn wir auf diese Weise nur jeden 3. LKW von der Straße bekämen

- Wie viele Staus und Unfälle würden da vermieden?

- Wie viele Rohstoffe könnten da gespart und wie viele Umweltbelastungen könnte da vermieden werden?

- Wie viele Straßenbau-Projekte wären dann unnötig oder könnten zeitlich verschoben werden?

Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, die Öko-Lobby sieht den Wald vor Bäumen nicht !!!

Denkender Bürger am 13.03.2019

+260 Gut Antworten

Nachtrag:

Im Übrigen ist die beschriebene Betriebsblindheit auch ein Teil der Absurdität der Greta-Jünger und der Friday for Future-Kampagne:

Die fordern zwar großspurig mehr Umweltschutz und einen sofortigen Kohleausstieg, was technisch gar nicht möglich ist - aber etwas Naheliegendes und auch kurzfrstig Umsetzbares wie die Rückholung des Güterverkehrs auf Schiene und Binnenschiff wird übergangen.

Und sowas soll ich dann für voll nehmen? - Man kann viel von mir verlangen, aber nichts Unmögliches!

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