Menü öffnen

FernverkehrZugreisen legen deutlich zu

Ein ICE im Bahnhof von Garmisch-Partenkirchen.
Mit dem Zug in den Skiurlaub nach Garmisch-Partenkirchen. Gegenüber dem Flugzeug spart das viel CO2 und mehr Zeit braucht der ICE meist auch nicht. (Bild: Christian Allinger on flickr, CC BY 2.0)

Ein Plus von 15 Prozent. Als einziges öffentliches Verkehrsmittel im deutschen Fernverkehr legten Bahnreisen deutlich zu. Der innerdeutsche Flugverkehr verlor hingegen Kunden. Das ist gut fürs Klima. Aber Klimaneutral reisen Bahnfahrer noch nicht.

20.04.2020 – Der innerdeutsche Flugverkehr nimmt ab, während Reisen mit der Bahn zulegen. Dies geht aus einer Analyse des Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene hervor, die Daten des Statistischen Bundesamtes ausgewertet hat. Bei Fernreisen im Inland nutzen immer mehr Menschen die Bahn. Ein Plus von 15 Prozent verzeichnete die Schiene zwischen 2015 und 2019. 151,4 Millionen Menschen fuhren 2019 mit dem Zug im Fernverkehr. Im selben Zeitraum gingen dem innerdeutschen Flugverkehr ein Prozent der Kunden verloren. Dabei legte die Zahl der Kunden im Flugverkehr zwischenzeitlich sogar zu. Doch seit 2016 verlor die Luftfahrt sogar vier Prozent der Passagiere und lag 2019 bei 23,1 Millionen Passagieren.

Für das Klima ist das eine gute Nachricht. Das Umweltbundesamt hat die durchschnittlichen Emissionen einzelner Verkehrsmittel zur Personenbeförderung verglichen. Das Ergebnis: Fliegt eine Person ist er oder sie für 230 Gramm an Treibhausgasen pro Kilometer verantwortlich. Bei der Nutzung der Eisenbahn sind es hingegen nur 32 Gramm.

Umweltfreundlicher ist nur noch der Fernlinienbus mit Treibhausgasemissionen von 29 Gramm pro Kilometer. Doch Busse haben den großen Nachteil, dass sie oft deutlich länger unterwegs und weniger komfortabel sind. Seit 2015 verloren Fernbusunternehmen fast 10 Prozent an Fahrgästen. Züge machen den Bussen bei den Preisen immer größere Konkurrenz. Auch das größte deutsche Fernbusunternehmen Flixbus, ist mit der Sparte Flixtrain inzwischen vermehrt im Schienenverkehr präsent.

Dabei könnte Bahnfahren noch klimafreundlicher werden. Flixtrain setzt schon auf 100 Prozent Ökostrom, aber der mit Abstand wichtigste und größte Anbieter von Fernreisen ist nach wie vor die Deutsche Bahn. Und dort ist der Strommix nur auf dem Papier 100 Prozent grün. Zwar propagiert die Deutsche Bahn das ICE-, IC- und EC-Züge innerhalb Deutschlands komplett mit Ökostrom unterwegs seien, doch insgesamt liegt der Ökostromanteil der Bahn für alle Nah- und Fernverkehrszüge bei 60 Prozent Ökostrom.

Philipp Kosok vom ökologischen Verkehrsclub Deutschland erklärt gegenüber Zeit Online, dass rein physikalisch alle Züge denselben Fahrstrom nutzen. Wenn also ICE und Co. offiziell nur mit Ökostrom fahren, bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Nahverkehr und der Güterverkehr mit besonders viel fossilem Strom unterwegs sind.

Darüber hinaus droht weiterhin die Gefahr, dass das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 im Sommer ans Netz geht. 2007, als die Bahn noch weit entfernt davon war sich ein grünes Image zu geben, wurden Verträge über gesicherte Abnahmen von Strom mit den Projektierern des Steinkohlekraftwerks geschlossen. Nun soll Datteln 4 mit erheblicher Verzögerung seinen Betrieb aufnehmen. mf


energiezukunft