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Urananreichungsanlage GronauAtommüllverschiebung nach Russland geht weiter

Demo von Atomkraftgegnern auf Traktoren gegen Atommüll-Transporte von Gronau nach Russland vor zehn Jahren
Wie bereits vor zehn Jahren protestieren auch heute wieder Atomkraftgegner und Umweltschützer gegen die erneuten Transporte von hochgiftigem Uranhexafluorid nach Russland und für eine Schließung der Urananreicherungsanlage in Gronau und der benachbarten Brennelementefabrik in Lingen. (Foto: Bündnis 90/Die Grünen Nordrhein-Westfalen / Flickr / CC BY-SA 2.0)

Wie bereits vor zehn Jahren rollen wieder Züge mit hochgiftigem Uranhexafluorid aus der Anreichungsanlage in Gronau Richtung Russland. Dort soll der Atommüll als „Wertstoff“ unter freiem Himmel gelagert werden. Umweltschützer protestieren erneut.

29.10.2019 – Sie sind auf unseren Straßen, Schienen und Wasserwegen unterwegs – Atommülltransporte. Es wird wenig darüber berichtet. Zu den Atommüllstandorten in NRW gehört die Urananreicherungsanlage in Gronau, die gewaltige Mengen Atommüll erzeugt. Rund 5.000 Tonnen Abfallprodukte aus der Herstellung von Brennstoff für Atomkraftwerke fallen jährlich in Gronau an – Atommüll, der in ein gesichertes Atommülllager gehört. Doch auf dem Gelände der Anlage in Gronau lagern derzeit laut NRW-Landesregierung rund 22.000 Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid – und zwar in Fässern unter freiem Himmel.

12.000 Tonnen aus Gronau sollen nun nach Russland transportiert werden. Das Betreiberunternehmen Urenco, an dem die deutschen Energieversorger Eon und RWE beteiligt sind, habe den Transport des abgereicherten Urans bis 2022 vereinbart – das geht aus einer Anfrage der Linken an das Bundesumweltministerium hervor, berichtet die taz. Erste Züge rollten demnach bereits im Mai Richtung Osten.

Seit rund 40 Jahren wird in der Urananreicherungsanlage Gronau im Münsterland Uranhexafluorid für Atomkraftwerke aufgearbeitet. Was mit der radioaktiven und hochgiftigen Substanz passieren soll, die in dem Werk in Nordrhein-Westfalen anfällt, darüber wird auch schon so lange diskutiert und gestritten. Ab nach Sibirien, hieß es bereits vor zehn Jahren: Schon damals wurden Tausende Tonnen abgereichertes Uranhexafluorid nach Russland transportiert und anschließend dauerhaft unter freiem Himmel gelagert – völlig ungeschützt und der Witterung ausgesetzt, rosteten die Fässer still vor sich hin. Massive Proteste von Umweltschützern und den Grünen konnten die Exporte damals schließlich stoppen.

Jetzt geht es wieder von vorn los. Ziel ist die Atomanlage Novouralsk bei Jekaterinburg im Ural. Dort wird das Uranhexafluorid teilweise noch verarbeitet, der Großteil des hochgiftigen Materials bleibt jedoch als Atommüll in Russland – ausgezeichnet als „Wertstoff“ – eine schiere Verharmlosung. Auch diesmal protestieren Umweltschützer gegen die gefährlichen Transporte und für eine Stilllegung der Gronauer Anlage – „damit der Atommüllberg nicht immer größer wird und damit mit Uran aus Gronau nicht weiterhin Atomkraftwerke in zahlreichen Staaten betrieben werden können.“. Denn während es für Atomkraftwerke in Deutschland einen Termin zur endgültigen Stilllegung gibt, gilt das nicht für die Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik im benachbarten Lingen.

Der Bund wollte den gesamten schwach und mittelaktiven Abfall aus deutschen Anlagen nach Schacht Konrad bringen. Das ehemalige Eisenerzbergwerk sei dafür jedoch viel zu klein, so die Kritik der Atomkraftgegner. Viel mehr radioaktiver Müll als prognostiziert müsse in Deutschland entsorgt werden. Da kommt das ferne Russland gerade recht und ist zudem kostengünstig. Die Umweltorganisation Greenpeace Russland warnt indes, dass Russland nicht die Atommüllkippe für die Gronauer Urananreicherung werden dürfe. na


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