Menü öffnen

Globale EnergiewendeCorona-Krise verstärkt Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Schleppkahn mit Kohle beladen auf einem Fluss
Hier wird Kohle aus einer Mine in Indonesien mit einem Lastkahn abtransportiert. Das Land ist der zweitgrößte Kohleexporteur der Welt. (Foto: Andrew Taylor/WDM auf Flickr / CC BY 2.0)

Einige Regierungen unterstützen in der Krise den fossilen Energiesektor erheblich. Das wirft die Energiewende in diesen Ländern zurück. Die Dekarbonisierung der am wenigsten entwickelten Länder braucht internationale Hilfe.

24.03.2021 – Die Covid-19-Krise hat nicht überall auf der Welt die gleichen Folgen. Es gibt Unterschiede bei der Entwicklung der Fallzahlen, aber auch bei den Maßnahmen der Regierungen und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Forschergruppe des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS Potsdam) hat in einer Studie die Folgen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien im internationalen Maßstab betrachtet.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Krise bestehende Trends im jeweiligen Energiesektor verstärkt. Vorreiter der Energiewende setzen den Ausbau der Erneuerbaren Energien fort. Der europäische Green Deal wirkt und hat sogar den Nachzügler Polen angeregt, seine Anstrengungen zu beschleunigen. In Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen hingegen verschärft die Pandemie die Finanzierungsprobleme und behindert damit Investitionen in Erneuerbare Energien. Besonders ausgeprägt ist das in Lateinamerika, wo alle Ausschreibungen für Erneuerbaren Energien eingestellt wurden.

Regierungen von stark fossil geprägten Wirtschaftssystemen unterstützen diese Strukturen erheblich, was die Abhängigkeiten weiter festigt. In Indonesien beispielsweise gibt es Steuererleichterungen für die Kohleindustrie. Gleichzeitig wurden administrative Vorschriften für den Bergbausektor aufgeweicht. Pläne für den Ersatz älterer Kraftwerke durch Erneuerbare Energien wurden auf Eis gelegt.

Dieses Beispiel darf jedoch nicht verallgemeinert werden. Nicht überall gingen Hilfen für die fossile Energiewirtschaft automatisch mit einem verlangsamten Ausbau der Erneuerbaren Energien einher. Leitautor der Studio Rainer Quitzow sieht auch entgegengesetzte Tendenzen: „Die USA und Kanada, beide große Öl- und Gasexporteure, wurden vom Zusammenbruch der Nachfrage hart getroffen und sagten dem fossilen Sektor staatliche Hilfen zu. Das wird den Ausbau der Erneuerbaren Energien in diesen Ländern jedoch zunächst nicht unbedingt bremsen, weil Vorreiterregionen wie Kalifornien den Verzicht auf fossile Energieträger weiter vorantreiben.“ In China haben sich Provinzregierungen entschieden, vor allem in Kohlekraftwerke und zum Teil in Ölraffinerien zu investieren, während die Zentralregierung die Ziele für den Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter erhöhte. 

Drohende Schuldenkrise hemmt Investitionen

Im Globalen Süden hat die Coronakrise das ohnehin schwierige Investitionsklima für Erneuerbare Energien weiter verschlechtert. Zum einen drohen sinkende Staatseinnahmen in eine Schuldenkrise zu münden, was zu einer Abwertung der Währungen und erhöhten Kreditkosten führt. Das wird auch die Investitionen in Erneuerbare Energien ausbremsen. Zum anderen führt die wirtschaftliche Notlage zu einem Anstieg der Zahlungsausfälle bei den Stromrechnungen. In mehreren Ländern haben die Regierungen darauf reagiert, indem sie die Zahlungspflicht für die Verbraucher aussetzten und die Strompreise senkten. Dies übt zusätzlichen Druck auf den Versorgungssektor in diesen Ländern aus, da es die Investitionsrisiken im Stromsektor erhöht.

Quitzow fordert, die Dekarbonisierung in den am wenigsten entwickelten Ländern stärker in den Fokus zu rücken. Es sei höchste Zeit, die Misere der von fossilen Brennstoffen abhängigen Volkswirtschaften auf internationaler Ebene anzugehen. Die Covid-19-Krise habe die dringende Notwendigkeit unterstrichen, ähnliche Programme wie den europäischen Green Deal in von fossilen Brennstoffen abhängigen Ländern und Regionen auf der ganzen Welt zu entwickeln. pf


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft