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Monitoring-Bericht zur EnergiewendeEine Stromwende reicht schon lange nicht mehr

Windrad in schwarz-weiß vor dunklen Wolken
Windräder alleine machen noch keine Energiewende, das muss auch die Bundesregierung erkennen. (Foto: pexels.com, CC0 1.0)

Die Versorgungssicherheit ist spitze und der Ökostromausbau schreitet voran, das war’s dann aber mit guten Bewertungen zur deutschen Energiewende, stellt der Monitoring-Bericht fest. Die Sorgenkinder: Verkehr, Energieeffizienz und CO2-Emissionen.

29.06.2018 – Der Handlungsbedarf bleibe sehr hoch, es seien weitere erhebliche Anstrengungen erforderlich und eine Trendumkehr müsse so schnell wie möglich eingeleitet werden. So schreiben Wissenschaftler, wenn sie es ernst meinen. Der sechste Monitoring-Bericht zur Energiewende und die Stellungnahme zeigen – trotz schmeichelnder Worte zum Thema Versorgungssicherheit und Ökostromausbau – schonungslos die Problemzonen der deutschen Energiewende auf. Die vier Wissenschaftler unter Vorsitz von Andreas Löschel, einem der einflussreichsten Wirtschaftsprofessoren des Landes, fordern die Bundesregierung zum Handeln auf.

„Energiewende-Ampel“ steht zu häufig auf rot

Mit einer „Energiewende-Ampel“ auf Grundlage verschiedener Indikatoren bewerteten die Experten wie wahrscheinlich es ist, dass Energie- und Klimaziele eingehalten werden. Das Ergebnis: Die Themen Klimaschutz durch Reduktion der Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz, Verkehr und Netzausbau erhalten eine rote Ampel. Der Wärmesektor, ein weiteres Sorgenkind, kommt noch mit einem gelben Auge davon.

Mittlerweile umfasst die Ziellücke zum 2020er Ziel rechnerisch etwa den Jahresverbrauch von 10 bis 11 Mio. Pkw in Deutschland.Insbesondere der Verkehrssektor mit seinen steigenden Emissionen beunruhigt die Wissenschaftler. Die im Koalitionsvertrag angestrebten Maßnahmen blieben sehr vage, gleichzeitig würden sämtliche Zielmarken verfehlt. „Mittlerweile umfasst die Ziellücke zum 2020er Ziel rechnerisch etwa den Jahresverbrauch von 10 bis 11 Mio. Pkw in Deutschland“, rechnet das Gremium vor. Bis 2030 müssten 70 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden, also ca. 41 Prozent der derzeitigen Verkehrsemissionen. Ohne einen umfassenden Umbau ist das nicht zu schaffen.

Seit Jahren auf Verfehlungen hingewiesen

Deutlich werden die Experten beim Thema Klimaziele. Seit Jahren würden die Wissenschaftler auf die drohende Verfehlung des Klimaziels 2020 hinweisen, schreiben sie fast Auch die Erreichung des Ziels für 2030 ist mit der jetzigen Dynamik nicht möglich.beleidigt. Gelesen hat die Bundesregierung die eigenen Monitoring-Berichte offenbar nicht. Dennoch geben die Professoren nicht nach und warnen vor dem Scheitern des nächsten Klimaziels: „Auch die Erreichung des Ziels für 2030 ist mit der jetzigen Dynamik nicht möglich“, konstatieren sie. Denn bis 2030 müssten die Treibhausgasemissionen dreimal stärker gesenkt werden als in den Jahren 2000 bis 2017.

Beim Thema Energieeffizienz sieht es ebenfalls düster aus. Die Experten beklagen zum wiederholten Male, dass sie seit Jahren auf zu geringe Fortschritte und zu wenige Anreize aufmerksam machten und die Bundesregierung dennoch nichts unternehme. „Der nun mehr vorliegende sechste Monitoring-Bericht ändert erneut nichts an diesen Aussagen“, schreiben sie. Seit 2008 werde stets das jährliche Ziel verfehlt, die Endenergieproduktivität um 2,1 Prozent zu steigern, mehr als 1 Prozent war bislang nicht drin. Im Jahr 2016 sank diese sogar um 0,9 Prozent. Für das 2020-Ziel müsste die Endenergieproduktivität allerdings um den Faktor 4 zulegen. Die nüchterne Analyse: „Eine derartige Entwicklung ist aus Sicht der Expertenkommission kaum denkbar.“

CO2-Preis könnte helfen

Da die Bundesregierung wenig Initiative zeigt, geben die Wissenschaftler gleich Empfehlungen mit auf den Weg und plädieren – wie so viele Wissenschaftler und Energieexperten vor ihnen – für eine generelle CO2-Bepreisung. Das hatte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) allerdings gleich zum Start seiner Amtszeit für die nächsten vier Jahre abgelehnt.

Immerhin lobt die Expertenkommission zwei Maßnahmen der Bundesregierung: Das im Koalitionsvertrag angekündigte Klimaschutzgesetz und die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, die bis Ende des Jahres einen Fahrplan für den Kohleausstieg erarbeiten soll. cw


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