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EnergiewendeErneuerbare Energien in Frankreich wachsen nur langsam

Windpark bei Germinon in Frankreich
Der Windpark Germinon im Departement Marne umfasst 30 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 75 Megawatt. (Foto: Francois Goglin/Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Frankreich verläuft schleppend. Nur zwei Gigawatt Erzeugungsleistung wurden letztes Jahr gebaut. Wohl auch, weil noch für viele Jahre mit Atomstrom geplant wird. Große Ziele gibt es im Gebäudesektor.

12.04.2021 – Wie in Deutschland hantiert die französische Regierung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien mit Zielen, die schon vor längerer Zeit als notwendig und machbar definiert wurden. Sie bilden jedoch noch nicht die neuen ambitionierteren Klimaziele der Europäischen Kommission ab. Sie sind nur mit großen Anstrengungen zu erreichen, aber dennoch zu niedrig, um die Erderwärmung auf 1,5-Grad zu begrenzen.

Frankreich hat sich vorgenommen, bis 2030 die Treibhausgasemissionen auf 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, 2050 soll Klimaneutralität erreicht werden. Dieses Ziel wird vor allem mit einem geringerem Endenergieverbrauch angesteuert. Er soll 2050 um die Hälfte niedriger sein als 2012. Zudem sollen bis 2050 alle Gebäude so saniert sein, dass sie energetisch höchsten Anforderungen entsprechen. Das geht aus einem ausführlichen Bericht des Deutsch-Französischen Büros für die Energiewende hervor, der die Ziele und das Erreichte übersichtlich zusammenfasst.

Zielmarke sind 40 Prozent Erneuerbare bis 2030

Bei der Stromerzeugung will Frankreich bis 2030 einen Erneuerbaren-Energien-Anteil von 40 Prozent erreichen. Das liegt deutlich unter dem 65-Prozent-Ziel in Deutschland. Das mag an dem weiterhin hohen Atomstromanteil liegen, der in Frankreich noch über Jahrzehnte im Energiemix geplant ist. Da die Meiler inzwischen alle recht alt sind, ist der Strom aus diesen Kraftwerken preiswert. Er hilft der Klimabilanz des Landes, bremst aber auch den Ausbau der Erneuerbaren. Von den Gefahren und Problemen der Endlagerung ganz zu schweigen. Von den 500 Terawattstunden Strom, die 2020 in Frankreich erzeugt wurden, kamen 67 Prozent aus Atomkraftwerken und nur 25,4 Prozent aus Erneuerbaren Energien.

Bis 2028: Verdoppelung der Windkraftleistung, Vervierfachung bei der Photovoltaik

Beim Ausbau der Anlagen zur Energieerzeugung aus Erneuerbaren Energien sind durch die mehrjährige Programmplanung Zielkorridore bis 2028 vorgegeben. Die Windkraftleistung soll verdoppelt werden. Von derzeit 17,6 Gigawatt installierter Windkraftleistung an Land auf mindestens 33 Gigawatt.

Bei der Photovoltaik ist noch mehr Ausbautempo vonnöten. Die installierte Leistung soll sich vervierfachen, von derzeit 10,4 Gigawatt auf bis zu 44 Gigawatt. Für ein Land mit sonnenreichen Regionen im Süden ist dieses Ausbauziel nicht gerade sportlich, aber dennoch kein Selbstläufer. Die bereits beschriebene preiswerte Atomstrom-Konkurrenz trägt dazu bei.

Windkraft auf See soll auf mindestens fünf Gigawatt ausgebaut werden. Für Strom aus Wasserkraftwerken sollen alte Anlagen erneuert werden, aber kein Neubau in größerem Maßstab stattfinden. Rund 26 Gigawatt Kapazität stellen die Wasserkraftwerke im Energiemix. Läuft alles nach Plan haben die französischen Erneuerbaren-Kraftwerke im Jahr 2028 in Summe eine Kapazität von 101 bis 113 Gigawatt.

In diesem Tempo sind die Ziele nicht zu schaffen

Bis zu diesem Ziel ist es noch ein weiter Weg. Ende 2020 betrug die installierte Leistung aller Anlagen 55,9 Gigawatt. Nur zwei Gigawatt neue Erzeugungsleistung ging im letzten Jahr in Betrieb. Geht es in diesem Tempo weiter, werden 25 Jahre vergehen, bis die anvisierten 113 Gigawatt installiert sind.

Der schleppende Ausbau liegt auch in den langsamen Netzanschlussverfahren begründet. Das Volumen von Projekten, die einen Netzanschluss beantragt, aber noch nicht genehmigt bekommen hat, steigt von Jahr zu Jahr. Hinzu kommen Projekte, deren Anschluss genehmigt aber noch nicht ausgeführt wurde. Bei der Windkraft betrifft das ein Volumen von 14 Gigawatt, bei der Photovoltaik ein Volumen von knapp neun Gigawatt. Setzt sich dieser Trend fort, werden demnächst genauso viele oder sogar noch mehr Anlagen auf ihren Netzanschluss warten wie bereits am Netz angeschlossen sind. Anders ausgedrückt: Wenn alle in der Warteschleife befindlichen Projekte in Betrieb genommen würden, würde sich die installierte Leistung nahezu verdoppeln.

Wettbewerb bei Windausschreibungen

Anders als in Deutschland herrscht bei den Ausschreibungen für Windenergie an Land reger Wettbewerb. Die Auktionen sind regelmäßig überzeichnet, das heißt, es gibt mehr Projekte, die sich um einen Zuschlag bewerben als Volumen, das bezuschlagt wird. Bei der Ausschreibung im November 2020 stand ein Volumen von 520 Megawatt zur Verfügung, es bewarben sich Projekte mit einem Gesamtvolumen von 1065 Megawatt. Der Zuschlagswert lag bei 5,95 Cent pro Kilowattstunde.

Dennoch, der Zubau 2020 war nicht gerade berauschend, nur knapp ein Gigawatt Windkraftleistung wurde neu installiert. In den windreichen Regionen im Norden stehen die meisten Anlagen, vor allem in der Region Hauts-de-France und Grand Est.

Jährlicher Photovoltaikzubau seit vielen Jahren unter einem Gigawatt

Während Strom aus Photovoltaik in Deutschland im letzten Jahr einen Anteil von 10,5 Prozent am Stromverbrauch hatte, waren es in Frankreich nur 2,8 Prozent. Kein Wunder, denn in Frankreich sind längst nicht so viele Solaranlagen in Betrieb wie in Deutschland. Seit 2013 wurden in keinem Jahr mehr als ein Gigawatt Leistung zugebaut. Im letzten Jahr waren es 973 Megawatt. Das ist keine Spitzenleistung in punkto Energiewende. Insgesamt waren am Jahresende 2020 Solaranlagen mit einer Leistung von 10,4 Gigawatt am Netz.

Den schleppenden Ausbau will die französische Ministerin für den ökologischen Wandel – Amtskollegin der deutschen Umweltministerin – ankurbeln. Sie hat Gesetzesänderungen angekündigt und will einen Bonus für gebäudeintegrierte Anlagen einführen und die Ausschreibungspflicht von 100 auf 500 Kilowatt Leistung anheben. Gleichzeitig wurde Ende Dezember ein Gesetz verabschiedet, das für vor 2011 gebaute Anlagen ab 250 Kilowatt Leistung eine Neuverhandlung der Einspeisetarife vorsieht – natürlich nach unten. So will die Regierung bis zu 600 Millionen Euro sparen.

Anteil am Stromverbrauch gestiegen

Doch man kann auch positive Seiten entdecken: Der Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch stieg zwischen 2019 und 2020 von 23,1 auf 26,9 Prozent. Insgesamt 120 Terawattstunden (TWh) erzeugten die Anlagen mit einer Gesamtkapazität von knapp 60 Gigawatt im letzten Jahr. Die rund zehn Gigawatt PV-Erzeugungsleistung generierten 12,6 TWh Strom. Die französischen Windkraftanlagen an Land mit einer Gesamtleistung von 17,4 Gigawatt brachten es auf 39,7 TWh. Knapp 61 TWh kamen von der Wasserkraft, 7,6 TWh aus Biomasse.

Wer das mit Deutschland vergleichen mag: Hierzulande waren Ende 2020 insgesamt 216 Gigawatt Erzeugungsleistung aus Erneuerbaren Energien installiert, die im letzten Jahr 252 TWh Strom lieferten und damit auf einen Anteil von 46 Prozent am Stromverbrauch kamen. Die Photovoltaik lieferte mit 53,5 Gigawatt installierter Leistung 51,4 TWh Strom, die Windkraft an Land und auf See mit 62,5 Gigawatt installierter Leistung 132 TWh. pf


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