Menü öffnen

Energiewende weltweitErst ein Viertel der globalen Stromerzeugung ist erneuerbar

Solarflugzeug über der kalifornischen Wüste
Fossile Energien werden weiterhin subventioniert, vor allem im Flugverkehr. Die Alternativen in diesem Sektor sind noch bescheiden. Das solare Elektroflugzeug Sunseeker gleitet hier laut- und schadstofflos über die kalifornische Wüste. (Foto: Von Ccoonnrraadd - Solar-Flight.com / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0)

Über ein Viertel der weltweiten Stromerzeugung stammt aus Erneuerbaren Energien, zeigt der neue Renewables 2019 Global Status Report. Und macht zugleich deutlich, dass die erfolgreiche Fortsetzung der Energiewende politisch massiv ausgebremst wird.

20.06.2019 – Laut dem in dieser Woche von REN21 veröffentlichten Bericht Renewables 2019 Global Status machen Erneuerbare Energien heute rund 26 Prozent der globalen Stromerzeugung aus. Das klingt zunächst schon ganz erfreulich. Doch die jüngste Entwicklung in der Branche ist eher bescheiden bis besorgniserregend. Wirtschaftlich, technisch und gesellschaftlich gesehen stünde einer erfolgreichen Fortsetzung der Energiewende nichts im Wege – doch es fehlen mutige politische Entscheidungen.

So sind die Klimaziele nicht zu erreichen

Die fahrlässige Untätigkeit der Politik verhindert den Fortschritt der Klimaziele. Die Schaffung rechtlicher Rahmenbedingungen ist entscheidend für die Schaffung guter Bedingungen, damit der Anteil Erneuerbarer Energien weiterhin wachsen kann. „Ein entscheidender Durchbruch könnte erzielt werden, wenn Länder ihre Subventionen für fossile Brennstoffe kürzen, die schmutzige Energie fördern“, sagt Rana Adib, Exekutivsekretärin von REN21. Doch erst vierzig Länder hätten seit 2015 in gewissem Umfang Reformen zur Verringerung ihrer Subventionen für fossile Energieträger durchgeführt, in 112 Ländern gab es 2017 immer noch solche Subventionen.

Für das Jahr 2017 werden die Subventionen für den Verbrauch fossiler Brennstoffe weltweit auf insgesamt 300 Milliarden US-Dollar geschätzt – das entspräche einem Anstieg von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei sind die Subventionen ja sogar nur ein Teil der realen Kosten – denn die hohen externen Kosten der fossilen Brennstoffe wie etwa Kosten durch Luftverschmutzung und Klimafolgeschäden kommen noch hinzu. Diese Subventionen gilt es zu beenden, so die Studienautoren, um gleiche Bedingungen zu schaffen. Die Diskussion um eine CO2-Steuer wird dabei immer brisanter. Gelder öffentlicher ebenso wie privater Anleger sollten zudem zügig aus der fossilen Industrie abgezogen werden.

Akzeptanz Erneuerbarer Energien steigt weltweit

Im Stromsektor sind seit 2015 weltweit bereits im vierten Jahr in Folge mehr erneuerbare Energieträger installiert worden als fossile und nukleare Energieträger. Allein im vergangenen Jahr 2018 kamen 100 Gigawatt (GW) Solarenergie dazu. In über 90 Ländern wurden mehr als ein Gigawatt an erneuerbarem Strom installiert. In 30 Ländern waren es sogar mehr als 10 Gigawatt. Neun Staaten – Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Irland, Portugal, Spanien, Uruguay und Honduras erzeugten laut Bericht über 20 Prozent ihres Strombedarfs aus Solar- und Windenergie, Dänemark kommt sogar auf rund 50 Prozent.

 

Urbane und sektorenübergreifende Energiewende

Gerade in Städten werden ehrgeizige Ziele für Erneuerbare Energien verabschiedet, so der Bericht. In rund 100 Städten über den ganzen Globus verteilt stammten demnach 70 Prozent der Stromversorgung aus Erneuerbarer Energien. Die Energiewende muss jedoch dringend auch über den Stromsektor hinaus auf die Bereiche Wärme und Kälte sowie Verkehr ausgeweitet werden. Bislang werden im Bereich Wärme und Kälte nur zehn Prozent aus Erneuerbaren Energiequellen genutzt, beim Verkehr sind es gerade mal drei Prozent. Auch hier liege es vor allem an der Untätigkeit der Politik, die die Wärme- und Verkehrswende verschläft oder gar verhindert.  Wiederum gehen Städte mit Eigeninitiative voran: Über 50 Städte hätten bereits ambitionierte Ziele für den Ausbau und die Nutzung Erneuerbarer Energien im Strom-, Wärme und Kältesektor sowie im Bereich Mobilität beschlossen.

In Deutschland sei beim Klimaschutz „einiges liegen geblieben“, stellt CDU-Parteivorsitzende AKK jetzt fest

Eine aktuelle Analyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft in Deutschland zeigt, dass zur Erreichung des 2030er Ziels von 65 Prozent Erneuerbaren Energien im Strombereich insgesamt 215 bis 237 GW installierte Erneuerbaren-Leistung notwendig wären. Die derzeitigen Ausbaukorridore sind dafür nicht ausreichend und würden bis 2030 lediglich zu einem Anteil der Erneuerbaren an der deutschen Gesamtstromerzeugung von 54 Prozent führen.

Hinsichtlich der zukünftigen Strombedarfe lege der BDEW sogar eine unrealistisch konservative Schätzung an, kommentiert Simone Peter, Präsidentin des Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE), die Einschätzung: „Der tatsächliche Zubaubedarf Erneuerbarer Energien könnte angesichts der großen Nachfrage nach CO2-freiem Strom aus der deutschen Industrie sowie perspektivisch aus den Sektoren Verkehr und Wärme noch deutlich stärker steigen.“ Das lege das BEE-Szenario 2030 verständlich dar.

Vor dem Hintergrund dieser Strombedarfe seien die Zubaudeckel für die Bereiche Offshore-Wind und Photovoltaik selbstverständlich nicht mehr zeitgemäß. Notwendig wäre „eine Anhebung des 15-GW-Deckels für Wind auf See auf 20 GW bis 2030 sowie in der Abschaffung des 52-GW-Deckels für PV-Anlagen außerhalb des Ausschreibungsregimes.“ Zudem müsste eine Stärkung des gewerblichen solaren Eigenverbrauchs angereizt werden, damit die Energiewende auch in den Städten ungehindert Fortschritte machen könnte. na
 


Mehr zum Thema


energiezukunft