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CO2-SpeicherungForderungen nach CO2-Speichern in Deutschland alarmieren Umweltverbände

Schornstein mit Rauch vor blauem Himmel
Verfahren zur CO2-Speicherung sind in Deutschland umstritten. Doch die Bundesregierung setzt auf entsprechende Verfahren, um 2045 Klimaneutralität zu erreichen (Foto: Anne Nygård / Unsplash)

Die Carbon Management Strategie des Bundes soll den Weg bereiten, CO2 auch in Speicherstätten in Deutschland zu lagern, empfiehlt die Deutsche Energieagentur. Umweltverbände sehen in den Vorschlägen eine Gefahr für Umwelt und Energiewende.

01.09.2023 – Die Deutsche Energieagentur (Dena) fordert in ihren jüngsten Empfehlungen zur anstehenden Carbon Management Strategie (CMS) der Bundesregierung, eine geologische CO2-Speicherung auch innerhalb Deutschlands zu ermöglichen. Hierfür soll das Kohlendioxid-Speichergesetz (KSpG) von 2012 angepasst werden, um die Rechtsgrundlage für zeitnahe Standorterkundungen zu schaffen. So könnte nach langwierigen Erschließungen ab Mitte der 30er-Jahre auch in Deutschland erstes CO2 in Speichern eingelagert werden. Bis es so weit sei, solle Deutschland die Möglichkeit für CO2-Exporte in Länder mit freien Speicherkapazitäten nutzen. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) hatte die halbstaatliche Agentur beauftragt, die Vorschläge für die CMS zu erarbeiten.

Bei Carbon Capture and Storage (CCS)-Verfahren wird CO2 entweder der Atmosphäre entzogen oder bei dessen Entstehung in Industrieprozessen abgefangen und anschließend in unterirdischen Speichern eingelagert. Während international viele Unternehmen und Staaten die Technik bereits für ihre Nachhaltigkeitsstrategien nutzen, wird sie in Deutschland kontrovers diskutiert und ihr Einsatz ist verboten.

Scharfe Kritik an den Vorschlägen der Dena für die CMS kommt von Umweltverbänden. Die geplanten hohen Subventionen für das Abscheiden, den Transport und das Verpressen von CO2 begrenzten und verdrängten den Ausbau der Erneuerbaren, so Greenpeace, der Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Ein frühzeitiges Festlegen auf CCS-Technologie und -Infrastruktur berge die Gefahr, „den Handlungsspielraum für Klimaschutz zu beschränken und in die Gegenrichtung zu lenken“.

Speichern für die Klimaneutralität

Die Empfehlungen der Dena betonen die Vorteile nationaler CCS-Vorhaben. Hierzu gehörten das Erschließen zusätzlicher Speicherkapazitäten, kürzere Transportwege und potenziell geringere Kosten im Vergleich zu anderen Maßnahmen. Darüber hinaus könne Deutschland durch nationale CCS-Regulierung Umweltstandards präziser festlegen. Und die bereits im KSpG vorgesehenen Monitoringsysteme für CCS-Verfahren könnten Umweltrisiken minimieren. Es handele sich nicht um eine „Hochrisikotechnologie“, wie von Kritikern behauptet.

Während die Dena die Inbetriebnahme von CO2-Speichern in Deutschland vor 2030 aufgrund der langwierigen Erschließungsvorhaben für kaum realistisch hält, sehe die langfristige Perspektive anders aus. Ab 2045 müssten zwischen 17 und 69 Mio. Tonnen „schwer vermeidbarer“ CO2-Emissionen pro Jahr in Deutschland gespeichert werden, um Klimaneutralität zu erreichen.

Nach einem im Juni veröffentlichten Entwurf für das neue Klimaschutzgesetz sind CCS-Ziele für die Jahre 2035, 2040 und 2045 angedacht, die durch das BMWK festgelegt werden. Entsprechend treibt das Bundeswirtschaftsministerium ein neues Gesetz zur CO2-Speicherung voran und wird die Dena-Empfehlungen voraussichtlich in die entstehenden Strategien aufnehmen. Perspektivisch gilt es, einen Plan für einen Markthochlauf zu erarbeiten.

Schwer vermeidbare Emissionen definieren

Lange lag das Augenmerk der Bundesregierung hinsichtlich CCS auf der Speicherung „unvermeidbarer“ Prozessemissionen, beispielsweise aus der Zement- oder Kalkindustrie sowie der Abfallbehandlung. Die Vorschläge der Dena definieren nun jedoch auch „weitere schwer vermeidbare Emissionen“, deren Speicherung entsprechend „für eine Übergangszeit“ ebenfalls erlaubt werden sollte. So seien etwa Emissionen aus der Chemieindustrie heute technisch noch nicht vermeidbar, weshalb CCS für sie ebenfalls in Frage käme.

Dass die Dena die Anwendungsgebiete für CO2-Speicherung ausweiten will, stößt auf scharfe Kritik. Statt CCS-Maßnahmen stark zu subventionieren, müssten innovative Verfahren und Prozesse gefördert werden, die von vornherein verhindern, dass CO2 entsteht, so Greenpeace, BUND und DUH.

Umweltverbände kritisieren Empfehlungen

„Die geplante Infrastruktur für CO2-Transport- und Deponien würde ganze Industriezweige auf Jahrzehnte an den Einsatz von fossilen Energie- und Rohstoffen binden“, mahnt Antje von Brook, Geschäftsführerin des BUND. Insbesondere einer staatlichen Förderung von aus Erdgas erzeugtem Wasserstoff, bei dem das entstehende CO2 abgespalten und eingelagert wird, erteilt sie eine Absage. Sascha Müller-Kraenner von der DUH schließt sich an und befürchtet, dass den fossilen Energien und Erdgas im Besonderen durch eine irregeleitete Carbon Management Strategie „ein zweites Leben“ verliehen werde. Finn Rohrbeck


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