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Nord Stream 2Klage gegen Erdgas-Pipeline

Der Hafen von Mukran vom Wasser aus gesehen bei Dämmerung.
Der Fährhafen Mukran bei Saßnitz ist einer von vier Ostseehäfen, von denen aus die Rohre zu den Verlegeschiffen transportiert werden. (Foto: Felix Mittermeier / Pixabay)

Die Deutsche Umwelthilfe kämpft weiter gegen Nord Stream 2. Sie klagt nun auf Überprüfung der Betriebsgenehmigung für die Erdgas-Pipeline. Laut einer neuen Analyse besitzt Erdgas durch Methanaustritte eine deutlich schlechtere Klimabilanz.

11.08.2020 – Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht gerichtlich gegen Nordstream 2 vor. Sie will beim Oberverwaltungsgericht Greifswald die Überprüfung der Betriebsgenehmigung für die Erdgas-Pipeline erstreiten. Mit der Klage wird das zuständige Bergamt Stralsund aufgefordert, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu unkontrolliertem Methanaustritt zu berücksichtigen. Außerdem sollen Lecks bei Förderung, Transport und Verarbeitung geprüft werden.

„Wir sind uns sicher, dass Nord Stream 2 mit den mittlerweile vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht genehmigt worden wäre“, sagt Constantin Zerger, Leiter Energie und Klimaschutz bei der DUH. Die neuen Messmethoden für Methan-Lecks müssten jetzt zwingend berücksichtigt werden, denn damit werde belegt, dass die Pipeline klimaschädlicher sei als bisher angenommen.

Bergamt lehnte erneute Überprüfung ab

Die DUH hatte zuvor bereits die Überprüfung der Genehmigung direkt beim Bergamt Stralsund beantragt, doch diesen Antrag lehnte das Amt ab. Nun will die DUH diese Überprüfung gerichtlich erstreiten.

Die Argumente der DUH: In der Umweltverträglichkeitsprüfung von Januar 2018 wurden lediglich mögliche Methan-Austritte der Pipeline selbst bewertet. Diese Betrachtung ist jedoch unvollständig, da sie Lecks aus Förderung, Transport und Verarbeitung nicht einbezieht. Nach Auffassung der DUH dürften aber bei der Bewertung der Umweltauswirkungen von Nord Stream 2 nicht nur einzelne Abschnitte der Pipeline betrachtet werden. Jeder einzelne Abschnitt bilde vielmehr eine funktionell notwendige Einheit mit Förderung, Transport und Verarbeitung, wäre also für sich allein gar nicht betriebsfähig.

Menschengemachter Methan-Ausstoß muss sinken, nicht steigen

Methan ist Hauptbestandteil von Erdgas und bis zu 86-mal so klimaschädlich wie CO2. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sind die Methan-Emissionen der Erdgas-Förderung deutlich höher als bislang angenommen. In den USA hat dies bereits dazu geführt, dass die Methan-Emissionen der Öl- und Gasindustrie in den nationalen Inventaren um 60 Prozent nach oben korrigiert wurden.

Methan-Emissionen spielen bei der globalen Erwärmung eine wichtige Rolle. Sie stammen aus natürlichen Prozessen, aber auch aus der Nutzung fossiler Energieträger oder Viehzucht. Die Methan-Konzentrationen in der Atmosphäre waren seit Mitte der 90-er Jahre für ein Jahrzehnt relativ stabil, stiegen seit 2007 an, seit 2014 besonders stark. Die Ursachen für die Pause und den Anstieg sind von der Wissenschaft noch nicht vollständig verstanden. 

Der Weltklimarat hat in seinem 1,5-Grad-Sonderbericht aufgezeigt, dass die Methan-Emissionen bis zum Jahr 2050 im Vergleich zu 2010 um 35 Prozent geringer ausfallen müssen, wenn das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleiben soll. Zusätzlicher vermeidbarer Methanausstoß konterkariert diese Ziele. pf


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