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COP24Klimakonferenz mit Wortklauberei und Kohlestolz

Bislang nur geredet und kaum etwas beschlossen: Auf der COP24 in Kattowitz müssen nun Beschlüsse her.
Bislang nur geredet und kaum etwas beschlossen: Auf der COP24 in Kattowitz müssen nun Beschlüsse her. (Foto: © cop24.gov.pl)

Es ist Halbzeit auf der Klimakonferenz in Kattowitz. Es ist, wie eigentlich immer zu diesem Zeitpunkt, noch viel zu wenig erreicht. Die ewig gestrigen Bremser treten gestärkt auf, die Kohle liegt in der Luft. Jetzt muss über Lösungen geredet werden!

Aus Kattowitz berichtet Sebastian Scholz, Leiter Energiepolitik und Klimaschutz beim NABU Bundesverband

13.12.2018 – In diesem Jahr muss das Regelwerk zur Ausgestaltung des Pariser Klimaabkommens verhandelt werden. Außerdem müssen die Bemühungen gesteigert werden. Schon in Paris war klar, dass die nationalen Beiträge nicht ausreichen werden zur Begrenzung der Erderhitzung. Der jüngst veröffentlichte Sonderbericht des IPCC über 1,5°C Erderhitzung macht deutlich wie dringend es ist, dass Treibhausgasemissionen endlich sinken und die Klimaschutzambitionen aller Staaten deutlich steigen. Der Bericht stellt sogar einen möglichen Pfad dar, wie dieses Ziel erreichbar ist, ohne auf negative Emissionen aus großflächigen Bioenergieplantagen kombiniert mit CO2-Abtrennung zu setzen.

Das Wissen liegt auf dem Tisch

Es ist immer noch möglich diesen Pfad zu erreichen. Allerdings ist nichts weniger als eine Transformation aller Energieverbrauchssektoren notwendig. Und zwar schnell. Bereits 2030 müssen weltweit die Emissionen um knapp die Hälfte reduziert werden. Der Bericht, der übrigens während der Klimakonferenz in Paris beauftragt wurde, legt die Folgen der Klimakrise sehr drastisch dar. Selbst der Unterschied zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius Erderhitzung ist fundamental. Damit liegt den Verhandlern hier in Kattowitz viel Wissen auf dem Tisch. Man sollte meinen, es kommt endlich zur kollektiven Erkenntnis, dass nun Taten folgen müssen.

Selbstverständliches wird in Frage gestellt

Aber nein. Bis in den späten Samstagabend hinein wurde darüber gestritten, ob der Sonderbericht des IPCC begrüßt oder nur zur Kenntnis genommen wird. Die Entscheidung darüber wurde schließlich vertagt. Und es kommt noch schlimmer. Selbst die Passagen im Text zur Anerkennung der Menschrechte, der Rechte indigener Bevölkerung, Gender- und Intergenerationengerechtigkeit sowie der Erhalt der Biodiversität und der Integrität von Ökosystemen, wurden wieder in Frage gestellt.

Ewig gestrige Bremser

Es sind diejenigen, die kein Interesse an mehr Ambitionen haben. Die ewig gestrigen, die immer noch am Tropf der fossilen Energien und deren Extraktion hängen. Von denen wird nun die eigentlich notwendige Diskussion über ein Regelwerk, das keine Schlupflöcher lässt, das Klimaschutz-, Anpassungs- und Finanzierungsbeiträge vergleichbar macht, torpediert. Von denen wird nun die eigentlich notwendige Diskussion über Ambitionssteigerung verlangsamt.

Es ist diese Form der Ablenkungsstrategie, die hier geradezu in der Luft liegt. Kattowitz der Ort der Klimakonferenz, liegt im Zentrum der polnischen Kohlewirtschaft. Und wortwörtlich liegt Kohle hier in der Luft. Man riecht und sieht die Kohle hier. Denn Kohle ist in Polen nicht nur Energieträger um Strom zu erzeugen, sondern auch der wichtigste Energieträger um die Häuser zu beheizen. Darüber, dass die Luft schlecht und der Smog ein Problem ist, kann man sprechen. Über die Ursachen aber eher nicht.

Kohle ist allgegenwärtig

Ich hatte gestern ein zufälliges Gespräch mit einer polnischen Hundebesitzerin, die sich über den Smog beklagte und meinte, dass sogar das Fell ihres Hundes im Winter immer nach Kohleabgasen stinkt. Als ich sie fragte, ob sie mir Sehenswürdigkeiten empfehlen könnte, antwortete sie, dass die hiesigen Kohlemienen und -kraftwerke sehenswert seien. Allerdings würden Leute wie ich – also Mitarbeiter von Umweltorganisationen – dort nicht willkommen sein. Letzteres unterlegte meine Gesprächspartnerin mit einem hämischen Lächeln. Sie war sehr stolz auf den Kohleabbau in ihrer Heimat und machte mir deutlich, dass man über einen Kohleausstieg nicht sprechen kann, denn Kohle sei viel zu tief in der Identität der Region verankert.

Nicht zufällig hat die polnische Konferenzleitung das Thema „Just Transition“ in den Vordergrund rücken wollen. Allerdings ohne nennenswerten Erfolg. Auf internationaler Ebene ist längst klar, dass ein gerechter Übergang in eine Zeit ohne Kohle nicht nur gerecht für diejenigen sein muss, die derzeit vom Kohleabbau leben, sondern auch für diejenigen, deren Lebensgrundlage von den Folgen des Klimawandels bedroht werden.

Über Lösungen reden!

Es ist also in Polen so ähnlich wie auf der Konferenz: Wir kennen die Probleme und sogar die Lösungswege, es wird aber nicht darüber gesprochen. Bleibt zu hoffen, dass sowohl in Kattowitz als auch auf der COP24 möglichst schnell ein Sinneswandel eintritt und endlich über Lösungen gesprochen wird. Denn die Zeit ist knapp. Es sind nur noch 12 Jahre bis 2030 und dann muss die große Transformation längst auf dem Weg sein.


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