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Ukraine-KriegNukleare Sperrzone für AKW gefordert

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Auch im abgeschalteten Zustand müssen Atomreaktoren weiter gekühlt werden. (Bild: Artem_Apukhtin / pixabay)

Europas größtes AKW steht in umkämpftem Gebiet in der Ukraine. Nun wurde der letzte Reaktor von Saporischschja heruntergefahren. Doch die Gefahr besteht weiter. Die Internationale Energieagentur fordert eine nukleare Sperrzone rund um Saporischschja.

15.09.2022 – Die Gefahr einer Nuklearkatastrophe im Süden der Ukraine ist seit Monaten präsent. Nun wurde der letzte Reaktor von Europas größtem Atomkraftwerk vom Netz genommen. Entwarnung bedeutet das noch nicht. Das von russischen Truppen besetzte AKW ist weiter auf Kühlung angewiesen und bleibt eine Gefahr.

Experten stellen Schäden am AKW fest

Anfang September gewährte Russland Experten der Internationalen Atomenergieagentur (IEA) nach monatelangem Warten Zugang zu Europas größtem Atomkraftwerk. Russland und die Ukraine hatten sich zuletzt gegenseitig beschuldigt, Angriffe auf und um das AKW zu fahren. Internationalen Medienberichten zufolge ist es wahrscheinlich, dass Russland hinter den Angriffen steht.

Die Untersuchungsergebnisse waren laut den Experten alarmierend. Die IEA-Delegation stellte Schäden nahe aller sechs Reaktoren fest und auch die Lagerstätten von nuklearem Abfall waren betroffen. Das ukrainische Personal habe das AKW nach wie vor weiterbetrieben, sei jedoch unterbesetzt und arbeite unter nicht zumutbaren Bedingungen. Dies verschärfe die ohnehin große Gefahr eines Unfalls. Der Kraftwerksbetreiber hatte über die vergangenen Wochen immer wieder vor einem möglichen Austreten von radioaktiver Strahlung gewarnt. Die IEA forderte ein Ende der Kampfhandlungen um das AKW.

Umkämpftes AKW in der Ukraine vom Netz genommen

Der letzte von Saporischschjas sechs Reaktoren wurde nun heruntergefahren. Das teilte der Betreiber Energoatom Ende vergangener Woche mit. Möglich war dies nur, weil das AKW wieder an das ukrainische Stromnetz angeschlossen ist. In den vergangenen Wochen hatten Kampfhandlungen die Leitungen nach Saporischschja beschädigt. Nun ist das AKW wieder über zwei Leitungen mit dem Stromnetz verbunden. Doch die Gefahr bleibt.

Ohne die Netzverbindung war und wäre das AKW auf Eigenstromversorgung angewiesen. Der letzte Reaktor wurde bisher weiterbetrieben, um die notwendige Kühlung des verbliebenen Brennmaterials zu gewährleisten. Bei einem vollständigen Stromausfall müsste das AKW mit Dieselgeneratoren versorgt werden, die ein noch höheres Ausfallrisiko darstellen.

Reaktoren müssen weiter gekühlt werden

Die Reaktorblöcke des AKW werden zurzeit in eine sogenannte Kaltabschaltung überführt. Der Begriff hält allerdings kaum, was er verspricht. Denn eine Kaltabschaltung bedeutet nur, dass die Temperatur des Reaktors unter dem Siedepunkt liegt. Es muss noch über Jahre weiter Wasser durch den Reaktorkern befördert werden, um das Brennmaterial ausreichend zu kühlen. Ohne Kühlung würde sich die Kernreaktion unkontrolliert fortsetzen und eine Kernschmelze riskiert. Notwendig sind deshalb Strom für elektrische Pumpen und Wasser. Eine weitere Beschädigung der Infrastruktur rund um das Kraftwerk könnte katastrophale Folgen haben.

Auch im „abgeschalteten“ Zustand bleiben Kernkraftwerke hochgefährlich. Das AKW Saporischschja ist dabei keine Ausnahme. Die IEA fordert deshalb eine nukleare Sperrzone rund um das Kernkraftwerk. jb


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