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Klimaziele Down UnderSydney baut seine erneuerbare Energieversorgung weiter aus

Solarmodul mit Geschenkschleife an einem Strand vor der australischen Hauptstdt Sydney. Die christliche Organisation Common Grace schenkte der damaligen Regierung unter Tony Abbott zwölf Solarpanels für das Kirribilli-Haus, Sitz des Premiers in Sydney
Australien springt spät auf die solare Welle: Solar-Geschenk am Strand von Manly., symbolische Übergabe. Die christliche Organisation Common Grace schenkte der damaligen Regierung unter Tony Abbott zwölf Solarpanels für das Kirribilli-Haus, Sitz des Premiers in Sydney. Der Premier lehnte zunächst ab. Das Geschenk wurde über Crowdfunding finanziert und sollte Politik und Bürger für die Energiewende begeistern. (Foto: Kate Ausburn / Flickr / CC BY 4.0)

Weltgrößter Kohleexporteur Australien reitet noch nicht so lange auf der solaren Welle, holt aber zügig auf. In zentralen Bezirken von Sydney steigt die Erneuerbare Energieversorgung jetzt auf 100 Prozent. Solar- und Windparks machen es möglich.

15.07.2020 – Im Februar letzten Jahres hatten Richter in Australien einem geplanten Braunkohletagebau die Abbaugenehmigung untersagt und dafür die Globale Erwärmung als Teil der Urteilsbegründung angeführt. Doch das Land gilt immer noch als größter Kohleexporteur: 32 Prozent der weltweit exportierten Kohle stammte 2019 aus Australien.

Die uralten Kohlemeiler im Land könnten indes bald stillgelegt werden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, vor allem Solar- und Windenergie, hat sich in den letzten Jahren verstärkt. Spät, aber deutlich wird dem sonnenreichen Land klar, dass die Nutzung der Sonnen- und Windenergie eine echte wirtschaftliche Alternative zu fossilen Energieträgern ist. Der Kontinent ist ideal geeignet: Hohe Sonneneinstrahlung durch Äquatornähe, an vielen Stellen kräftige und stabile Winde und dazu jede Menge Platz.

So sprach die Regierung im letzten Jahr das Ziel aus, bis Ende 2020 den Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch auf 23,5 Prozent zu erhöhen. Seitdem steigt der Anteil rasch an. Laut Schätzungen von Wissenschaftlern könnte – wenn es so weiterginge – bis zum Jahr 2024 ein Anteil von 50 Prozent und ab 2032 sogar eine annähernde Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien möglich sein.

Ökostrom produzieren – und speichern. Tesla-Chef Elon Musk hat in Australien einen Riesenspeicher bauen lassen

Nachdem Solartechnik immer günstiger wurde, haben sich vor allem viele australische Bürger eine PV-Anlage aufs eigene Hausdach gesetzt, um selbst Solarstrom zu erzeugen und häufig auch zu speichern und selbst zu nutzen. Speicher vor Ort sind in dem großflächigen und dünnbesiedelten Land wichtig, denn die Entfernungen sind weit.

2017 hatte Tesla-Chef Elon Musk in Australien die bis dahin weltweit größte Lithium-Ionen-Batterie in der Nähe der australischen Stadt Jamestown in Südaustralien errichten lassen. Die Regierung hatte das Projekt ausgeschrieben, denn das Land kämpft mit temporären Stromausfällen. Die Anlage speichert Energie aus einem nahgelegenen Windpark.

Häufig wechselnde Regierungschefs haben Australiens Energiewendepolitik ausgebremst, viele Bundesstaaten haben sich daraufhin selbst ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Zumal das Land mit Hitze, Dürre und Extremwettern bereits stark vom Klimawandel betroffen ist. Synergien von Stadt und Land bei der Energiewende nutzen

Im Jahr 2019 war Sydney eine von 43 Städten weltweit, die von der NGO Carbon Disclosure Project für ihre Klimapolitik ausgezeichnet wurden. Die Stadt zeigt sich nun auch vorbildlich in Sachen Energiewende. Einige Bezirke der Stadt Sydney, dazu zählen das zentrale Geschäftsviertel und die umliegenden Viertel der Innenstadt, wird nun zu 100 Prozent mit Erneuerbarer Energie betrieben, meldete die australische Regierung. Damit will die Stadt ihr Ziel erreichen, die Emissionen bis 2030 sechs Jahre früher als vorgesehen um 70 Prozent zu senken. Die Umstellung könnte schätzungsweise eine halbe Million Dollar und 200.000 Tonnen CO2-Emissionen für die kommenden zehn Jahre einsparen.

Zwei Solarparks und ein Windpark im Bundesstaat New South Wales im Südosten Australiens sollen alle städtischen Gebäude und öffentliche Einrichtungen mit Ökostrom versorgen: 115 Gebäude, Sportanlagen und Lagerstätten, dazu 75 Parks und rund 23.000 Straßenlaternen. Die Stadt hat dazu einen Vertrag mit dem Stromversorger Flow Power abgeschlossen. Das werde nicht nur Australiens Klimaziele voranbringen, versprach Oberbürgermeister Clover Moore, sondern auch Arbeitsplätze schaffen, vor allem an den Standorten der Solarparks bei Wagga Wagga und Nowra sowie dem Sapphire-Windpark in der Nähe von Inverell.

Gute Energie für die Stadt und Wertschöpfung vor Ort

Nicht nur Sydney profitiert von ökologischer Energieversorgung, mit dem Abkommen sollen vor allem auch Kommunen und regionale Gemeinschaften gestärkt werden, die eine zunehmend wichtige Rolle bei der Energieversorgung des Staates spielen, so die Akteure. Mit der Investition der Stadt Sydney in den Regionen von North South Wales – ein Landstrich, der im letzten Jahr von verheerenden Waldbränden betroffen war – soll die Rolle der Region als zukünftiges Zentrum für Erneuerbare Energien auch wirtschaftlich gestärkt werden

Die Bomen Solar Farm mit einer Leistung von 120 Megawatt gehört dem in Australien notierten Unternehmen Spark Infrastructure. Es ist eines der ersten Projekte in Australien, bei dem bifaziale Solarmodule verwendet werden. Zudem kann sich jedes Solarpanel im Laufe des Tages nach Sonnenstand ausrichten – also maximale solare Ausbeute.

Beim Shoalhaven-Solarpark bei Nowra arbeitet das Energieunternehmen Flow Power mit der Energiegemeinschaft „Repower Shoalhaven“ vor Ort zusammen, einem gemeinnützigen Unternehmen, das Solarprojekte entwickelt. Nach Fertigstellung soll der 3-Megawatt-Solarpark genug Energie erzeugen, um rund 1.500 Haushalte mit Strom zu versorgen.

Der Sapphire Wind Park in der Nähe von Inverell ist der größte Windpark in New South Wales mit einer Leistung von 270 Megawatt und kann in Zukunft rund 115.000 Haushalte mit Strom versorgen.

Inspiration Energiewende

Vor allem die Städte seien für 70 Prozent der Emissionen verantwortlich, so Bürgermeister Moore. Sydney müsse daher dringend weitere Klimaschutzmaßnahmen ergreifen. Energieversorger und Bürgermeister hoffen nun, dass sich weitere Städte landesweit sowie große australische Unternehmen von der Umstellung Sydneys auf Erneuerbare Energien inspirieren lassen. Der australische Softwarekonzern Atlassian arbeitet bereits an der Umsetzung: In Sydneys City will das Unternehmen für 4.000 seiner Mitarbeiter das höchste Hybrid-Holzgebäude der Welt bauen lassen. Die neue Firmenzentrale will dann ausschließlich Erneuerbare Energien nutzen. na


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