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Verlust der BiodiversitätArtensterben – Made in Germany

Zwei Schweinswale in der Ostsee
Bald nur noch im Aquarium? In der Ostsee zählt der Schweinswal bereits zu den stark bedrohten Tierarten. (Foto: Von Ecomare/Sytske Dijksen – Ecomare / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0)

Das große Artensterben ist weltweit im Gange. Auch in Deutschland geht es etlichen Tierarten bald an den Kragen. Durch intensive Land- und Forstwirtschaft, Ausbau der Infrastruktur sowie Umweltverschmutzung verlieren die Tiere ihre Lebensgrundlagen.

10.10.2020 – Wenn Insekten oder anderes Kleingetier von der Erde verschwinden, kümmert das die meisten Menschen wenig. Wenn aber allseits beliebte Tierarten vom Aussterben bedroht sind, löst das bei den meisten Menschen doch Bedauern aus und mancher kommt ins Grübeln. Zehntausende Tierarten sind weltweit vom Aussterben bedroht, über 120.000 Tier- und Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) und gelten somit als gefährdet.

Der aktuelle Bericht des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) und des Rote-Liste-Zentrums (RLZ) macht nun deutlich, dass auch in Deutschland eine Reihe Tierarten auf der roten Liste stehen. Knapp ein Drittel aller Säugetierarten ist demnach hierzulande in ihrem Bestand gefährdet. Im Rahmen der Studie haben die Naturschützer die Bestandssituation und das Ausmaß der Gefährdung für 97 in Deutschland heimische Säugetiere ermittelt und mit früheren Daten verglichen. Demnach hat sich der Zustand vieler Tierbestände im Laufe der letzten zehn Jahre deutlich verschlechtert.

Zu den bedrohten Arten gehören laut Bericht bspw. Feldhase, Gartenschläfer und Iltis sowie die Bechsteinfledermaus. Bereits vom Aussterben bedroht sind Feldhamster und Luchs. Extrem selten sind Steinbock und Schneehase. Im Meer sind Schweinswal und Zwergwal stark bedroht. Insgesamt sei bereits die Hälfte aller Säugetierarten bestandsgefährdet, sehr selten oder bereits ausgestorben, heißt es im Bericht. Vom Aussterben bedroht seien rund sieben Prozent aller untersuchten Säugetiere.

Für die Tiere wird es zunehmend enger. Der Mensch greift immer stärker in deren Lebensräume ein – mit teils verheerenden Auswirkungen. Die Intensivierung der Landwirtschaft mit Übernutzung von Böden, Dünger und Pestizideinsatz, die Ausweitung des Maisanbaus und anderer Energiepflanzen verschlechtern die Lebensbedingungen im Offenland zunehmend. Straßen, Schienen und Zäune zerschneiden Grünflächen und Wälder, die menschliche Infrastruktur kennt kaum Grenzen; dazu kommen Umweltverschmutzung und Lärmeintrag. Die Fledermaus bspw. ist auf baumhöhlenreiche alte Laubbaumbestände angewiesen und daher von der forstlichen Nutzung alter Waldbestände betroffen. Feld- und Waldtiere verfangen sich in Verdrahtungen von Zäunen und finden nicht mehr genügend Nahrung. In den Meeren verenden Schweinswale in Stellnetzen, Wasserverschmutzung und Unterwasserlärm, bspw. durch die Schifffahrt, setzen den Tieren weiter zu. In der Ostsee gelten die Wale bereits als „vom Aussterben bedroht“.

Für einige Tierarten gibt es dagegen Hoffnung. Dazu zählen Wildkatze und Fischotter oder auch die Atlantische Kegelrobbe. Maßnahmen im Bereich Natur- und Umweltschutz hätten hier gegriffen, so die Studienautoren. Um ein Aussterben heimischer Tierarten zu verhindern, sollten die Bundesländer vermehrt geeignete Verwaltungsstrukturen für den Schutz und die Bestandsbeobachtung der Säugetiere schaffen, so wie sie in einigen Regionen für die Fledermäuse in Form von Koordinationsstellen bereits eingerichtet wurden – das ist eine der Empfehlungen der Naturschützer. Wenn nichts unternommen wird, werden wir uns sonst von Feldhamster, Schweinswal und Co. bald verabschieden müssen. na


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