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WaldkriseBaumsterben im deutschen Wald

Braune Wälder
Braune Baumkronen, ein schlechtes Zeichen für die Waldgesundheit. (Bild: Colin Behrens / pixabay)

Die Klimakrise ist auch eine Waldkrise. Eine Greenpeace-Studie untersucht die deutschen Wälder im Hitzestress. Besonders Nadelbäumen machen steigende Temperaturen zu schaffen. Vitale Wälder regulieren Temperatur und Wasserhaushalt der Landschaft.

18.11.2021 – Die Studie Der Wald in Deutschland auf dem Weg in die Heißzeit untersucht im Auftrag von Greenpeace die Gesundheit von Wäldern, Baumbeständen und Gehölzen in Deutschland. Pierre Ibisch vom Centre for Economics and Ecosystem Management an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde hat die Waldschäden in Deutschland in den Extremsommern 2018 bis 2020 analysiert. Durch ungewöhnlich starke Hitzewellen brachen ab 2018 Baumbestände in ganz Deutschland zusammen.

Waldschäden bestimmen

Die Greenpeace-Studie wertete frei verfügbare Satelliten-Daten hinsichtlich aussagekräftiger Merkmale zur sogenannten Waldvitalität aus. Für die Bestimmung der Vitalität wurde unter anderem der Zustand der Baumkronen anhand ihrer Grüne und Laubdichte beurteilt und mit Faktoren wie Temperatur und Wasserverfügbarkeit abgeglichen. Zwischen 2018 und 2020 wiesen sieben Prozent der betrachteten Waldflächen deutliche Schäden auf, 1 Prozent davon schwere Schäden. Letzteres bedeutet in vielen Fällen, dass ein Großteil der Bäume abgestorben ist. Besonders Monokulturen von Nadelwäldern sind stark betroffen. Wenig bewirtschaftete Laubmischwälder sind hingegen am widerstandsfähigsten.

Doch nicht erst die Extremsommer 2018 bis 2020 haben den Wäldern geschadet. Kombinationen aus Forstwirtschaft, Monokulturen und Klimawandelfolgen wie Extremwetter setzen den deutschen Wäldern seit Jahren immer mehr zu. Rückblickend wiesen bereits zwischen 2013 und 2020 fünfzehn Prozent der Baumbestände einen Vitalitätsverlust auf.

Wälder stabilisieren das regionale Klima und den Landschaftswasserhaushalt vor Ort in erheblichem Maße. Vitale Wälder kühlen die Landschaft. Geht es den Wäldern hingegen nicht gut, so führt dies zu weiterer Erwärmung und Hitzestress der Umgebung sowie einer möglichen Negativspirale des Regenkreislaufs.

Transparenz schaffen

Deutschland gehört mit rund 32 Prozent Waldfläche zu den waldreichsten Gebieten Europas. Doch die vorhandenen Wälder seien größtenteils in einem sehr naturfernen Zustand, so Ibisch. Die Studie weist darauf hin, dass Waldbestände von den verantwortlichen Institutionen bisher nicht ausreichend analysiert werden. Der Fokus liege zu einseitig auf Klimawandelschäden und beziehe die Folgen der Forstwirtschaft nicht mit ein. Zudem würden vorhandene Technologien zum jährlichen Erheben der Daten des Waldzustands nicht ausreichend genutzt, was zu unnötiger Intransparenz führe. Eine klare Datenlage sei jedoch wichtig, um wirksame Strategien für den Waldschutz zu entwerfen.

Fast die Hälfte der 11,4 Millionen Hektar Waldfläche in Deutschland ist in Privatbesitz. Auch die Forstwirtschaft in Deutschland ist größtenteils in privater Hand, was Waldbesitzern eine nicht unbedeutende politische Lobby verschafft. Laut Ibisch wurden in den letzten Jahren nicht unerhebliche Beträge öffentlicher Gelder an private Waldbesitzer ausgeschüttet, um Waldschäden zu regulieren. Es wurde jedoch nicht ausreichend geprüft, ob und wie damit der Waldgesundheit geholfen wird. Auch hier müsse mehr Transparenz geschaffen werden, um gezielter ökologische Waldwirtschaft zu fördern.

Denn für Umwelt und Gesellschaft zählt vor allem die Ökosystemleistung des Waldes. Ibisch weist zudem darauf hin, dass der Wald als Erholungsraum und sein positiver Effekt auf die Gesundheit der Bevölkerung nicht unterschätzt werden sollte. jb


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