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Feinstaub und StickoxideDreckige Stadtluft macht das Coronavirus noch gefährlicher

EIn Bild verstopfter Straßen in Rom, voller Busse und Autos in Häuserschluchten.
So sah es in Rom lange aus. Nun ist das öffentliche Leben auch dort zum erliegen gekommen. (Bild von wal_172619 auf Pixabay)

Besonders gefährdet durch das Coronavirus sind Menschen mit Vorerkrankungen. Und die gibt es vor allem in Städten mit hoher Luftverschmutzung. Nun sorgt die Coronapandemie für saubere Luft in urbanen Räumen. Doch der Schaden ist längst angerichtet.

17.03.2020 – Ob Bluthochdruck, Diabetes oder Atemwegserkrankungen, die schlechte Luft in Städten sorgt für vielerlei Erkrankungen, die die Menschen schwächt. Besonders fatal ist dies in Zeiten der Coronakrise. Menschen mit Vorerkrankungen gehören zu den gefährdetsten Personengruppen und können an dem Virus schwer erkranken. Dabei verlaufen die Krankheiten zum Teil tödlich. Vor allem der städtische Verkehr sorgt für schlechte Luft und kranke Menschen. Auch neueste Fahrzeuge weisen noch immer hohe Feinstaub- und Stickoxidwerte auf.

Die European Public Health Alliance (EPHA) warnte gestern, dass bereits bei der SARS Epidemie 2003 sehr viel mehr Menschen in Städten starben. Dabei verweist die EPHA auf eine entsprechende Studie, wonach Patienten bereits in Gegenden mit gemäßigter Luftverschmutzung ein 84 Prozent höheres Risiko hatten zu sterben als in Umgebungen mit niedriger Luftverschmutzung.

Wenn wir es schaffen die Luftverschmutzung zu vermindern, können wir den gefährdetsten Menschen helfen – jetzt und bei möglichen zukünftigen Pandemien.

Zwar habe sich die Luftqualität der Städte in den letzten Jahren verbessert, aber vor allem Dieselfahrzeuge blieben ein riesiges Problem, sagte Sara De Matteis, Professorin an der Cagliari Universität in Italien und Mitglied des EPHA Komitees. „Patienten mit chronischen Vorerkrankungen, hervorgerufen durch die jahrelange Luftverschmutzung, sind weniger in der Lage Lungeninfektion wie Covid-19 zu bekämpfen und sterben öfter. Wenn wir es schaffen die Luftverschmutzung zu vermindern, können wir den gefährdetsten Menschen helfen – jetzt und bei möglichen zukünftigen Pandemien“, so De Matteis.

Einer der Hotspots für Luftverschmutzung war bislang Norditalien – Epizentrum der aktuellen europäischen Pandemie. Gegen einige Städte in der Region führt die Europäische Union bereits Gerichtsverfahren aufgrund zu hoher Stickoxidwerte. Doch seit das öffentliche Leben in Norditalien praktisch zum erliegen gekommen ist, verzeichnen Messstationen einen erheblichen Rückgang der Feinstaub- und Stickoxidwerte.

Der staatlich angeordnete Shutdown sorgt inzwischen in ganz Italien für leere Straßen. Die Menschen sind angehalten nur noch für die notwendigsten Dinge das Haus zu verlassen. Mehr als 20.000 Infizierte und über 1.800 Tote aufgrund des überlasteten Gesundheitssystems sorgen für die drastischen Maßnahmen. Auch ein weiteres Epizentrum, die spanische Hauptstadt Madrid, gleicht inzwischen einer Geisterstadt.

Regierungen hätten der Luftverschmutzung bereits viel früher entgegenwirken müssen.

Die aktuell sauberere Luft von Mailand bis Madrid indes wird den Menschen, die bereits an Vorerkrankungen leiden, wenig helfen im Kampf gegen das Coronavirus. Der Schaden sei bereits angerichtet, sagte Sascha Marschang, Generalsekretär der EPHA. „Regierungen hätten der Luftverschmutzung bereits viel früher entgegenwirken müssen. Aber sie haben jahrelang die Wirtschaft bevorzugt, indem sie zum Beispiel nicht hart genug gegen die Autoindustrie vorgegangen sind. Wenn die Krise einmal vorüber ist, sollten die Verantwortlichen in der Politik Maßnahmen beschleunigen, um dreckige Autos von den Straßen zu bekommen“, so Marschang. mf   


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