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AtommüllGefährliche deutsche Zwischenlager

Ein Schild von Aktivisten, dass auf Atommüll in hundert Meter Entfernung hinweist.
Wie hier in Ahaus, machen Aktivisten wiederholt auf gefährliche Zwischenlager für Atommüll in der unmittelbaren Nachbarschaft aufmerksam. (Bild: Bündnis 90/die Grünen NRW, flickr.com, CC BY-SA 2.0)  

Die Bundesregierung spielt mit dem Feuer. Es fehlen Genehmigungen, Sicherheitskonzepte und Untersuchungen zu langfristigen Auswirkungen des Atommülls in Zwischenlagern. Gleichzeitig gestaltet sich die Endlagersuche schwierig.

04.09.2020 – Die Situation deutscher Zwischenlager für Atommüll ist hochproblematisch. Das legt eine Studie des Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) nahe. Demnach versäumt es die Bundesregierung für eine sichere Lagerung der hochradioaktiven Brennelemente zu sorgen. Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender erklärt dazu: „Die konzeptlose Zwischenlagerung des Atommülls in Deutschland gefährdet Mensch und Natur. Dieses brisante Thema wird von der Politik schon viel zu lange verschleppt, weil sich niemand daran die Finger verbrennen will.

An insgesamt 16 Zwischenlagern in Deutschland lagern aktuell abgebrannte Brennelemente. Für zwei fehlen die Genehmigungen. In Jülich ist die bisher erteilte Genehmigung seit 2013 nicht mehr gültig. Es fehlen vor allem Nachweise für Erdbebensicherheit. In Brunsbüttel wurde die dortige Genehmigung für das Zwischenlager wieder aufgehoben. Es bestehen begründete Zweifel an den Sicherheitsnachweisen.

Und nicht nur dort, auch die anderen Zwischenlager weisen, laut Studie des BUND, gravierende Mängel auf. So bestehen erst für 10 von 16 Lagern weitreichendere Sicherheitsstandards gegen Einwirkungen von außen – wie etwa Terrorangriffe. Ein Problem, das indes alle Zwischenlager betrifft, sind fehlende Untersuchungen zur langfristigen Lagerung des Atommülls.

Überprüfung: „absolut unzureichend“

Laut Oda Becker, Expertin für nukleare Risiken und Studienautorin, wirkt sich die Lagerung des Atommülls mit zunehmender Dauer negativ auf die Sicherheit aus. Es ist in Deutschland jedoch nicht vorgeschrieben, den Zustand der gelagerten Brennstäbe und ihrer Behälter zu überprüfen. Einzig rechnerische Nachweise werden zur Sicherheit geführt. „Das ist absolut unzureichend“, so Becker. Vor allem die Behälter altern und können damit Problemen für die Sicherheit der darin gelagerten Brennstäbe verursachen.

Gravierend kommt hinzu: Wie lange der Atommüll noch in den Zwischenlagern verbleiben muss, ist unklar. Genehmigungen der aktuellen Lager sind auf 40 Jahre begrenzt und enden zwischen 2034 und 2047. Laut Plänen des Bundesumweltministeriums kann aber frühstens 2050 mit der Endlagerung atomarer Abfälle begonnen werden. 2070 wäre diese erst abgeschlossen. Der BUND und andere warnen jedoch, dass die Endlagerung hoch-radioaktiven Abfalls möglicherweise erst im kommenden Jahrhundert beginnen könnte.

Schwierige Endlagersuche

Denn die Suche nach einem passenden Standort gestaltet sich schwierig. Bisherige Versuche, wie beim Atomülllager Asse II, sind gescheitert. Ab 1965 wurde dort zu Forschungszwecken Atommüll gelagert. Es sollte erkundet werden, in welcher Form in Salzstein der hochgefährliche Müll eingelagert werden kann und ob das ehemalige Salzbergwerk im niedersächischen Wolfenbüttel als Endlager geeignet ist.

Zwischen 1967 und 1978 verschwanden in Asse II fast alle in Westdeutschland angefallenen radioaktiven Abfälle. Doch seit Ende der 1980er Jahre ist klar, dass Wasser in das Bergwerk eintritt. 13.000 Liter laufen jeden Tag hinein. Noch immer lagern 126.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll sowie chemischen Abfällen in Asse II – Bergung ungewiss.

Ein Endlager für hoch-radioaktiven Abfall in Gorleben wurde aufgrund von Protesten und geologischer Unsicherheiten vorerst wieder verworfen. Bislang wird einzig ein Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle gebaut – der Schacht Konrad im stillgelegten Eisenerz-Bergwerk bei Salzgitter.

Seit 2017 trägt die Bundesgesellschaft für Endlagerung mögliche Gebiete zusammen, wo potenziell ein Endlager für hochradioaktive Abfälle stehen könnte. Am 17. Oktober wird die Gesellschaft dazu einen ersten Zwischenbericht abliefern. Gegenwind aus den dann genannten Regionen ist vorprogrammiert. Zumindest das Versprechen des Bundes ist da, dass die Suche nach einem geeigneten Standort möglichst transparent und unter Beteiligung der Bürger stattfinden soll.

Das fordert der BUND auch für das Problem der Zwischenlager. Denn sichere Zwischenlager scheinen noch für lange Zeit nötig. Bis das letzte Atomkraftwerk in Deutschland 2022 schließt, fallen insgesamt etwa 10.500 Tonnen hoch radioaktiver Abfälle an, die für tausende Jahre sicher verwahrt werden müssen und dabei zumindest noch für einige Jahrzehnte in Zwischenlagern. mf


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