Plastikentsorgung: Giftige Stoffe, auf ewig unter der Erde
Ein Großteil des deutschen Plastikmülls landet in Müllverbrennungsanlagen. Der dabei entstehende hochgiftige Feinstaub wird zurückgehalten und anschließend tief in der Erde gelagert und konserviert. Die langfristigen Folgen könnten verheerend sein.
31.08.2018 – „Alles, was man zu Hause nicht trennt, sondern in die Restmülltonne schmeißt, das geht hier ins Feuer“, erklärt Andree Möller, von der Stadtreinigung Hamburg und Betreiber einer Müllverbrennungsanlage gegenüber dem Spiegel. Eine stoffliche Verwertung, wie bei der gelben Tonne, wird nicht vorgenommen. Doch auch ein Großteil der gelben Tonne landet im Ofen. Denn für viele Plastikstoffe existieren noch keine ausgereiften Recyclingtechniken. Daher werden diese am Ende verheizt.
Die dabei entstehenden Rauchgase sind durchsetzt von hochgiftigen Feinstäuben, die nicht in die Atmosphäre abgelassen, sondern mit Filteranlagen zurückgehalten werden. Zwar wird dadurch die Umwelt nicht direkt mit schädlichen Abgasen verpestet, doch wohin mit den hochgiftigen Rückständen? Meist landen diese in Säcken verpackt in Salzbergwerken. Unter dem Pseudonym der Abfallverwertung werden die Säcke zur Auffüllung von Hohlräumen genutzt, die durch den Salzabbau entstehen. Kleinere Zwischenräume werden dann wiederum mit Salz aufgefüllt. Luft- und Wasserdicht von der Umgebung abgeschlossen, wird das Plastik so für die Ewigkeit ohne Zersetzungsprozess konserviert.
Ein ökologischer Albtraum
Für Henning Wills vom Wuppertal Institut und Experte für Kreislaufwirtschaft ein ökologischer Albtraum. „Wir tun hier so, als hätten wir das Problem komplett gelöst. Wir tun hier so, als hätten wir das Problem komplett gelöst.Es bleibt zwar nur eine kleine Menge vergleichsweise übrig, die wir aber für die nächsten Generationen im Auge behalten müssen, damit sie nicht zu schwerwiegenden Problemen für die Menschen führen“, so Wills im Spiegel. Denn bei Lecks könnten die giftigen Stoffe in das Grundwasser gelangen, und so über die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme am Ende doch in den Organismus von Mensch und Tier.
Und das Problem ist kein kleines. Alleine in einem hessischen Bergwerk werden pro Tag 2000 Tonnen der giftigen Abfallprodukte angeliefert und 800 Meter unter der Erde gelagert und konserviert. Anstatt sich auf der vermeintlichen Vorreiterrolle des Recyclingweltmeisters auszuruhen, sollte Plastikvermeidung für die Bundesregierung oberstes Ziel sein, erklären Grüne Spitzenpolitiker in einem gemeinsamen Aktionsplan. Zwar ist die Recyclingquote für Plastik mit 42 Prozent in Deutschland vergleichsweise hoch, doch mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 37,6 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr, liegt Deutschland europaweit in der Spitzengruppe.
Das Ziel: Plastikvermeidung
Daher fordern Anton Hofreiter, Bettina Hoffmann und Co. das Aufkommen an Verpackungsabfall bis 2030 zu halbieren, und eine Abgabe auf besonders schädliche Wegwerfprodukte wie Plastiktüten, Coffee-to-go-Becher oder Take-away-Essensverpackungen einzuführen. Um die umweltschädliche Verbrennung von Plastik möglichst zu beenden, sollen ebenfalls bis 2030 alle Kunststoffprodukte recyclingfähig sein und zu mindestens 50 Prozent aus wiederverwerteten Stoffen bestehen.
Dafür müssten die Subventionen für Forschung und Innovation von Recycling und Kreislaufwirtschaft gesteigert werden, die gleichzeitig durch die Wegnahme indirekter Subventionen in die Plastikindustrie freigemacht werden könnten. Das Aktionspapier der Grünen rechnet vor, dass der Staat aktuell 780 Millionen Euro jährlich verliert, da – anders als bei der Energieerzeugung – bei der stofflichen Nutzung von Erdöl und Erdgas für die Herstellung von Plastik keine Energiesteuer anfällt. mf