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KlimaschutzGrüne fordern Umstieg von Erdgas zu grünem Gas

Grüner Tankzapfen an einer Gastanksäule für Autos
Gas tanken – aber bitte grün! (Foto: Pixabay / Free License)

Der Kohleausstieg darf nicht zur Mehrnutzung von Erdgas führen, warnen die Grünen im Bundestag. Neben dem Ausbau Erneuerbarer Energien müsse daher hinsichtlich Klimaschutz grünes Gas die Bedarfslücke füllen. Subventionen müssen umverteilt werden.

24.01.2020 – Nach dem Beschluss zum Kohleausstieg freut sich die Gasindustrie, denn die Bundesregierung setzt nun darauf, dass dafür mehr Energie aus Erdgas gewonnen wird. Das ist allerdings nicht weniger klimaschädlich als andere fossile Brennstoffe. Neben dem Ausbau Erneuerbarer Energien müsse man daher hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes nun auch konsequent auf „grüne Gase“ umsteigen, fordern die Grünen im Bundestag. Dabei könnten Wasserstoff und synthetisches Methan fossiles Erdgas schrittweise ersetzen. Zur nachhaltigen Herstellung braucht es mehr Erneuerbare Energien. Und gleichzeitig muss der Verbrauch gesenkt werden.

Raus aus der Kohle, aber auch weg vom Erdgas

„Der lange überfällige Kohleausstieg darf nicht dazu führen, dass wir als nächstes in die Erdgas-Falle tappen“, warnt die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Julia Verlinden. Eine Energiewende beinhalte auch eine Gaswende – das bedeute, fossiles Erdgas so schnell wie möglich durch „grüne Gase“ zu ersetzen. „Gleichzeitig müssen die Erneuerbaren Energien deutlich schneller ausgebaut werden, damit zusätzlich zum Strombedarf der Bedarf an synthetischen Gasen gedeckt werden kann.“ Gas müsse daher sparsamer und effizienter genutzt werden.

Grünes Gas – wie geht denn das?

Die Agentur für Erneuerbare Energien hatte im Auftrag der Grünen Klimaschutz-Szenarien daraufhin untersucht, was sie für den Gasbedarf bedeuten. Der Gasbedarf in Deutschland werde deutlich sinken, heißt es in der Metastudie. „So reduziert sich der Primärenergieverbrauch von Gas bis 2030 bereits um 30 bis 40 Prozent, bis 2050 um 70 bis 80 Prozent“, heißt es im Bericht.

Das klingt gut. Aber wo lässt es sich einsparen?

Vor allem im Bausektor gebe es großes Einsparpotenzial. Im Wohnungsbau liegen Erdgasheizungen noch ganz mit vorn bei der Wahl der Wärmeversorgung. Sie werden sogar noch mit subventioniert. „Der Umbau unserer Gasversorgung bedeutet auch, dass Technologien und Infrastrukturen, die ausschließlich auf fossiles Erdgas ausgerichtet sind, nicht länger subventioniert werden dürfen“, fordern deshalb die Bundestags-Grünen.

Gebäude könnten dank verbesserter Energieeffizienz künftig größtenteils ohne Gas auskommen. „Klassische Gasheizungen in Gebäuden werden in drei von vier der hier untersuchten Szenarien so gut wie nicht mehr gebraucht”, kommentiert Verlinden. Sie würden abgelöst durch Wärmepumpen, Solarthermie, Biomasse sowie Nah- und Fernwärme. Dafür brauche es ein EEWärmeG in allen Bundesländern. Baden-Württemberg hat gerade eine verpflichtende kommunale Wärmeplanung für Stadtkreise und große Kreisstädte angekündigt.

Ganz ohne Gas wird es nicht gehen – auch ein Fazit der Metaanalyse. Für Hochtemperaturprozesse in der Industrie, als Flexibilitätsoption im Strombereich oder in manchen Verkehrssektoren werde es weiterhin benötigt. Aus Klimaschutzgründen dürfe dann allerdings kein fossiles Erdgas mehr zum Einsatz kommen, sondern grüner Wasserstoff oder synthetisches Methan – hergestellt aus Ökostrom.

Der Ausbau von Produktionskapazitäten für synthetische Brennstoffe, also Power-to-Gas und Power-to-Liquid-Anlagen, müsse in den kommenden Jahren beschleunigt werden, raten die Analysten. Nur so sei es möglich, die erforderlichen Kostensenkungen über Lern- und Skaleneffekte zu erreichen.

Technologien und Infrastrukturen, die auf fossiles Erdgas ausgerichtet sind, dürften nicht länger subventioniert werden, fordern die Grünen. „Öffentliche Gelder sollen nur noch in Maßnahmen fließen, die uns auf dem Pfad des Pariser Klimaschutzabkommens entscheidend voranbringen“, sagt Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. Es sei essenziell, die Anstrengungen für Energieeinsparung sowie für den zügigen Ausbau von Photovoltaik und Wind zu intensivieren. „Ansonsten drohen Fehlinvestitionen, die uns am Ende teuer zu stehen kommen.“ na


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