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Artenvielfalt geht zurückLandfläche als Grundlage für Ökosysteme schwindet

Hochhäuser vor einem Feld mit Strohballen
Im Zuge einer rasanten Ausdehnung der Städte geht weltweit viel landwirtschaftlich produktive Fläche verloren. (Foto: pxhere / CC0 1.0)

Laut einer Studie schwindet die Landfläche als Grundlage für Ökosysteme und Artenvielfalt rasant und auch landwirtschaftliche Flächen werden immer weniger. Um dem entgegenzuwirken, müssten lokale und globale Handlungen besser ineinandergreifen.

22.01.2019 – Der weltweite Druck auf Landfläche als natürliche Lebensgrundlage habe in den letzten Jahren erheblich zugenommen, warnen die Autoren einer aktuell veröffentlichten Studie des Mercator Institute on Global Commons and Climate Change in Berlin. Sie haben dabei festgestellt, dass Landfläche als Grundlage für Ökosysteme und Artenvielfalt rasant schwindet –  aber auch der Verlust von landwirtschaftlicher Fläche sei in mehreren Teilen der Welt alarmierend. Die Forscher untersuchten die Veränderung der Landnutzung weltweit, hinsichtlich der Artenvielfalt, der landwirtschaftlichen Nutzung, der CO2-Speicherung, sowie der Verstädterung in den Jahren 2000 bis 2010. Die Lage könne nur abgemildert werden, „wenn lokale und globale Handlungen abgestimmt ineinandergreifen“, so ein Fazit der Studie, die in der Fachzeitschrift Global Sustainability erschienen ist.

Dazu müssen die Zusammenhänge erstmal erkannt und benannt werden: Was hat bspw. die Verstädterung in Ägypten oder China mit der Abholzung des Regenwaldes im Amazonas-Gebiet zu tun?

Laut Studie ist der schnellste Artenverlust im Amazonas und in Indonesien zu beobachten. Landwirtschaftliche Fläche schwinde dagegen vor allem in China, Indien, sowie im nördlichen Afrika, während der schnellste Bevölkerungszuwachs in Indien und Afrika südlich der Sahara zu verzeichnen sei. Die Landnutzungsveränderungen stünden damit in direktem Zusammenhang. „In China oder Ägypten geht die rapide Verstädterung auf Kosten wertvoller landwirtschaftlicher Fläche“, erläutert Studienleiter Felix Creutzig die fatale Entwicklung. „Die Landwirtschaft holt sich die Anbaugebiete dann in abgelegenen Regionen wie dem Amazonas zurück – auf Kosten der letzten natürlichen Ökosysteme.“

„Die Verstädterung, die sich lokal verändernden Lebensstile und die Fernwirkung bestimmter Konsumentscheidungen treiben die teilweise bedrohliche Veränderung der Erdoberfläche voran“, warnt indes MCC-Direktor Ottmar Edenhofer und Ko-Autor der Studie. Zuerst sorge die Verstädterung für direkte Eingriffe in Ökosysteme, das gehe auf Kosten landwirtschaftlich wertvoller Fläche. Weniger der Verlust der Landmenge aufgrund der Verstädterung sei besorgniserregend; problematischer sei vielmehr, dass dabei die weltweit landwirtschaftlich produktivste Fläche verloren geht. Am Beispiel Kairo werde das deutlich: Die Ausdehnung der Metropole ins Nildelta und der damit einhergehende Landverlust trage dazu bei, dass Ägypten immer mehr Nahrungsmittel importieren müsse. 

Radikale Änderung der Lebensstile wird notwendig, Konsummuster nachhaltiger gestalten

Zudem sorge die Änderung der Lebensstile und das ungebremste Ansteigen des Bevölkerungswachstums dafür, dass gerade Ökosysteme im weiteren Umkreis der bevölkerungsreichen Gegenden unter Druck geraten. Und schließlich DDie Nachfrage für brasilianisches Soja, niedersächsische Hühnchen oder chinesische Schweine sorgt indirekt dafür, dass große Waldflächen des Amazonas verschwinden. hätten Einschnitte in Ökosysteme auch globale Ursachen, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen sind dabei oft nicht transparent: So sorge etwa die Nachfrage für brasilianisches Soja, für niedersächsische Hühnchen oder chinesische Schweine indirekt dafür, dass immer weitere Waldflächen des brasilianischen Amazonas verschwinden. Welche Bedeutung dieses rieseige Ökosystem für die ganze Welt hat, das hat mittlerweile jeder begriffen. Gleichermaßen sei die Nachfrage nach Palmöl aus Indonesien mit einem drastischen Verlust indonesischer Tropenwälder verbunden. Diese Fernwirkung zeige auch die Mitverantwortung europäischer Konsumenten. „In Europa und Nordamerika würde zum Beispiel ein gemäßigter Konsum von Fleisch- und Milchprodukten schon zum Schutz der Regenwälder beitragen“, so Creutzig.

Einflussfaktor Klimawandel und folgende Wechselwirkungen

Im globalen Vergleich könne festgestellt werden, so die Studie, dass sich die Landfläche bereits durch den Klimawandel verändert. Dazu gehörten bspw. das Ergrünen der sibirischen Tundra, das auch mit erheblicher Freisetzung von Artenverlust ist irreversibelMethan, einem wirksamen Treibhausgas, einhergehe, ein wachsender Verlust landwirtschaftlicher Fläche in Australien durch Dürre oder etwa eine Veränderung der Savanne in Afrika durch neue Niederschlagsmuster. Die langfristigen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf Flora und Fauna ließen sich nur erahnen, Creutzig rät daher dringend zu einem nachhaltigeren Lebensstil: „Artenverlust ist irreversibel und wir brauchen koordinierte Bemühungen bei der Stadtplanung, bei der Ausweitung der Fläche von Nationalparks, und das auf globaler Ebene, indem etwa Artenschutz harmonisiert und verstärkt wird, aber auch gemeinsam geschaut wird, wie wir unsere Konsummuster nachhaltiger gestalten können.“

Doch die demographische Entwicklung und die Abwanderung der Menschen vom Land in die Städte nimmt ihren Lauf. Creutzig rät in diesem Zusammenhang bspw. zu einer optimierten Stadtplanung in sich rasch entwickelnden Ländern – durch kompaktere Bauweise könnte bspw. Land eingespart werden. Wichtig wäre aber wohl auch vor allem die Bemühungen massiv zu verstärken, um die Ursachen der Landflucht zu bekämpfen. na / MCC


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