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Earth Overshoot DayÖkologische Ressourcen für das ganze Jahr verbraucht

Weltkugel komplett bebaut
Wasser, Wälder, Rohstoffe, saubere Luft – wir bedienen uns, als wären die Grundlagen unserer Existenz unendlich. (Foto: Louis Reed auf Unsplash)

Der heutige globale Earth Overshoot Day verdeutlicht, wie maßlos die Menschheit mit ihren natürlichen Ressourcen umgeht und die Ökosysteme erschöpft. Dabei gibt es enorme Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern und Regionen.

02.08.2023 – Seit mehr als 50 Jahren verbraucht die Menschheit mehr Ressourcen als alle Ökosysteme im Verlaufe eines Jahres erneuern können. Am heutigen Mittwoch ist für das Jahr 2023 der globale Erdüberlastungstag, der Earth Overshoot Day. Die Berechnung wird jedes Jahr vom Global Footprint Network (GFN) durchgeführt.

Dabei werden zwei rechnerische Größen gegenübergestellt: zum einen die biologische Kapazität der Erde zum Aufbau von Ressourcen sowie zur Aufnahme von Müll und Emissionen; zum anderen Wälder, Flächen, Wasser, Ackerland und Fischgründe, die die Menschen derzeit für ihre Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. Um ihren Ressourcenbedarf nachhaltig decken zu können, bräuchte die Weltbevölkerung rechnerisch rund 1,7 Erden.

Der Tag ist in diesem Jahr immerhin fünf Tage nach hinten gerutscht: 2022 war er am 28. Juli, 2021 am 29. Juli. „Seit mehr als 50 Jahren werden die natürlichen Ressourcen der Erde ununterbrochen jedes Jahr übernutzt. Immerhin ist es erfreulich, dass die Überlastung seit einigen Jahren kaum noch zunimmt und in diesem Jahr sogar ganz leicht abnimmt. Aber nach wie vor nehmen wir ungefragt einen massiven ökologischen Kredit bei jüngeren und kommenden Generationen auf und schränken ihre künftigen Freiheitsrechte ein“, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch.

Gründe für die so frühe Erdüberlastung sind vor allem der enorme fossile Energieverbrauch, also von Gas, Kohle und Öl, mit viel zu hohem CO2-Ausstoß in Haushalten, Industrie, Flug-, Auto- und Schiffsverkehr, sowie die Massentierhaltung, das Wegwerf-Konsumverhalten und fehlendes Recycling, die Art der Landbewirtschaftung, die Verunreinigung von Böden, Luft und Gewässern. Diese Entwicklung nahm in den letzten gut 50 Jahren ihren dramatischen Verlauf: 1970 ging der Verbrauch der Erdbevölkerung insgesamt noch nicht über das Budget der Erde hinaus.

Verkehr: Bahnfahrten bis zu 28-mal klimafreundlicher als Flüge

Einer der größten Treiber der Klimakrise ist der Verkehrsbereich. Das Flugzeug ist dabei das klimaschädlichste Fortbewegungsmittel. Wenn sich das international von der Luftverkehrsbranche geplante Wachstum von jährlich drei Prozent realisiert, würde allein der Luftverkehr 17 Prozent des noch verbleibenden Emissionsbudgets bis zur 1,5-Grad-Grenze verbrauchen. „Das unterstreicht, warum wir dringend eine Verringerung des Flugverkehrs brauchen“, betont Jacob Rohm, Referent für klimafreundliche Mobilität bei Germanwatch. „Bahnfahrten sind je nach Strecke bis zu 28-mal klimafreundlicher als Flüge, aber bisher oft doppelt so teuer. Die unfairen Steuerausnahmen für den Luftverkehr zu streichen, würde schon heute jährlich vier Milliarden Euro in den Bundeshaushalt spülen. Damit könnten Bahnnetz und -angebote in Europa massiv ausgebaut werden“, so Rohm weiter.

Deutsche Importe vernichten jährlich eine Waldfläche so groß wie Köln

Die Nachfrage nach Futtermitteln wie Soja für die industrielle Tierhaltung oder Biokraftstoffe für die EU sind entscheidende Treiber für die Abholzung der Wälder weltweit. Das bedroht erheblich die biologische Vielfalt und beschleunigt den Klimawandel. So tragen die Importe Deutschlands jährlich etwa zur Abholzung von 43 000 Hektar der Tropenwälder bei – das entspricht ungefähr der Größe einer Millionenstadt wie Köln. Die EU hat jüngst endlich mehrere Instrumente und Vorschriften beschlossen, um ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. So sollen die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte und finanzielle Unterstützung für Partnerländer mit Tropenwäldern das Risiko reduzieren, dass Produkte, die zur Entwaldung beitragen, auf den EU-Markt gelangen.

Deutschland hatte seinen Erdüberlastungstag bereits Anfang Mai

Auch auf Ebene der Nationalstaaten wird der jeweilige Erdüberlastungstag errechnet – in Deutschland war er bereits Anfang Mai und lag damit in etwa gleichauf mit Frankreich und Japan. Das heißt auch, würden alle Menschen so konsumieren wie wir in Deutschland, wären drei Erden notwendig. China indes steht fast einen Monat später beim 2. Juni, Indonesien hingegen beim 3. Dezember. Der Overshoot Day für USA und Kanada ist besonders früh, am 13. März.

„Länder wie Jemen oder Pakistan haben keinen Erdüberlastungstag“, betont Luis Pauly von Greenpeace Bonn. „Trotzdem sind es gerade diese Länder, die schon jetzt besonders unter den Folgen der weltweiten Klima- und Umweltkrise leiden. Machen wir uns ehrlich: Unsere Lebensweise und am Ende unsere Existenz sind wirklich bedroht.“ pf


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