Menü öffnen

Windenergie und NaturschutzSmartes Vogelschutzsystem im Praxistest

Erfolgreich als Rotmilan identifizierter Greifvogel am Testsystem der Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH. (Foto: © Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH)

Um den Ausbau der Erneuerbaren Energien naturverträglich zu gestalten fordern Umweltschutzverbände beim Bau neuer Windkraftanlagen den Vogelschutz miteinzuplanen. Ein Bürgerwindpark testet nun ein kamerabasiertes Vogelschutzsystems in der Praxis.

18.07.2018 – Die Energiewende so naturverträglich und ökologisch wie möglich zu gestalten liegt im Interesse aller Beteiligten. Windenergie ist ein wichtiger Baustein für die Energiewende. Greifvögel wie der in Deutschland häufig vorkommende Rotmilan gehören laut Naturschutzverbänden zu den Vogelarten, die am häufigsten von Kollisionen mit Windkraftanlagen betroffen sind. Für einen naturverträglichen Ausbau der Windkraft fordern Naturschützer daher, dass die Problematik bei der Planung von Vorranggebieten für neue Windenergieanlagen berücksichtigt wird.

Die Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH hat sich dem Thema nun ganz konkret und wissenschaftlich angenommen und geht neue Wege bei der Entwicklung eines kamerabasierten Vogelschutzsystems mithilfe einer neuartigen Bildverarbeitungstechnologie. Seit März dieses Jahres finden in diesem Rahmen Tests mit unterschiedlicher Hardware sowie die Entwicklung einer Basissoftware statt. Ziel ist zunächst die Erkennung der beiden Vogelarten Rotmilan und Mäusebussard – diese wird derzeit mittels einer als neurales Netzwerk bezeichneten „Deep Learning Technologie“ realisiert.

Datenerkennung für Rotmilan und Mäusebussard

Im Rahmen der Entwicklungstätigkeiten wurde in Kooperation mit einem Unternehmen, das sich auf die digitale Bildverarbeitung spezialisiert hat, eine Möglichkeit erarbeitet, vollautomatisch unterschiedliche Vogelarten zu identifizieren. Dabei wurden im ersten Entwicklungsschritt ca. 200.000 Bilder der Vogelart Rotmilan als auch dem in Deutschland sehr häufig vorkommenden Mäusebussard aufgenommen und mittels einer dafür eigens programmierten „Tagging-Software“, also einem teilautomatisierten Datenerkennungssystem, in einer intelligenten Datenbank klassifiziert.

Das Live-Bild des Kamerasystems an der Windenergieanlage wird dann in Echtzeit mit der Datenbank abgeglichen. Bei einer Übereinstimmung der Vogelart soll ein „Tracking des Objekts“ begonnen werden, d. h. der Greifvogel wird so lange „verfolgt“, bis er sich der Windenergieanlage angenähert hat. Anschließend soll eine automatische Abschaltung oder Drehzahlreduzierung der Windenergieanlage erfolgen, um so das Kollisionsrisiko so weit wie möglich zu senken. Die derzeit in Entwicklung befindliche intelligente Software wird dabei eine eigenständige weitere Ergänzung der Datenbank vornehmen, um so die Wahrscheinlichkeit von Fehlauslösungen immer weiter zu reduzieren.

Praxistest im Bürgerwindpark Weißbach

Im nächsten Schritt wird das Vogelschutzsystem ab Herbst im Bürgerwindpark Weißbach getestet. Eine Bürgerenergiegemeinschaft betreibt hier seit Mai 2016 aktiven Klimaschutz. „Fünf moderne Windkraftanlagen des Typs Vestas V126-3.3 mit einer Nabenhöhe von 137 Metern, einem Rotordurchmesser von 126 Metern sowie einer Generatorleistung von zusammen 16,5 Megawatt werden als reines Bürgerprojekt errichtet und produzieren zukünftig jedes Jahr über 34 Millionen Kilowattstunden klimaschonenden Strom,“ erläutert Markus Pubantz, Geschäftsführer vom Bürgerwindpark Hohenlohe. Der Vogelschutz kommt nun hinzu, die Arbeiten rund um das smarte Vogelschutzsystem werden durch Biologen vor Ort begleitet.

Das System ist übertragbar auf weitere Einsatzorte und Vogelarten. Im Praxiseinsatz soll künftig eine individuelle Kombination der Software mit unterschiedlichen Hardwarekomponenten das automatische Erkennen diverser windkraftempfindlichen Vogelarten je nach Anwendungsfall ermöglichen. na / mp


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Hermann Dirr 18.07.2018, 20:57:21

+252 Gut Antworten

Zitat aus dem Artikel: "Eine Bürgerenergiegemeinschaft betreibt hier seit Mai 2016 aktiven Klimaschutz."

 

Wie geht das? Wenn seit 2009, es trotz Betrieb von ca. 30.000 Windkraftanlagen, nicht gelungen ist, die energiebedingten CO2 Emissionen entscheidend zu senken, wie will das diese Bürgerwind Gesellschaft schaffen?

 

Auch diese Summenspiele, "man erzeugt 34 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr" ist reine Augenwischerei.

Wie oft stehen die Anlagen der Bürgerwindgesellschaft still? Wer liefert dann den strom? Ist in diesen Zeiten dreckiger Kohlestrom dann guter Strom?

 

Aber zum Thema, wie will man technisch es schaffen die Anlagen bei Vogelanflug die Anlagen rechtzeitig zu stoppen?

Florian 20.07.2018, 05:44:27

+268 Gut Antworten

Ein solches System könnte Windkraft auch an Standorten ermöglichen bei denen derzeit aufgrund des Vorkommens seltener Greifvögel keine Baugenehmigung erteilt wird. Auch für das Windrad in der Nähe von Braunsbach welches wegen Auflagen hinsichtlich Vogelschutz stillsteht könnte die Nachrüstung einer derartigen Lösung hilfreich sein. Im Allgemeinen scheinen die Vögel mit den Windkaftanlagen ganz gut klar zu kommen, Kollisionen mit Fahrzeugen oder Glasfassaden scheinen häufiger vorzukommen, interessant wären belastbare Zahlen in welcher Häufigkeit Windkaftanlagen tatsächlich Greifvögel gefährlich werden. Die Energiewende ist damit noch nicht am Ende aber wie ich meine auf einem guten Weg.

 

Zum anderen Leserkommentar folgende Anmerkungen: im ersten Halbjahr 2018 wurden nach Berechnungen von Eon fast 100 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom in Deutschland erzeugt, gut die Hälfte davon durch Windkraft. 2017 betrug der Ökostrom Anteil an der Stromerzeugung in Deutschland rund 36%, 2018 können es bereits 40% werden. Wenn das kein Fortschritt ist. Der weiterhin hohe Co2 Ausstoß kommt hauptsächlich von den Kohlekraftwerken vor allem von der Braunkohle. Natürlich werden die Kohlekraftwerke wegen der Abschaltung von Atomkraftwerken stärker genutzt trotzdem wird immer noch sehr viel Kohlestrom Überschuss produziert welcher dann ins europäische Ausland exportiert wird. Etliche Kohlekraftwerke könnten daher abgeschaltet werden aber daran sind deren Betreiber natürlich nicht interessiert....

Jochen Marwede 23.07.2018, 23:04:40

+261 Gut Antworten

Hallo Herr Dirr,

 

Der CO2 Ausstoß in der Stromerzeugung ist durch die Energiewende stark gefallen. Und zwar trotz:

- Abschaltung von 10 AKW

- 50 TWh pro Jahr unnötigen Kohlestromexport

- boomender Wirtschaft

- Zunahme der Einwohnerzahl

 

Das haben die Erneuerbaren im Stromsektor alles kompensiert und zusätzlich noch eine deutliche Senkung des CO2 Ausstosses erreicht.

 

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/energieversorgung/strom-waermeversorgung-in-zahlen#Strommix


Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft