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Fossile ElektrifizierungAfrikas Ausbau Erneuerbarer Energien ist in Gefahr

Windkraftanlagen in Südafrika
Windkraftanlagen in Südafrika. (Foto: Charl Folscher on Unsplash)

Bis 2030 wird sich die Stromerzeugung auf dem gesamten afrikanischen Kontinent wohl verdoppeln – eigentlich eine gute Chance für den Ausbau Erneuerbarer Energien. Doch fossile Brennstoffe könnten den Energiemix weiterhin dominieren.

13.01.2021 – „Es ist unwahrscheinlich, dass Afrikas Strom in diesem Jahrzehnt grün wird“, urteilen Forscher der Oxford-Universität. Zwar werde sich die gesamte Stromerzeugung auf dem afrikanischen Kontinent verdoppeln, jedoch weiterhin fossile Brennstoffe den Energiemix dominieren. Das geht aus einer kürzlich im Fachmagazin Nature Energy veröffentlichen Studie hervor. Aus Sicht der Autoren gefährde diese Entwicklung die globalen Verpflichtungen zum Klimawandel.

Mithilfe einer hochmodernen Technik des maschinellen Lernens haben die Oxford-Wissenschaftler mehr als 2.500 in der Planung befindliche Kraftwerke und ihre Chancen auf eine erfolgreiche Inbetriebnahme untersucht. Das Ergebnis: Der Anteil von Erneuerbaren Energien – ohne Wasserkraft – an der afrikanischen Stromerzeugung bleibt im Jahr 2030 wahrscheinlich unter zehn Prozent.

Damit wiedersprechen die Ergebnisse der Studie dem Narrativ, dass der Kontinent seine hervorragenden Voraussetzungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien gepaart mit den immer weiter sinkenden Preisen für den Ausbau sauberer Technologien nutzen werde. Ein schneller Ausbau regenerativer Erzeugungskapazitäten wird demnach in den nächsten Jahren ausbleiben.

Strombedarf steigt erheblich

Dabei könnte die wirtschaftliche Entwicklung der afrikanischen Länder gerade durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Durch die zunehmende Industrialisierung werde der Strombedarf in den nächsten Jahren auf jeden Fall erheblich steigen, sagt Galina Alova, Studienleiterin und Forscherin an der Oxford Smith School of Enterprise and the Environment.

Im Jahr 2030 könnten fossile Brennstoffe rund zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung in Afrika stemmen. 18 Prozent stammen dann aus Wasserkraftprojekten – und haben ganz eigene Herausforderungen, wie die Forscher betonen. Durch den Klimawandel werden zum Beispiel zunehmend Dürren verursacht, die dann einen negativen Einfluss auf die Stromproduktion durch Wasserkraft haben.

Doch die Forschungsergebnisse machen auch deutlich, dass es starke regionale Unterschiede beim Tempo des Ausbaus Erneuerbarer Energien auf dem Kontinent gibt. So ist die Entwicklung im südlichen Afrika im Vergleich relativ schnell: Allein in Südafrika entsteht rund 40 Prozent der bis 2030 prognostizierten Solarkapazität.

Namibia plant schnellen Ausbau der Erneuerbaren

Der Staat Namibia im südwestlichen Afrika habe sich dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2030 bereits 70 Prozent seines Strombedarfs aus Erneuerbaren Energiequellen zu decken, sagt Calle Schlettwein, namibischer Wasserminister und ehemaliger Finanzminister und Minister für Industrialisierung. Man begrüße die Studie deshalb und sei davon überzeugt, dass dadurch Strategien für einen schnellen Ausbau der Erneuerbaren verfeinert werden können. Außerdem verbessern derartige Forschungsergebnisse auch die Investitionen aus öffentlicher und privater Hand für den Erneuerbaren Sektor.

Je besser die Datenlage für Erneuerbare-Energien-Projekte ist, desto besser sind auch die Risiken einzuschätzen. Zukünftig könnten die Unsicherheiten in Bezug auf den Klimawandel oder wirtschaftliche Einbrüche, wie wir sie nun aufgrund der Corona-Krise erlebt haben, noch besser erforscht werden, so Schlettwein.

Die Forscher der Oxford-Universität zeigen in ihrer Studie auch Möglichkeiten auf, wie geplante Erneuerbaren-Projekte umgestaltet werden können, um ihre Erfolgschancen zu verbessern. Beispiele für Optimierungen sind hierbei eine kleinere Projektgröße, eine angemessene Eigentümerstruktur oder die Verfügbarkeit von Entwicklungsfinanzierung.

Eine CO2-intenstive Energiezukunft verhindern

Für einen entscheidenden Schritt in Richtung mehr Erneuerbare Energien braucht es aus Sicht der Autoren einen erheblichen Schock für das bestehende System. Als Beispiel werden dafür Bau- und Planungsstopps von fossilen Kraftwerken genannt.

Ansonsten könnten die afrikanischen Staaten in den kommenden Jahren schnell in eine CO2-intensive Energiezukunft verwickelt werden. Um das zu verhindern müssten Entwicklungsgemeinschaft und afrikanische Entscheidungsträger nun schnell handeln, so Philipp Trotter, Studienautor und Forscher an der Smith School. Die Entwicklungsfinanzierung müsse deshalb sofort von fossilen Brennstoffen zu Erneuerbaren Energien umgeleitet werden, sodass auf dem gesamten Kontinent kurzfristig Erfahrungen mit Solarenergie- und Windkraft-Projekten gesammelt werden können. Nur so ließen sich jetzt die notwendigen Lernkurveneffekte erzielen. jk


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