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EnergiewendeAuch wirtschaftlich machen Kohlekraftwerke keinen Sinn mehr

Demo vor dem Kohlekraftwerk Neurath der RWE AG
Wie hier in Neurath, demonstrieren immer wieder Klimaaktivsten vor Kohlekraftwerken, um auf deren klimaschädlichen Wirkung aufmerksam zu machen. Neben den Klimaschäden, sind auch die ökonomischen Folgen dramatisch. (Bild: Kohle erSetzen / flickr.com, CC BY 2.0)

Weltweit planen noch immer 60 Länder neue Kohlekraftwerke. Damit setzen die Erbauer über 600 Milliarden Dollar in den Sand, warnt Carbon Tracker. Denn regenerative Energieprojekte sind in allen wichtigen Märkten bereits günstiger.

18.03.2020 – Von den Vereinigten Staaten, über europäische Länder sowie Russland, China und Indien, bis nach Australien – in allen wichtigen Märkten sind neue regenerative Energieprojekte weitaus ökonomischer als der Bau neuer Kohlekraftwerke. Trotzdem sind weltweit in 60 Staaten 1.046 Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 499 Gigawatt (GW) in Planung oder Bau. Der britische Think Tank Carbon Tracker hat nun ermittelt, dass Regierungen und Konzerne mit dem Bau neuer Kohlekraftwerke 638 Milliarden US-Dollar in den Sand setzen. Denn stattdessen könnten Sie auch auf neue regenerative Energieprojekte setzen.

Die Analysten von Carbon Tracker warnen Regierungen und Konzerne davor, dass sich ihre Investitionen möglicherweise nie amortisieren werden, da ein neues Kohlekraftwerk normalerweise 15 bis 20 Jahre braucht, um seine Kosten wieder reinzuholen. Neben den fallenden Preisen für Wind- und Solarenergie machen die steigenden Preise in Emissionshandelssystemen den Kohlekraftwerken zusätzlich das Leben schwer. Den größten Schaden könnte China davontragen. 158 Milliarden US-Dollar riskieren die Chinesen laut Carbon Tracker für Bau und Planung neuer Kohlekraftwerke. Kohleprojekte mit einer Leistung von 100 GW befinden sich dort aktuell im Bau, weitere 106 GW sind in Planung.

Auch bestehende Kohlekraftwerke sind meist unrentabler

Dabei sind in China bereits Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 982 GW in Betrieb. Die Analysten von Carbon Tracker errechneten ebenfalls, dass 71 Prozent dieser Kraftwerksleistung mehr kostet als Bau und Betrieb neuer regenerativer Energieprojekte. In Europa ist sogar 96 Prozent der Kraftwerksleistung unrentabler als der Bau zusätzlicher Erneuerbarer Energien. Weltweit liegt dieser Wert aktuell bei 60 Prozent. 2030 jedoch, schätzen die Analysten von Carbon Tracker, wird der Bau neuer Wind- und Solaranlagen überall auf der Welt rentabler sein als weiterhin existierende Kohlekraftwerke.

Entsprechend warnt Matt Gray von Carbon Tracker: „Der Markt treibt die Energiewende voran, aber Regierungen weltweit wollen nicht hören. Für die Regierungen würde es wirtschaftlich Sinn machen neue Kohleprojekte so schnell wie möglich zu canceln und existierende Kohlekraftwerke progressiv abzuwickeln.“ Laut einer weiteren Analyse von Carbon Tracker schreiben 79 Prozent der europäischen Kohlekraftwerke bereits Verluste.

Deutschlands Pläne sind ökologisch wie wirtschaftlich ebenfalls nicht tragbar

Auch in Deutschland werden existierende Kohlekraftwerke zunehmend unrentabler. So liefen ältere Kohlemeiler im letzten Jahr zum Teil auf Sparflamme, weil sie keinen Gewinn mehr einfuhren. Reichlich günstige Solar- und Windenergie sowie das Europäische Emissionshandelssystem mit einem Preis von über 25 Euro je Tonne CO2 zeigten Wirkung. Trotzdem zieht die Bundesregierung die geplanten Abschaltungen von Kohlekraftwerken bis ins Jahr 2038 – mit vielen Meilern, die erst kurz vor dem endgültigen Kohleausstieg vom Netz gehen müssen.

Damit wird ein von der Kohlekommission ausgehandelter stetiger Pfad ignoriert und laut Experten 40 Millionen Tonnen mehr Treibhausgase emittiert. Auch die ökonomischen Kosten dürften immens sein. Darüber hinaus erhalten die Kraftwerksbetreiber von der Bundesregierung milliardenschwere Entschädigungszahlungen, die Juristen wie Umweltverbände kritisieren und deren Rechtsgrundlage anzweifeln. mf


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