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Energiewende in FrankreichBilanz zum Erneuerbaren-Ausbau in Frankreich

Solarpark in rosa Licht getaucht
Große Solarparks werden vor allem im sonnenreichen Süden Frankreichs gebaut. (Foto: Christian Pinatel de Salvator auf Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Frankreich meldet für 2022 Zubaurekorde bei Windkraft und Photovoltaik. Jedoch ist unser Nachbarland insgesamt weniger ambitioniert beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. 2030 soll Strom aus erneuerbaren Quellen einen Anteil von 40 Prozent erreichen.

14.07.2023 – Frankreich, das heute seinen Nationalfeiertag begeht, verfolgt energiepolitisch eine andere Agenda als Deutschland. Vor allem eines unterscheidet die Nachbarländer: In Frankreich ist die Atomkraft ein wichtiger Pfeiler der Energieversorgung und soll es auch bleiben. Insofern ist das Land beim Ausbau der Erneuerbaren Energien weniger ambitioniert.

Wie weit der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangeschritten ist, hat das Barometer des Deutsch-Französischen Büros für die Energiewende analysiert. Doch zunächst ein Blick auf die selbst gesetzten Ziele.

Frankreich will seine Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 40 Prozent reduzieren und 2050 Klimaneutralität erreichen. Dann soll auch der Endenergieverbrauch um 50 Prozent niedriger sein als 2012 und alle Gebäude auf einen bestimmten emissionsarmen Standard saniert sein. Frankreich setzt weiterhin auf Atomkraft zur Erreichung der Emissionsziele und plant neue Kraftwerke. Derzeit läuft ein Gesetzgebungsverfahren zur Beschleunigung des Kernkraftausbaus. Gesetzeskraft hat inzwischen – Anfang 2023 ein Gesetzes zur Beschleunigung des Ausbaus Erneuerbarer Energien erlangt, das zuvor monatelang im französischen Parlament kontrovers diskutiert worden war.

Für den Erneuerbaren-Anteil am Bruttoendenergieverbrauch strebt das Land 33 Prozent bis 2030, das entspricht 40 Prozent der Stromerzeugung. Zum Vergleich: Deutschland will 2030 80 Prozent seines Stroms aus Erneuerbaren Quellen erzeugen. Bei der Wasserkraft und der Stromerzeugung aus Biogas liegt Frankreich auf Kurs, bei Windkraft und Photovoltaik nicht.

Windkraft und Photovoltaik nicht auf Kurs

Das Ausbauziel für die Windkraft an Land liegt für 2023 bei 24,1 Gigawatt und bei rund 34 GW im Jahr 2028 (Deutschland: 115 GW bis 2030). Ende 2022 betrug die installierte Leistung bei Windkraft an Land 20,6 GW. Windkraftanlagen auf See sollen bis 2028 auf etwa 5 bis 6 Gigawatt Kapazität ausgebaut sein.

20 Gigawatt bis Ende 2023 und bis zu 44 GW bis 2028 sind die Ziele für die Photovoltaik (Deutschland: 215 GW bis 2030). Ende 2022 standen PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 16 Gigawatt im Land der Trikolore.

Die gute Nachricht in diesem Kontext: Windkraft und PV erreichten im Jahr 2022 Zubaurekorde. 2,6 GW PV-Leistungen gingen ans Netz, knapp 2 GW Windkraft an Land und der erste Offshore-Windpark in St. Nazaire mit 480 MW Leistung. Von den neu angeschlossenen PV-Anlagen entfiel über die Hälfte auf Anlagen größer als 250 Kilowatt Leistung (in Summe 1296 Megawatt). Im Kleinanlagensegment bis 9 Kilowatt wurden lediglich 342 Megawatt Leistung installiert.

Strommärkte und Stromnetze in Frankreich

Das Jahr 2022 markiert einen Tiefpunkt für die Kernkraft in Frankreich. Sie lieferte 30 Prozent weniger Strom als im Durchschnitt der letzten 20 Jahre und mit 279 TWh die geringste Stromerzeugung seit 1988. Ursache dafür waren umfangreiche Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten sowie niedrige Pegelstände an Flüssen. Auch die Wasserkraft konnte aus letztgenanntem Grund nur 20 Prozent weniger Strom erzeugen. Steigern konnten Windkraft und PV ihre Erzeugung: auf 37,5 TWh und 18,6 TWh.

Aufgrund der Minderleistung der Kernkraft und weil in Frankreich im Winter anders als in Deutschland viel mit Strom geheizt wird, war die Netzsituation angespannt. Sie wurde durch Importe bewältigt und staatlich koordinierte Energieeinsparungsmaßnahmen. 2022 wurden in Frankreich 445 TWh Strom erzeugt und 459 TWh verbraucht. Damit war Frankreich zum ersten Mal seit 1980 Netto-Stromimporteur, das Gros der Importe fiel in den Zeitraum von Juli bis September.

Biogas und Biomethan

Die Einspeisung von Biogas in die Erdgasnetze hat in Frankreich Priorität. Biogasanlage mit einer installierten Leistung von über 300 Kilowatt müssen in der Regel da Biogas zu Biomethan aufbereiten und in das erdgasnetz einspeisen. Verwendet werden als Substrate zum größten Teil tierische Exkremente und Abfälle. Der Einsatz von Energiepflanzen ist auf maximal 15 Prozent limitiert. Bis 2020 sollen 7 bis 10 Prozent des französischen Gasverbrauchs aus erneuerbarem Gas gedeckt werden. pf


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