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HalbleiterprodukteChipmangel in Erneuerbaren-Industrie spürbar

Halbleiterplatine
Weltweit gibt es derzeit Lieferengpässe bei Halbleiterprodukten. (Foto: Cristian Ibarra auf Pixabay)

Hersteller von Batteriespeichern, Wallboxen und Wechselrichtern bekommen die Lieferengpässe von Halbleitern zu spüren. Wechselrichterhersteller SMA korrigierte sogar seine Ergebnisprognose nach unten. Die EU will die Produktion in Europa ausbauen.

16.09.2021 – Bisher traf der Chipmangel vor allem die Automobilbranche. Die Corona-Pandemie hatte Bestellmengen und Lieferketten durcheinandergewirbelt. Dann brannte es im Frühjahr 2021 in einem für die Autoindustrie wichtigem Halbleiterwerk in Japan. Bei den Autobauern rollen die Autos deshalb nicht so flott vom Band wie sie könnten. Inzwischen schlägt sich der Chipmangel aber in vielen Branchen nieder – Lieferzeiten für Laptops und Musikinstrumente beispielsweise sind mitunter ungewohnt lang.

Auch die Hersteller von Komponenten für Erneuerbare-Energien-Anlagen bekommen die Engpässe zu spüren. Der weltweit agierende Wechselrichterhersteller SMA aus Deutschland korrigierte seine Umsatz- und Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr deshalb nach unten. Als Grund wurde die Unterversorgung mit elektronischen Bauteilen genannt. Fest zugesagte Liefermengen, die nun nicht wie angekündigt geliefert werden, hätten die Situation für SMA wider Erwarten kurzfristig deutlich verschärft. Allerdings ist SMA auch einer der Giganten der Branche mit fast einer Milliarde Euro Umsatz pro Jahr, entsprechend groß ist der Bedarf an Halbleiterfabrikaten.

Bisher können Verzögerungen weitgehend vermieden werden

Bei Tesvolt werden Chips in der intelligenten Batteriemodul-Steuerung der skalierbaren Gewerbespeicher verbaut. Das Unternehmen hat Langzeit-Lieferverträge mit verbindlichen Liefermengen pro Monat. „In diesem Rahmen erhalten wir problemlos unsere Chips. Kleine Lieferverzögerungen von vier bis acht Wochen konnten wir mit vorhandenen Lagerbeständen ausgleichen“, sagt Tesvolt-Geschäftsführer Daniel Hannemann. Er geht auch davon aus, dass die Chips im ersten Quartal 2022 wieder wie gewohnt verfügbar sind. Nach Meinung von Hannemann liegt der Mangel an eingeschränkten Logistikketten von Rohmaterialien für die Chipherstellung. Aber auch Hamsterkäufe könnten zur Knappheit geführt haben.

Auch Solarwatt stellt fest, dass zahlreiche Bauteile aus der Elektronikindustrie momentan nicht in der benötigten Menge verfügbar sind. Das hat auch damit zu tun, dass der Dresdner Solarmodul- und Batteriespeicherhersteller im aktuellen Geschäftsjahr deutlich über Plan läuft, weil die Nachfrage an Photovoltaik-Lösungen für Eigenheime und Gewerbe immer weiter wächst. Im Großen und Ganzen kann Solarwatt aber bisher dank des breiten Netzwerks an Lieferanten die Lieferketten aufrecht erhalten und Verzögerungen weitgehend vermeiden. Was dem Unternehmen darüber hinaus hilft, sind Kooperationen mit verlässlichen und starken Partnern. Um die Versorgung beim Stromspeicher “Battery flex” sicherzustellen, bezieht das Unternehmen die Batteriezellen beispielsweise über die BMW Group. Aufgrund der anhaltend hohen Nachfrage kann Solarwatt aber in den kommenden Monaten Lieferengpässe nicht komplett ausschließen. Besonders betroffen könnten dann Batteriespeicher und Energiemanagement-Systeme sein.

Die BMZ Group agiert weltweit und fertigt Akkus und Batterien für verschiedene Branchen – vom Medizinprodukt bis zum E-Bike. Finanzvorstand und Chefeinkäufer Jörg Dinkat erklärt: „Wir bekommen die Lieferengpässe bei Halbleiterprodukten zu spüren, was sich besonders auf unsere Heimspeicherprodukte auswirkt. Das stellt uns vor Herausforderungen, wir kommen aber bisher ganz gut durch diese Krise.“ Die gegenwärtige Situation hat nach Dinkats Aussage verschiedene Ursachen: Der Markt habe sich deutlich schneller belebt als angenommen, zugleich wachse der Bedarf in allen Anwendungsfeldern – und das global. Es sei nicht auszuschließen, dass sich die Engpässe bis ins Jahr 2022 hineinziehen, jedoch würden viele Unternehmen gerade jetzt große Mengen bestellen und damit die Nachfrage wohl de facto höher sein als der tatsächliche Bedarf.

Europäische Halbleiter-Allianz für mehr Unabhängigkeit

Die Digitalisierung der Energiewende – aber auch die der Industrie, des Gesundheitswesens, der Bildung und weiterer Bereiche – lässt den Hunger nach Halbleiterfabrikaten weiter steigen. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren exponentiell gestiegen. Auf diese Entwicklung hat nun auch die Europäische Union reagiert. Sie will die Halbleiterproduktion zurück nach Europa holen und damit die technologische Souveränität der EU stärken. Nach dem Vorbild der europäischen Batterie-Allianz soll eine europäische Chip-Allianz entstehen, der sich Unternehmen und öffentliche Einrichtungen anschließen können.

Bereits im Frühjahr hatte die Bosch-Gruppe mit der Eröffnung ihres neuen Werkes in Dresden für Aufmerksamkeit gesorgt. Die dort hergestellten Chips werden aber zunächst nur für die eigenen Produkte der Gruppe gefertigt, erst später sollen sie auch im freien Markt erhältlich sein. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte, dass sich auch Bosch nicht der generellen Verknappung bei bestimmten Halbleiter-Bauteilen entziehen könne. Eine kurzfristige Verbesserung der Situation sei aber leider nicht zu erwarten, sondern die gesamte Industrie werde voraussichtlich auf Monate mit dieser unbefriedigenden Situation konfrontiert sein. Petra Franke


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