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CO2-ReduzierungDer europäische Emissionshandel lebt noch

Wer in Europa CO2 in die Luft emittiert, muss dafür ein Zertifikat vorzeigen
Das EU-Emissionshandelssystem ETS sendet ermutigende Rauchzeichen, die Reformen reichen aber noch nicht aus. (Foto: Pierre Châtel-Innocenti, Unsplash)

Viele hatten es nicht mehr für möglich gehalten, aber das EU-Emissionshandelssystem ETS feiert seine Wiedergeburt – zumindest wenn man den gestiegenen Preis als Maßstab nimmt. Dieser liegt derzeit bei 20 Euro pro Zertifikat und steigt weiter.

01.09.2018 – Weitgehend wirkungslos, keine Anreize für den Klimaschutz und hunderte Millionen Zertifikate zu viel auf dem Markt. Das europäische Emissionshandelssystem ETS wurde in den vergangenen Jahren oft und zu Recht als unwirksam bezeichnet. Nun zeigt die neueste Reform vom April dieses Jahres Wirkung und die Preise steigen. Experten sprechen von einer Wiederbelebung des Systems.

Zwar sind noch immer große Überschüsse an Verschmutzungsrechten vorhanden, diese sollen aber schrittweise abschmelzen und ein Großteil ab 2023 gelöscht werden. Zudem können die EU-Mitgliedsstaaten dann freiwerdende Zertifikate, etwa von geschlossenen Kohlekraftwerken, vom Markt nehmen.

Experten sind skeptisch

Ob diese Reform tatsächlich über einen längeren Zeitraum Erfolg zeigt, ist nach Ansicht von Experten wie Agora Energiewende offen. Sie rechnen, wenn überhaupt, erst ab Mitte der 2020er Jahre mit Knappheitspreisen. Europas wichtigstes Klimaschutz-Werkzeug ist also wiederbelebt worden, aber noch nicht gesund.

Allerdings lässt die derzeitige Entwicklung der Zertifikatpreise Hoffnung auf eine schnellere Genesung des Systems zu. Ende der Woche kostete der Ausstoß einer Tonne CO2 in Europa etwa 20 Euro und somit deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren, als die Marke von 5 Euro regelmäßig unterschritten wurde. Seit Jahresbeginn haben die Preise um 120 Prozent angezogen. Das ETS sei in den vergangenen Monaten der „heißeste Rohstoffmarkt der Welt“ gewesen, sagt die Initiative Carbon Tracker.

Die unabhängige Finanz-Denkfabrik hat sich die zukünftige Entwicklung des EU-Emissionshandels genauer angesehen und sagt: Bis 2022 könnte die Marke von 35 bis 40 Euro erreicht sein. Das gelte allerdings nur, solange die EU-Kommission weiter Korrekturen vornehme. Ab 50 Euro werde zudem langsam ein Preisniveau erreicht, das zur Einhaltung der Klimaziele im Pariser Abkommen notwendig wäre.

Noch keine Klimaschutzeffekte

Bisher ergeben sich kaum Klimaschutzeffekte und das hat vor allem zwei Gründe: Zum einen wurden die CO2-Verschmutzungsrechte größtenteils gratis zugeteilt, was sich erst mit der nächsten Handelsperiode 2021 ändert. Zum anderen haben die meisten Konzerne Zertifikate aufgekauft als diese noch billig zu haben waren und werden diese Reserve die nächsten Jahre einsetzen. RWE, größter Kohlendioxid-Emittent des Kontinents, hat dem Vernehmen nach noch ausreichend CO2-Gutscheine bis 2022.

Zudem müssen die anziehenden Preise kein Dauerbrenner sein. Denn Unternehmen und Spekulanten reagieren damit auf die absehbare Knappheit in den nächsten Jahren. Wie stark diese Knappheit aber tatsächlich wird, ist offen. cw


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