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WWF BankenratingDeutsche Finanzhäuser sind nicht auf die Klimakrise vorbereitet

Skyline Banken in Frankfurt mit Windrädern (Fotomontage)
Die größten deutschen Finanzinstitute sind nicht auf die neuen Herausforderungen infolge der Klimakrise eingestellt. Statt in den Ausbau von Energiewende und Klimaschutz zu investieren, wird das Geld der Kunden weiterhin in umweltschädliche und kaum zukunftsträchtige Projekte gesteckt. (Foto: Mark Strobl / Flickr / CC BY 2.0)  

Die Klimakrise setzt die Finanzbranche unter Druck und wird das Kerngeschäft der Banken radikal verändern. Ein Rating der 14 größten deutschen Kreditinstitute macht deutlich, dass sich keine dieser Banken auf die neuen Herausforderungen einstellt.

09.03.2020 – Wie sind Banken auf die Veränderungen durch die Klimakrise – mit den Risiken der Erderhitzung und den Chancen seiner Begrenzung – vorbereitet? Inwieweit gestalten sie die Zukunft mit? Mit seinem ersten Rating großer deutscher Banken hat der WWF Deutschland die 14 größten Kreditinstitute in Deutschland durchleuchtet. Und ist zu einem ernüchternden Ergebnis gekommen: Keine der Banken sei strategisch ausreichend vorbereitet, um die strukturellen Veränderungen in Industrien, die finanziellen Risiken aus sich entwertenden Vermögensgütern durch Wetterextreme und der sich abrupt wandelnden Wirtschaft zu erfassen.

Die Integration von Nachhaltigkeit in den Strategien, im Risikomanagement und bei der Produktgestaltung müssen daher dringend nachgebessert werden, so der WWF. Als Basis einer solchen Bewertung dient den Analysten die vom WWF entwickelte Vision für eine zukunftsfähige Bank 2025. Strategien und Produkte neu zu denken sollte im eigenen Interesse der Finanzinstitute liegen. Banken müssen zum Mitgestalter des Wandels in unserem Wirtschaftssystem werden.

Der Leiter des Bereichs Nachhaltige Finanzsysteme beim WWF Deutschland, Matthias Kopp, findet das Ergebnis des ersten WWF-Bankenrating ernüchternd. „Gemessen an der Dringlichkeit des Handelns sind die großen deutschen Banken weit entfernt von einer systematischen Integration von Nachhaltigkeit in ihren Kerngeschäftsfeldern.“

Strukturelle klimabedingte Risiken werden von den deutschen Banken kaum erfasst und gesteuert, sagen die Analysten. Bestehende Ansätze und Methoden zur Erfassung von Klimarisiken werden nicht angewendet. Dazu zählten etwa die Science Based Target Initiative oder die 2 Degrees Investing Initiative, die Klimaziele nachhaltig mit dem Finanzmarkt verknüpfen.

Das aktuelle Volumen an nachhaltigen Finanzprodukten der untersuchten Banken ist laut Analyse im Vergleich zu den bisherigen konventionellen Produkten äußerst gering. Lediglich ein paar Finanzprodukte, die die Transformation der Industrie unterstützen, werden von wenigen Banken angeboten – das seien aber nur Nischenprodukte.

Umweltzerstörung weiterhin im Angebot

Die Mehrzahl der Banken hätte sich zwar zu internationalen Normen verpflichtet. Und dennoch werden weiterhin klimaschädliche Projekte und Unternehmen gefördert, wie etwa die Finanzierung von Sojaanbau im Amazonas, der Bau neuer Kohlekraftwerke oder Staudämme in Welterbenstätten, bei denen Menschenrechte ignoriert sowie Umwelt- und Kulturzerstörung in Kauf genommen werden. Immerhin hätten einige dieser Banken die von der UN definierten Principles for Responsible Banking unterschrieben, also die Verpflichtung zu einem nachhaltigen Finanzmarkt. Die Umsetzung dieser Prinzipien muss nach Meinung des WWF jedoch erst noch unter Beweis gestellt werden – da auch von diesen Instituten fragwürdige Projekte und Unternehmen finanziert werden.

Die Banken sollten aufwachen

Der Druck auf die Finanzhäuser ist bereits hoch und werde weiter steigen, glauben die Analysten. Die zunehmende Regulatorik in Bezug auf die Integration von Nachhaltigkeit im Risikomanagement der Banken werde zu großen Veränderungen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten im Kerngeschäft der Banken führen. Bankberater könnten bspw. dazu verpflichtet werden, Kunden aktiv über ihre Präferenzen hinsichtlich nachhaltiger Geldanlage zu befragen und entsprechende Produkte anzubieten. Die Umsetzung dieser EU-Regulierung ist für Anfang 2021 geplant.

Die Macht der Verbraucher – Transparenz einfordern 

Auch private Verbraucher hätten Möglichkeiten, um einen nachhaltigen Wandel der Bankenwelt anzustoßen, sagen die Analysten. Wer noch nicht zu einer nachhaltig agierenden Bank gewechselt hat – und die gibt es ja auch in Deutschland – sollte seine Bank jetzt ganz schnell unter die Klima-Lupe nehmen. Im WWF-Bankenrating haben die Autoren dazu einen Fragenkatalog entwickelt, um eine fundierte Entscheidung bei der Wahl der Bank mit ihren verschiedenen Produkten zu treffen. In welche Unternehmen und Branchen investiert die Bank? Bietet sie Sparprodukte an, bei denen die Guthaben zur Finanzierung von nachhaltigen und zukunftsfähigen Geschäftsmodellen von Unternehmen verwendet werden? Wird die Wirkung der getätigten Geldanlagen regelmäßig gemessen? Wie hält es die Bank mit der Transparenz?

Auch die Aufsichtsbehörden rücken Nachhaltigkeitsrisiken weiter in den Fokus, berichtet der WWF. Die europäische Bankenaufsicht (EBA), die EU-Wertpapieraufsichtsbehörde (ESMA) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) arbeiten aktuell an konkreten Vorschlägen und Regulierungen für die Banken. Die BaFin will demnach Nachhaltigkeitsrisken im Risikomanagement der Banken stärker fokussieren, die EBA prüfe jetzt Transparenzpflichten zu derartigen Risiken. Das werde alle Banken gleichermaßen betreffen. Daher raten die Analysten zu deutlich stärkeren Anstrengungen und Zusammenwirken der einzelnen Banken, „um zukünftige Risiken mit geeigneten Instrumenten erfassen und steuern zu können.“ Eine Entwicklung von Methoden und Standardisierungen dieser Methoden sei in Zukunft zwingend erforderlich. Mit dem Rating möchte der WWF den bereits begonnenen Dialog mit den Finanzhäusern fortsetzen. „Wir schlagen zusammen den Pfad zu einem nachhaltigen Bankensektor ein“, so Kopp. na


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