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Neue StudieDie Welt baut weniger neue Kohlekraftwerke

Abgeschaltetes Kohlekraftwerk in Südafrika: Bungeespringen statt Luftverschmutzung.
Abgeschaltetes Kohlekraftwerk in Südafrika: Bungeespringen statt Luftverschmutzung. (Foto: © South African Tourism, flickr.com, CC BY 2.0)

Noch immer bauen Staaten neue Kohlekraftwerke, doch die Zahl nimmt stetig ab: Ein Fünftel weniger Kohlekraftwerke gingen 2018 ans Netz. Trotzdem reicht das nicht. Um die Klimaziele einzuhalten, müssten stattdessen Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

29.03.2019 – Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Kohle der Vergangenheit angehört – darin sind sich die meisten Energieexperten einig. Die Frage ist eher: Geschieht der Wandel schnell genug, um die schlimmsten Klimaveränderungen aufzuhalten? Eine neue Studie gibt Anlass zur Hoffnung. Demnach werden weltweit immer weniger neue Kohlekraftwerke gebaut, seit 2015 ist die Zahl der im Bau befindlichen Meiler um 84 Prozent gefallen. Neu ans Netz gingen 2018 ein Fünftel weniger Kohlekraftwerke verglichen mit dem Vorjahr. Auch beim Baubeginn zeigt sich der Abwärtstrend: Minus 39 Prozent gegenüber 2017.

Kohle ist auf dem Rückzug

„Klimaschädliche Kohle ist in Deutschland und weltweit auf dem Rückzug“, sagt Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl. Die Umweltorganisation hat gemeinsam mit anderen NGOs die Studie herausgegeben. Als Grund für das sinkende Interesse an Kohlekraftwerken nennen sie die immer günstiger werdenden Erneuerbaren Energien, insbesondere Solar- und Windkraftanlagen. Auch das politische und wirtschaftliche Umfeld ändert sich.

31 Länder haben in den vergangenen Jahren einen Kohleausstieg beschlossen und mehr als 100 Institutionen, darunter große Versicherer und Banken, ihre Investments und Finanzierungen in Kohleprojekte eingeschränkt. Wir schnell Kohlekraftwerke aus rein wirtschaftlichen Aspekten ihre dominante Stellung verlieren können, zeigt das Beispiel USA. Von den 2018 weltweit abgeschalteten 31 Gigawatt an Kohlekapazitäten entfiel mit 18 Gigawatt mehr als die Hälfte auf die USA. Das entsprach 45 Kraftwerksblöcken. Trotz der Versuche von US-Präsident Donald Trump kann die Kohlebranche ihr Sterben nicht aufhalten, zugunsten von Fracking-Gas sowie Wind- und Solaranlagen.

In China und Indien tut sich etwas

Auch in China und Indien sanken die Neuzulassungen von Kohlekraftwerken auf ein historisches Tief. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt hatten in den vergangenen zehn Jahren den Bau neuer Kraftwerke fast im Alleingang vorangetrieben. China genehmigte 2018 nur 5 Gigawatt neue Kohlekraftwerke, ein Riesensprung verglichen mit 184 Gigawatt vor drei Jahren. Indien senkte die Genehmigungen von 39 im Jahr 2010 auf weniger als 3 Gigawatt. Allerdings: Viele gestoppte Projekte in der Volksrepublik könnten wieder fortgesetzt werden.

So hoffnungsvoll die Nachrichten sind, so ernüchternd ist deren Einordnung: Für die Einhaltung des 1,5- oder 2-Grad-Ziels reicht der Rückgang nicht aus. Selbst ein kompletter Stopp neuer Kraftwerke ist zu wenig, denn schon mit den bestehenden Kohleanlagen ist das Pariser Klimaabkommen nicht einzuhalten. Die Schlussfolgerung der Umweltorganisationen: „Wir müssen im nächsten Jahrzehnt die Kohlenutzung radikal herunterfahren.“ cw


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