Menü öffnen

MonitoringberichtEnergiemarktanalyse für 2020

Strommast Sonnenuntergang
Der Energiemarkt ist um Umbruch. (Foto: Jplenio auf Pixabay)

Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt sehen keine marktbeherrschende Stellung eines Unternehmens bei der Stromerzeugung in Deutschland. Beim Aufbau der Ladeinsfrastruktur für die Elektromobilität muss der Wettbewerb gestärkt werden.

03.12.2021 – Ein gemeinsamer Monitoringbericht von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt beleuchtet die Entwicklungen im Energiemarkt für das Jahr 2020. Nicht neu ist, dass die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern 2020 ein deutliches Minus verzeichnete: Sie ging um 11,6 Prozent zurück. Insbesondere wurde weniger Strom aus Kohlekraft gewonnen, bei Steinkohle betrug der Rückgang 25 Prozent, bei Braunkohle rund 20 Prozent. Die Corona-Pandemie hatte wie mehrfach berichtet Auswirkungen auf das Geschehen an den Energiemärkten. Durch den zeitweiligen Nachfragerückgang konnten die Energiewendeziele für 2020 erreicht werden. Strom aus Erneuerbaren Energien lieferte einen Anteil von 45 Prozent am Bruttostromverbrauch.

Große Stromerzeuger verlieren Marktanteile

Die sinkende Kohleverstromung im Jahre 2020 spiegelt sich auch in den Marktverhältnissen wider. Der kumulierte Marktanteil der fünf größten Stromerzeuger beim Stromerstabsatz und bei den Erzeugungskapazitäten ist weiterhin rückläufig. 

Die bevorstehenden Kraftwerksabschaltungen aufgrund des Atom- und Kohleausstieges führen zu einer Verknappung der inländischen Erzeugungskapazitäten und damit zu einer verstärkten Bedeutung der verbleibenden großen Kraftwerksbetreiber. Das Bundeskartellamt will deshalb den Markt aufmerksam beobachten im Hinblick auf markbeherrschende Stellungen einzelner Unternehmen.

Derzeit kein Anbieter marktbeherrschend

Der Bericht kommt zu der Schlussfolgerung, dass auf den jeweiligen Endkundenmärkten die gemeinsamen Marktanteile der vier absatzstärksten Strom- und Gaslieferanten deutlich unter den gesetzlichen Vermutungsschwellen für eine marktbeherrschende Stellung lagen. Die Übernahme von Innogy durch Eon habe zwar zu Marktanteilsverschiebungen im Strombereich geführt. Am wettbewerblichen Befund der Behörde hat dies jedoch nichts geändert. Wie in den vergangenen Jahren sei weiterhin davon auszugehen, dass auf den Strom- und Gasmärkten derzeit kein Anbieter marktbeherrschend ist.

Elektromobilität als neuer Teil der Marktbeobachtung

Weil die Elektromobilität mit ihrem steigenden Strombedarf und der dazugehörigen Infrastruktur eine immer größere Rolle im Energiemarkt spielt, betrachtet das Energiemonitoring auch die Strompreise an öffentlichen Ladepunkten, die von Energieversorgungsunternehmen betrieben werden. Laut Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, müsse jetzt dafür Sorge getragen werden, dass sich in diesem Sektor ein wettbewerbsorientierter Markt entwickelt. Das Bundeskartellamt hat in einer Analyse aufgezeigt, dass mehr für einen offenen und diskriminierungsfreien Zugang für Anbieter von Ladeinfrastruktur getan werden müsse.

Einspeisemanagement, Redispatch und Netzreserve

Der fortschreitende Ausbau der erneuerbaren Erzeugung hatte Auswirkungen auf die Maßnahmen der Netzbetreiber zur Wahrung der Netz- und Systemstabilität im Jahr 2020. Obwohl rund 95 Prozent des potenziell erzeugbaren erneuerbaren Stroms auch tatsächlich zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern transportiert werden konnten, stiegen die vorläufigen Gesamtkosten für Netzengpassmanagementmaßnahmen in 2020 moderat auf rund 1,4 Milliarden Euro.

Die Entwicklung bei den Strom- und Gasgroßhandelspreisen bezeichnet der Monitoringbericht als ambivalent. Auf den deutlichen Preisrückgang während der Pandemie folgte ein erheblicher Preisanstieg bis Jahresende, der sich im Jahr 2021 weiter fortsetzte.

Strom- und Gaspreise für Endkunden

Zum Stichtag 1. April 2021 waren die Strompreise für Haushaltskunden im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Prozent gestiegen. Bei den Gewerbe- und Industriekunden war ebenfalls ein Anstieg der Strompreise zu beobachten. Insgesamt konstatiert der Bericht trotz der steigenden Strompreise einen funktionierenden Energiemarkt.

Der Gaspreis für Haushaltskunden stieg zum Stichtag 1. April 2021 um rund sechs Prozent. Bei den Nicht-Haushaltskunden betrug der Anstieg für Gewerbekunden rund 4,8 Prozent und für Industriekunden rund 16,6 Prozent. Ein Grund für die Preissteigerungen war eine Ausweitung der nationalen CO2-Preise auf die Bereiche Verkehr und Wärme. Da die gesetzliche Regelung eine stufenweise jährliche Erhöhung der CO2-Bepreisung bis 2026 vorsieht und auch aufgrund der erheblichen Preissteigerungen auf den Großhandelsmärkten in der zweiten Jahreshälfte 2021, wird in den Folgejahren mit einem weiteren Anstieg des Gaspreises gerechnet. 

Privathaushalte wechseln immer häufiger und in großer Zahl ihre Energielieferanten. In 2020 wurde mit rund 5,4 Millionen Lieferantenwechseln von Haushaltskunden ein neuer Rekordstand erreicht. Auch im Gasbereich gab es mit rund 1,6 Millionen Lieferantenwechseln einen neuen Höchststand. „Dies lässt erkennen, dass die Verbraucher die sich ihnen bietenden Möglichkeiten zum Sparen immer aktiver nutzen“, sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. pf


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft