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Reform des ETS-SystemsEuropäischer Emissionshandel erlangt Grundvertrauen zurück

Trotz der Reform des ETS-Systems wird wohl immer noch keine Knappheit an Zertifikaten entstehen. (Foto: pixabay.com, CC0 Creative Commons)

Nachdem der Europäische Emissionshandel im April reformiert wurde, zeichnet sich nun eine Verbesserung des Systems ab: Der Zertifikate-Preis liegt bei 15 Euro. Damit wurde zwar ein erster Schritt gemacht, weitere Verbesserungen müssen aber folgen.

16.07.2018 – Seit Jahren ist der Preis von Verschmutzungsrechten je Tonne CO2 des Europäischen Emissionshandels (ETS) viel zu niedrig. Regelmäßig unterschritt er sogar die 5-Euro-Marke. Experten forderten deshalb eine grundlegende Reformierung des Systems. Seit Mai dieses Jahres hat sich der Preis nun bei etwa 15 Euro stabilisiert – und das nicht ohne Grund. Im April ist nämlich die jüngste ETS-Reform in Kraft getreten, die kürzlich in einem gemeinsamen Papier von Agora Energiewende und Öko-Institut analysiert wurde.

Das Ergebnis fällt dabei gar nicht so schlecht aus, man sei „vom Wasserbett zur Badewanne“ gelangt. Solch kryptische Formulierung bedarf allerdings einer etwas genaueren Erklärung. Der sogenannte Wasserbetteffekt bezeichnet das Phänomen, dass zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen wie etwa die Stilllegung eines Kohlekraftwerks bisher nur einen sehr eingeschränkten Effekt hatten. Denn freiwerdende ETS-Zertifikate wurden dadurch keineswegs gelöscht, sondern lediglich anderen Emittenten übertragen. Das Ergebnis: Ein enormer Überschuss an Zertifikaten und infolgedessen auch ein viel zu niedriger Preis.

Wasserbett-Effekt wurde zunichte gemacht

Mit der Reformierung wurde dieser Wasserbett-Effekt zunichte gemacht. Von 2023 an werden überschüssige Zertifikate entweder automatisch aus dem Emissionshandels-System gelöscht, oder bei Kraftwerksstilllegungen von den teilnehmenden Staaten entwertet. Dadurch sei aus dem Badewanne mit ÜberlaufventilWasserbett „eine Badewanne mit Überlaufventil geworden“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Über das Ventil könnten überflüssige Zertifikate nun kontrolliert abfließen und damit zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen auch endlich einen Effekt bekommen.

Damit ist immerhin ein erster wichtiger Schritt gemacht. Trotzdem sei laut der Analyse fraglich, inwiefern die ETS-Reform auch zu Investitionen in Technologien zur Emissionsvermeidung animiert. Auch müssten zukünftig Knappheitspreise erreicht werden, um einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung zu fördern.

„Mit der aktuellen Reform des Emissionshandels ist ein wichtiger erster Schritt getan worden, die CO2-Bepreisung wieder zu einem relevanten Teil des klimapolitischen Werkzeugkastens zu machen“, sagt auch Felix Christian Matthes, Forschungskoordinator Energie- und Klimapolitik des Öko-Instituts. „Aber eben auch nur ein erster Schritt, auf den weitere folgen müssen.“

Knappheit an Zertifikaten bleibt wohl trotz Reform aus

So werde die Menge an ausgegebenen Zertifikaten ab der nächsten Handelsperiode zwar jährlich um 2,2 Prozent gesenkt, jedoch könnte trotzdem eine Knappheit ausbleiben. Das liege nicht nur am europaweiten Ausbau der Erneuerbaren Energien, sondern auch an erwarteten altersbedingten Stilllegungen von Kohlekraftwerken sowie dem preisbedingten Trend von der Steinkohle hin zu mehr Erdgas.

Damit steht der Europäische Emissionshandel zurzeit noch nicht vor einem endgültigen Durchbruch. Trotzdem konnte mit der Reform schon jetzt ein Teilerfolg erreicht werden, auf den man nun in der Zukunft aufbauen kann. jk


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