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Klimaziele in GefahrEuropäischer Kohleausstieg stockt

Kohlekraftwerk Belchatów
In Polen, wir hier im Kraftwerk Bełchatów, nahm die Kohleverstromung in den letzten drei Jahren sogar zu. (Bild: Roman Ranniew, flickr, CC BY 2.0)

Für die Pariser Klimaziele erfolgt der europäische Kohleausstieg zu langsam, zeigt eine Analyse. Teures Gas und Wirtschaftswachstum sorgten 2021 sogar für mehr Kohleenergie als im Jahr zuvor. Der Ausbau Erneuerbarer Energien kommt nicht hinterher.

07.02.2022 – Für das Jahr 2019 stimmten die Zahlen noch. Von 596 Terrawattstunden (TWh) im Jahr 2018 auf 451 TWh fiel die Kohlestromproduktion in der Europäischen Union. Nie zuvor musste die Kohleenergie einen so gewaltigen Rückschritt hinnehmen. Auch 2020 ging die Kohlestromerzeugung weiter zurück. Pandemiebedingt sank der Stromverbrauch insgesamt. 2021 wiederum stieg der Stromverbrauch über alle EU-Staaten hinweg wieder auf das Vorpandemie-Level an. Dies geht aus Daten des britischen Think Tanks Ember hervor, der die EU jährlich einer Strommarktanalyse unterzieht.

Das der Stromverbrauch im Zuge der wieder wachsenden Wirtschaftsleistung in Europa zunehmen würde, war abzusehen. Überraschend war jedoch, dass Kohlestrom einen erheblichen Teil zum steigenden Stromverbrauch beitrug. Die Kohlestromproduktion stieg gegenüber 2020 im letzten Jahr von 364 auf 435 TWh. Zwar war der geringe Stromverbrauch 2020 ein Sonderfall. Doch selbst im Vergleich zu 2019 sank die Kohlestromproduktion nur um drei Prozent.

Zum Vergleich: in den zwei Jahren zuvor sank diese um 29 Prozent. Dies ist vor allem auf die extrem gestiegenen Gaspreise in der zweiten Hälfte des letzten Jahres zurückzuführen, wie die Analyse von Ember belegt. Diese zeigt: Ab Juli 2021 ersetzen Erneuerbare Energien und zum Teil Kohleenergie das teurer werdende Gas auf Europas Strommarkt.

Die Gaskrise müsse einen Paradigmenwechsel in der EU einleiten, fordert Charles Moore European Programme Lead bei Ember. „Einsatz ist gefordert, um sicherzustellen, dass der europäische Kohleausstieg voranschreitet. Gesetze sind der einzige Weg, um zu garantieren, dass die Kohlekraftwerke bis 2030 geschlossen werden. Die volatilen Gaspreise haben deutlich gemacht, dass wir uns nicht allein auf den Markt verlassen können“, so Moore.

Zwischen 2019 und 2021 habe der europäische Strommarkt gerade einmal die Hälfte der Emissionen eingespart, die für das Erreichen des 1,5 Grad Ziels vonnöten wären, warnt der Think Tank Ember in seiner Analyse. Die fossilen Energien Kohle und Gas waren 2021 zusammen für 39 Prozent der europäischen Stromproduktion verantwortlich. Das sind gerade einmal zwei Prozent weniger als 2019.

Das sei ein deutlicher Weckruf, so Moore. „Kohle und Gas müssen raus aus dem Stromsystem und das schnell“, sagt Moore. „Um das 1,5 Grad Ziel in Sichtweite zu erhalten, brauchen wir eine massive Steigerung beim Ausbau Erneuerbarer Energien, um sicherzustellen, dass alle fossilen Energien 2035 aus dem Netz sind.“ Zwar geht der Ausbau Erneuerbarer Energien stetig voran, Moore hält aber mindestens eine Verdopplung der jährlichen Ausbauzahlen für nötig.

Der Ausbau Erneuerbarer Energien und Ausstieg aus fossilen Energien sind in Europa indes sehr ungleich verteilt. Spanien, Griechenland und die Niederlande konnten in den letzten drei Jahren im europäischen Vergleich den stärksten Anstieg bei den Erneuerbaren Energien verzeichnen. Spanien und Griechenland fuhren in dieser Zeit jeweils fast die Hälfte ihre Kohleverstromung zurück. Und ebenso wie Spanien, hatte die Niederlande einen deutlichen Rückgang beim Gas zur Stromproduktion zu verzeichnen. In Polen hingegen stieg die Stromproduktion aus Kohle und Gas seit 2019 sogar. Bei der Kohle betrug der Anstieg in den letzten zwei Jahren sieben Prozent und machte damit den für den Klimaschutz positiven Rückgang in Spanien und Griechenland fast zur Gänze zu nichte. mf


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