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FossilexitEuropas planlose Energieversorger

Strommast im Schnee
Die Stromversorgung der Zukunft ist emissionsfrei. (Bild: MeisterBohne / pixabay)

Europas Energieversorger müssen schneller auf Erneuerbare um- und aus fossilen Brennstoffen aussteigen. Einem Bericht zufolge sind die Unternehmenspläne der großen europäischen Energieversorger noch immer nicht im Einklang mit den Klimazielen.

28.01.2022 – Die europäischen Energieversorger tun nicht genug, um aus fossilen Energien aus- und auf Erneuerbare umzusteigen. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der NGO Europe Beyond Coal (EBC) und der Denkfabrik Ember. Geplante Maßnahmen der fossilen Stromversorger Europas seien nicht ausreichend auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtet, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Den Stromsektor dekarbonisieren

EBC und Ember untersuchten in Limited Utility The European energy companies failing on net zero commitments die Pläne von 21 kohleverstromenden Energieversorgern für den klimagerechten Übergang zu einem Erneuerbaren Energiesystem. Dabei verglichen die NGOs die Geschäftspläne der in Europa ansässigen Energieversorger mit den Zielen für den Stromsektor der Internationalen Energieagentur (IEA).

Die IEA-Roadmap für die Dekarbonisierung des Energie- und Stromsektors auf Netto-Null-Emissionen bis 2050 zeigt notwendige Schritte, um die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen. Der Stromsektor soll dabei vorangehen und bereits 2040 keine Emissionen mehr verursachen. Dafür sollen die Volkswirtschaften der Europäischen Union und OECD bis 2030 und weltweit bis spätestens 2040 aus der Kohleverstromung aussteigen, fossiles Gas soll bis 2035 bzw. 2040 auslaufen, und der Anteil Erneuerbarer Energien zwischen 2020 und 2030 global verdreifacht werden.

Der Bericht zeigt, dass die bisherigen Pläne der großen fossilen Energieversorger nicht mit den Klimazielen in Einklang stehen. Nur 16 der 21 Unternehmen haben sich demnach grundsätzlich dem Netto-Null-Emissionsziel bis spätestens 2050 verpflichtet. Von ihnen planen jedoch wiederum nur neun, bis 2030 aus der Kohle auszusteigen. Noch offensichtlicher werden die Probleme bei fossilem Gas. Keiner der 21 Energieversorger hat demnach vor bis 2035 die Nutzung von fossilem Gas zur Stromgewinnung zu beenden, wie von der IEA gefordert.

Es klafft eine Lücke zwischen Ambitionen und Taten

Erneuerbare Energien sollen laut dem Bericht zwar deutlich ausgebaut werden. Doch auch diese Ausbauziele erreichen nicht die Minimum-Forderungen der IEA für das Erreichen der Klimaziele. Die Wind- und Solarkapazität der 21 Energieversorger soll sich zwar in diesem Jahrzehnt vervierfachen, was einem Anstieg von 88 GW im Jahr 2020 auf 428 GW im Jahr 2030 entspricht. Doch die laut IEA minimal notwendige Ausbaugeschwindigkeit entspräche einem anwachsen der Kapazitäten um das sechsfache. Der Bericht zeigt auch, dass der Einsatz und Veränderungswille der Unternehmen gerade im Bereich des Erneuerbaren-Ausbaus sehr unterschiedlich ausfällt. Zudem scheinen gerade einige der Energieversorger, die besonders in Wind- und Solarenergie investieren, die notwendigen Ausstiegsfristen für fossile Brennstoffe zu ignorieren.

Der deutsche Energieversorger RWE macht hier keine Ausnahme. Im Energieversorgervergleich liegt RWE europaweit auf Platz eins der größten CO2-Emittenten. Zwar investiert RWE auch in Erneuerbare, aber eben nicht genug. Ein Ausstiegsdatum für fossiles Gas gibt das Unternehmen nicht an, und bisher gibt es keine Anzeichen für einen Kohleausstieg vor 2038.

„Netto-Null-Versprechen sind schnell gemacht. Entscheidend ist jedoch, ob die dazu notwendigen Zwischenziele formuliert und dann auch dementsprechend umgesetzt werden“, so Kaarina Kolle von der European Climate Foundation, eine der Hauptautorinnen des Berichts. „Die Unternehmen wissen sehr genau, welchen Beitrag sie leisten müssen, damit das 1,5-Grad-Ziel nicht völlig unerreichbar wird. Die klaffende Lücke zwischen ihren ‚Ambitionen‘ und dem, was sie tatsächlich zu leisten beabsichtigen, ist besorgniserregend." jb


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Kommentare

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Stephan Geue 29.01.2022, 18:47:17

Vor einiger Zeit las ich irgendwo einen Artikel, in dem kritisiert wurde, dass Eigentümer von Ölheizungen verpflichtet werden sollten, diese bis zu irgendeinem ultimo auszubauen und auf Wärmepumpen umzusteigen. Der Autor betonte "ausbauen" und "umsteigen". Weder kritisierte er Wärmepumpen noch forderte er, weiterhin Ölheizungen als einzige installierte Heizung weiterzubetreiben.

 

Seine Kritik entzündete sich daran, dass Wärmepumpen ab dem Unterschreiten einer bestimmten, vermutlich fabrikatspezifischen Temperaturgrenze ohmsch betrieben würden, also als rein elektrische Heizung ohne Nutzung des Kompressions-, Wärmeaustausch- und Entspannungsprozesses, weil der bei sehr niedrigen (Außen-)Temperaturen kaum noch was bringt, jedoch die ganze Mechanik weiterhin betrieben und verschlissen wird. Er meinte - zu Recht, wie ich finde -, dass damit die Energienetze genau dann am stärksten durch die solcherart beheizten Haushalte beansprucht würden, wenn es am dringendsten sei, sie zu schonen. Vor zwei Jahren gab es einen windigen Winter; die EE lieferten mehr als im Sommer. Wenn wir den Ausbau der EE mit einem ähnlichen Verhältnis zwischen Wind und PV vorantreiben wie bisher, spricht unter solchen Umständen nichts dagegen, Wärmepumpen so zu betreiben, wie das derzeit praktiziert wird, also bei Kälte auf elektrisches Heizen umzusteigen. Dummerweise geht intensive Kälte jedoch eher mit Inversionslagen wie in diesem Januar einher, und da weht kein Wind. Und solar kommt auch nichts. Hier setzte sein Plädoyer gegen eine Deinstallation der Ölheizungen ein, denn genau jetzt würden sie die Netze entlasten.

 

Und nun meine Frage zum Artikel: Warum sollen Energieversorger dekarbonisieren? Da EE Vorrang haben, beschneidet ihnen jedes zusätzliche Windrad ohnehin die Brennbetriebsstunden. Woher soll aber selbst bei einem doppelten und dreifachen Ausbau von Wind und Solar gegenüber jetzt der Strom kommen (ohne Gas und ohne unvorstellbar gigantische Stromspeicher), wenn Januar 2022 ist?


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